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Elke versteht das

Titel: Elke versteht das
Autoren: Wolfgang Brenner
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Bewegungsfreiheit. Aber du bist ja auch ein paar Jahre älter als ich.«
    Dabei war der Altersunterschied zwischen ihnen nicht der Rede wert. Umso mehr ärgerte sich Schmalenbach. Natürlich bekam Elke
     nachts Hustenanfälle, sie hatte Gänsehaut und zitterte. Schmalenbach deckte sie zu – und war hellwach. Zudem begann er dann
     auch zu frieren, trotz Schal, Strümpfen und Gesundheitsunterwäsche. Er kam sich vor wie ein Eskimo in einem Swingerclub. Falls
     er dann gegen Morgen noch einmal einschlief, fand er dennoch keine Ruhe: Ab halb sechs begann Elke zu niesen. Um halb sieben
     klingelte der Wecker. Schmalenbach stand todmüde auf.
    »Du siehst in letzter Zeit aus, als würdest du kein Auge zutun«, sorgte sich Pfeifenberger.
    Schmalenbach tat einen tiefen Seufzer: »Elke lässt mir nachts keine Ruhe.«
    Pfeifenberger war etwas verwirrt. »Sprichst du von der gleichen Elke, die auch ich kenne?«
    »Es ist nicht das, was du meinst. Unser Sexleben ist ausgeglichen und harmonisch. Wir lassen nichts aus, wir übertreiben es
     aber auch nicht. Mehr möchte ich dazu jetzt nicht sagen.«
    Das verstand sogar Pfeifenberger. Er schwieg andächtig und machte sich so seine Gedanken.
    »Ich weiß, was du jetzt denkst«, sagte Schmalenbach. »Du glaubst, wir haben Probleme im Bett.«
    »Ich? Wie käme ich dazu? Und wenn – es würde mich doch nichts angehen.«
    »Eben«, sagte Schmalenbach und schlug vor, das Thema zu wechseln. Also kam Pfeifenberger auf Hartz IV zu sprechen.
    »Elke schläft nackt«, unterbrach ihn Schmalenbach schon nach wenigen Sätzen. »So, jetzt ist es raus. Jetzt weißt du’s.«
    »Und was ist so schlimm daran?«
    »Sie hustet die halbe Nacht. Und sie macht sich lustig darüber, dass ich einen Schlafanzug trage.«
    »Weiber«, sagte Pfeifenberger verächtlich. »Was ist schon dabei, einen Schlafanzug zu tragen? Als ob es darauf ankäme. Ich
     trage auch einen Schlafanzug. Wenn es allerdings zur Sache geht, dann schlackert Carola nur noch mit den Ohren, kann ich dir
     sagen   …«
    So genau hatte Schmalenbach es gar nicht wissen wollen. Aber Pfeifenberger kam nun erst recht in Fahrt: »Die Frauen wissen
     gar nicht, was sie an uns haben. Wir schlafen in Schlafanzügen. Na und? Sind wir deshalb nur halbe Männer? Dafür bleiben wir
     das ganze Jahr über gesund und morgens erheben wir uns ausgeschlafen.«
    Das waren aufbauende Worte. »Genau!«, sagte Schmalenbach und schlug die Faust auf den Tisch.
    »Da gibt es ganz andere Kandidaten. Von Germersheimer wird erzählt, er trage sogar noch Gesundheitswäsche unter dem Schlafanzug«,
     vertraute Pfeifenberger ihm an. »Da sind unsere Frauen doch noch gut bedient.«
    »Das meine ich auch«, sagte Schmalenbach etwas kleinlaut.
    »Und im Winter hat er seiner Frau sogar einen Schal und Socken zugemutet. Kein Wunder, dass sie mit einem jungen Hengst durchgebrannt
     ist.«
    »Kein Wunder«, sagte auch Schmalenbach. Das Gespräch mit Freunden brachte auch nicht immer die erhoffte Befreiung. »Carola
     muss ja nicht unbedingt wissen, dass ich dir erzählt habe, dass Elke nackt schläft«, bat er Pfeifenberger zum Abschied.
    »Auf mich kannst du dich verlassen«, beteuerte Pfeifenberger. »Im Übrigen weiß Carola es schon längst. Elke hat es ihr erzählt.«
    Schmalenbach lief es eiskalt den Rücken herunter. »Was hat sie denn sonst noch erzählt?«, fragte er bang.
    »Sonst nichts«, behauptete Pfeifenberger. Aber Schmalenbach sah ihm an, dass Elke ihrer Freundin Carola alles erzählt und
     weder die Gesundheitswäsche noch die Socken ausgelassen hatte. Was für eine Demütigung!
    Als Schmalenbach nach Hause kam, machte sich Elke gerade bettfertig. »Wie ich höre, hast du deiner Freundin Carola erzählt,
     wie wir schlafen.«
    »Ja, und?«
    »Es geht niemanden etwas an, dass ich nachts manchmal Gesundheitswäsche und Socken trage!«
    »Aber Schatz, das tun doch viele. Germersheimer, zum Beispiel, der hat doch   …«
    »Ich bin aber nicht Germersheimer!«, brüllte er.
    In dieser Nacht schlief Schmalenbach zum ersten Mal nackt. Morgens hatte er Fieber und Schüttelfrost und bekam kein Wort heraus.
     Er hörte, wie Elke mit Carola telefonierte. »Schmalenbach ist furchtbar erkältet. Dabei habe ich ihm gesagt, du kannst bei
     diesen Temperaturen nicht nackt schlafen, wenn du’s nicht gewöhnt bist. Aber du weißt ja, wie die Kerle sind, wenn sie sich
     etwas in den Kopf gesetzt haben.«
    Immerhin: Sein guter Ruf war wiederhergestellt. Nach einem
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