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Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel

Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel

Titel: Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel
Autoren: Thomas Kanger
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zeigen«, sagte John Rosén. »Auch wenn die Berichterstattung etwas unfreundlich ausfallen dürfte.«
    »Das war einmal zu viel«, meinte Enquist. »Journalisten haben nicht gerne das Gefühl, ausgenutzt zu werden.«
    »Nein«, sagte Elina. »Da muss man nur Agnes Khaled fragen.«
    »Uns trifft in dieser Sache keine Schuld«, meinte Henrik Svalberg. »Die Sicherheitspolizei hat das Vertrauen in die Polizei verspielt, als sie das Video zeigte. Das war ein Fehler.«
    »Die Journalisten entscheiden selbst«, meinte Rosén. »Niemand zwingt sie zu verbreiten, was wir wollen.«
    »Wie auch immer. Die Kollegen von der Sicherheitspolizei und nicht wir haben diesen Fehler begangen«, meinte Svalberg.
    »Fehler?«, sagte Elina. »Vielleicht.«
     
    Die Weihnachtsfeier sollte um sieben Uhr in der Kantine des Präsidiums beginnen. Um Viertel vor sechs stand Elina unter der Dusche. Die Kleider, die sie anziehen wollte, hatte sie schon auf dem Bett bereitgelegt. Schwarzer Rock, Schuhe mit Absätzen, ein smaragdgrünes Top und eine schwarze Jacke. Sie erhoffte sich nicht sonderlich viel von dem Fest. Im Jahr zuvor hatten ihr ein paar Kollegen von anderen Dezernaten etwas zu deutliche Avancen gemacht, als dass es am Tag darauf noch angenehm gewesen wäre. Außerdem hatte sie versprochen, nüchtern zu bleiben, falls jemand auf den Fahndungsaufruf in den Medien reagierte. Aber Kärnlund würde verabschiedet werden, und deswegen war sie gezwungen hinzugehen. Elina würde er fehlen.
    Sie legte Make-up auf und machte sich fertig. Es war halb sieben, sie konnte sich Zeit lassen. Sie schaltete ihren Computer ein, um zu sehen, ob sie eine E-Mail bekommen hatte. Fast reflexmäßig schaute sie nach, welche Dokumente sie zuletzt geöffnet hatte. Die Reihenfolge stimmte. Dieses Mal gab es keinen Grund, Verdacht zu schöpfen.
    Sie starrte auf den Computer. War wirklich jemand an jenem Tag in ihrer Wohnung gewesen? Sie dachte an die Ermittlung. Sie hatte versucht, gründlich zu sein. Aber was hatte sie eigentlich unternommen, um weiterzukommen? Sie hatte nach Zusammenhängen gesucht, nach Dingen, die die verschiedenen Menschen verbanden. Als sich der Kreis geschlossen hatte, hatte sie Bescheid gewusst. Da hatte sie die anderen dann überzeugen können. Der Zusammenhang war das Wichtige.
    Ein neues Gefühl überwältigte sie. Sie hatte einen Zusammenhang übersehen. Einen klar ersichtlichen, unverhüllten Zusammenhang. Vor ihren Augen. Es war sogar davon die Rede gewesen. Er bestand ganz offensichtlich, sie hatte ihn bloß noch nicht unter die Lupe genommen. Aber worin bestand er? Die Lösung lag ihr wie eine Münze auf der Zunge. Wenn sie nur den Mund öffnete, so würde sie ihr funkelnd in den Schoß fallen.
    Sie öffnete den Mund, als sei das wirklich möglich. Was? Wann? Es war so selbstverständlich gewesen, dass sie nicht einmal reagiert hatte. Aber sie bekam trotzdem nicht zu fassen, was es war.
    Um Punkt sieben gab sie auf. Ihr Kopf entzog sich jeglichem Zwang. Sie zog einen Mantel über, nahm den Stoffbeutel mit den hochhackigen Schuhen und verließ ihre Wohnung.
     
    Rote Tischdecken, ein Päckchen an jedem Platz, Girlanden an der Decke, ein Weihnachtsbaum in der Ecke und das Geräusch angeregter Unterhaltungen empfingen sie. Sie ging auf Henrik Svalberg zu, der mit einem Glas Wein in der Hand dastand.
    »Nimmst du auch eins?«, fragte er.
    »Ich trinke erst einen Schluck nach dem Essen. Telefonbereitschaft für die Hinweise, du weißt schon.«
    »Es scheinen alle da zu sein.«
    »Ich habe gehört, dass die Ordnungspolizei nur einen Notdienst hat. Eine Streife soll nach zehn am Bergslagsvägen Alkoholkontrollen durchführen. Vermutlich wird heute vielerorts gefeiert. Aber du hast schließlich nichts zu befürchten.«
    Um Viertel vor acht setzten sich alle zu Tisch. Svalberg nahm neben ihr Platz. John Rosén ihnen schräg gegenüber. Axel Bäckman und ein weiterer Mann traten an den Tisch.
    »Darf ich mich dazusetzen?«, fragte Bäckman.
    »Natürlich«, erwiderte Rosén.
    »Kennt Ihr Gunnar Pettersson schon?«, fragte Bäckman und deutete auf seinen Gefährten. »Er ist hier bei uns bei der Sicherheitspolizei. Gunnar und ich haben viele Jahre lang zusammengearbeitet.«
    Die anderen nickten ihm zu. Sie kannten ihn vom Sehen, aber niemand hatte mit ihm beruflich zu tun gehabt.
    »Ich war heute Nachmittag bei dir im Büro«, sagte Bäckman zu Elina, »aber du warst schon weg.«
    »Ich bin etwas früher gegangen als sonst«, erwiderte
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