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Eliteeinheit Luna-Port

Eliteeinheit Luna-Port

Titel: Eliteeinheit Luna-Port
Autoren: K. H. Scheer
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daß der Bomber anstatt der US-Kennzeichen den roten Stern zeigte.
    Ich sah es erst, als ich schon am Seil hing und von der Winde hochgezogen wurde. Ich stierte weiterhin auf die roten Sterne, bis über mir das dunkle Loch auftauchte. Kräftige Fäuste stellten mich auf die Beine, und als sich meine Augen einigermaßen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, bemerkte ich sofort unseren lieben Hannibal.
    So ein schafsdämliches Gesicht hatte ich selten gesehen, das können Sie mir glauben. TS-19 zeigte die Mimik eines schwer gereizten Bluthundes, und ich überlegte krampfhaft, ob es wohl einen Sinn hätte, zur Waffe zu greifen. So standen wir in dem Raum, der plötzlich von dem brüllenden Gelächter eines uniformierten Mannes erfüllt wurde.
    Der Mensch hatte aber auch ein Organ, daß sich mein unterbewußter Verstand unwillkürlich nach einem Paar Ohrenschützer sehnte. Er stand vor einer schmalen Schiebetür und lachte, daß ihm Tränen über die Wangen liefen.
    Ansonsten zeigte er eine kräftige, untersetzte Figur, die obendrein noch in der blitzsauberen Galauniform eines russischen Generalstabsoffiziers steckte. Die breiten, ziemlich protzig wirkenden Schulterstücke bewiesen einwandfrei, daß unser Gastgeber im Range eines Obersten der russischen Raumabwehr-Garde stand.
    „Ein Iwan, hast du Töne“, wisperte Hannibal entgeistert.
    Unser Oberst überschlug sich bald, und die beiden Flieger in den blaugrünen Plastikkombinationen grinsten derart impertinent, daß mir langsam übel wurde. Außerdem hatte ich so das komische Gefühl, als würden sich die Leute auf unsere Kosten amüsieren.
    Das Luk hatte sich längst geschlossen, und damit waren wir von der Außenwelt abgeriegelt. Am stärker werdenden Geräusch der Landungsrotoren und am ansteigenden Druck merkte ich, daß die Maschine Fahrt aufnahm, um den erforderlichen Luftstrom in die gähnenden Mäuler der Staustrahl-Triebwerke zu bekommen.
    Immer noch lachend, öffnete der Oberst die Tür und schubste uns auf eine Rolltreppe, die uns in wenigen Augenblicken steil nach oben brachte. Dann kam ein Förderband, danach eine kleine Druckschleuse, und schließlich landeten wir in einer luxuriös ausgestatteten Kabine, die sogar runde Fenster hatte.
    Dieser seltsame Oberst hatte bisher noch kein Wort gesprochen. Dafür nickte er in Richtung eines kaum sichtbaren Fernsehauges, und schon nahm der Bomber Fahrt auf, daß ich mit voller Wucht in den Schaumplastiksessel fiel.
    Es schien Ewigkeiten zu dauern, bis die harte Beschleunigung endlich nachließ. Der Himmel war dunkelrot und violett geworden; ein Zeichen dafür, daß die Piloten wenigstens auf sechzig Kilometer Höhe gegangen waren.
    Es erfolgte nochmals eine atemberaubende Beschleunigung und dann schien die Maschine ihre Reisegeschwindigkeit erreicht zu haben. Die Verhältnisse wurden normalisiert, und ich kam endlich dazu, mich aus dem Sessel aufzurichten.
    „Wenn das eine Entführung war, dann ist sie Ihnen zweifellos gelungen“, sagte ich reichlich unfreundlich. „Dürfte ich um nähere Erklärungen bitten?“
    Sein breitflächiges Gesicht verzog sich weinerlich. Dann meinte er:
    „Schade, Major, nun haben Sie mir die ganze Freude genommen.“
    „Wieso? Sind Sie krank?“ bellte unser Zwerg.
    Der Russe schmunzelte schon wieder. Natürlich beherrschte er die Situation, und wir wußten noch immer nicht, was wir von dem ganzen Zauber zu halten hatten. Dazu wäre zu sagen, daß sich die riesige Sowjetunion weder den Vereinigten Staaten von Europa noch dem Großasiatischen Staatenbund angeschlossen hatte. Es war nach wie vor eine völlig autarke Großmacht, deren Landgebiete sowohl nach Europa, als auch nach Asien hineinreichten.
     Die Politik des Landes war seit 1978 weitgehend auf innenpolitische Dinge eingeengt worden. Man kümmerte sich wenig um die Belange und Streitigkeiten der westlichen und asiatischen Welt, jedoch stand es fest, daß man in Moskau sehr wohl die akut gewordene Gelbe Gefahr erkannt hatte.
    Besonders die Lage zwischen Moskau und den USA hatte sich weitgehend entspannt, und mit Europa fand ein reger Handelsaustausch statt. Nun, wir hatten durchaus nichts dagegen, daß die Russen absolut selbständig geblieben waren. Trotzdem waren noch immer Mißtrauensbeweise und Vorsichtsmaßregeln an der Tagesordnung, da man niemals ganz genau wußte, wem die Leute nun ihre Sympathie schenkten.
    So war es also nicht verwunderlich, daß wir unseren Gastgeber mit gemischten Gefühlen ansahen. Er konnte
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