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Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Titel: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin
Autoren: Jana Paradigi
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Schultern hinaus auf den Gehweg. Während er gemessenen Schrittes auf das Eingangsportal zuging, teilte sich die Masse, als wiche sie vor seiner bloßen Aura zurück.
    Ausstrahlung hatte nicht nur etwas mit Äußerlichkeiten zu tun. Sie entströmte dem Kern eines jeden Wesens. Beutetiere erspürten, ob ein Jäger hungrig oder statt war; sie erfassten instinktiv, ob seine Präsenz Gefahr bedeutete. Die Sinne des Menschen waren dahin gehend deutlich weniger geschult. Und doch gab es Momente, in denen diese Art der Kommunikation unbestritten funktionierte. Tanner quittierte die ihm zuteilwerdende Aufmerksamkeit mit einem amüsierten Lächeln.
    Im verzweifelten Kampf gegen den Krebs hatte er sich in den letzten Wochen immer mehr zurückgezogen, gesellschaftlich wie emotional. Statt sich bei ausschweifenden Partys zu vergnügen, hatte er sich abwechselnd in die neuesten medizinischen Fachartikel und Abes Unterlagen vertieft. Doch nun, da die Hoffnung auf Leben wiedererwacht war, regte sich auch das alte Verlangen und wollte gestillt werden.
    Voller Tatendrang betrat Tanner das »Duvet«, hielt zielstrebig auf die in Eisoptik gehaltene Bar zu, schob ein paar Geldscheine über den Tresen und sicherte sich damit eines der Separees. Der Barkeeper servierte ihm seinen gewohnten Cocktail – einen
Purple Haze
mit Grey Goose Wodka, einem Schuss Chambord, Cranberrysaft, Limetten und Zucker. Tanner nippte und inspizierte dabei das herumziehende Volk, als wäre es zum Abschuss freigegebenes Jagdwild.
    Grey Goose war eine Erfindung des mittlerweile verstorbenen Spirituosenkönigs Sidney Frank. Er hatte diese Sorte Wodka extra für den amerikanischen Markt entwickelt, in Frankreich aus besten Zutaten herstellen lassen und das Geschäft nach nur knapp einer Dekade für sage und schreibe zwei Milliarden Dollar an einen Großkonzern verkauft. Saul Tanner hatte etwas von Frank gelernt: Wer Geld besaß und es vermehren wollte, tat gut daran, sich mit Menschen seines Schlages zu umgeben. Zumindest tagsüber. Nachts galten andere Regeln.
    Zwischen den gut betuchten Pärchen, die im »Duvet« ihren eingeschlafenen Beziehungen wieder Pep verleihen wollten, gab es jede Menge rehäugige Mädchen zwischen Anfang und Mitte zwanzig, die auf ihre große Chance warteten. Sie waren Opfer, und nach Tanners Geschmack durften sie nicht älter sein. Davon hatte er bereits eine Version bei sich zu Hause hocken. Dass seine Gespielinnen demnach auch seine Töchter hätten sein können, kümmerte ihn wenig. Im Gegenteil, er genoss diese süßen Früchte, als wären sie ein fleischgewordenes Verjüngungselixier. Tanner ergötzte sich an der makellosen Haut, dem vor Energie sprühenden Wesen und den noch überschäumenden Träumen.
    Eine große, schlaksig wirkende Blondine in knappem Lack-Outfit erregte seine Aufmerksamkeit. Sie war mit zwei Freundinnen gekommen, die sich bereits je einen zahlungskräftigen Herrn an der Bar geangelt hatten. Nun stand sie allein und leicht x-beinig an einem der Bistrotische und erinnerte ihn an ein Giraffenjunges an der Tränke. Ihre Hände umklammerten ein leeres Cocktailglas. Perfekt.
    Tanner bestellte sich einen zweiten
Purple Haze
, dazu eine Flasche Moët Chandon rosé Brut Impérial und schritt mit Gläsern in der Hand und Kühleimer unter dem Arm auf das Mädchen zu.
    »So schön und noch allein?«, fragte er und bedachte sie mit einem offen begehrlichen Blick.
    Ihre Antwort erschöpfte sich in Kichern, gefolgt von einem verschämten Augenaufschlag. Tanner stellte die Getränke ab. Dann ließ er den Champagner gekonnt in einen der Kelche fließen, schob dem Mädchen das Glas zu und hob seinen Drink. »Auf dein Wohl, Engelchen!«
    Als sie anstießen, versank sein Blick in ihrem Ausschnitt und labte sich an den wohlgeformten Kurven, um anschließend tief in ihre ozeanfarbenen Augen zu tauchen. »Sag mir deinen Namen«, verlangte er mit rauer und doch samtener Stimme, nahm ihre Hand und hauchte einen Kuss darauf.
    »Warum? Ich kenne Sie doch gar nicht«, wehrte die Blondine ab. Doch es war ein halbherziger Versuch.
    »Damit ich die Göttin lobpreisen kann, die mir ihr Ebenbild so gnädig erscheinen lässt.« Seine Lippen wanderten über ihren Handrücken, den Zeigefinger entlang bis vor zur Spitze.
    Die junge Dame errötete. »Maja«, flüsterte sie. »Ich heiße Maja.«
    »Ein wahrlich treffender Name, den auch die hübscheste Tochter eines Titanen getragen hat: Atlas’, des Vaters der Plejaden und Hyaden, der zur Strafe
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