Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elfensturm (Mithgar 04)

Elfensturm (Mithgar 04)

Titel: Elfensturm (Mithgar 04)
Autoren: Dennis L. McKiernan
Vom Netzwerk:
Rücken zur Wand. Ihr schulterlanges, hellbraunes Haar war in einem Zopf zusammengefasst und sie musterte Jinnarin aus halb geschlossenen grünen Augen. Die kleine Fuchsreiterin lag auf der Koje und mit dem Rücken zur Wand gegenüber. »Atmet tief und entspannt Euch«, murmelte Aylis. »Schaut in die Kerzenflamme. Konzentriert Euch darauf, bis Ihr nichts anderes mehr wahrnehmt. Dann schließt die Augen und bewahrt das Bild der Flamme in Eurem Geist. Es wird langsam verblassen, und während es das tut, stellt Euch eine friedliche Szene vor – einen Bach, eine Lichtung, ein ruhiges Tal, ein Feld mit blühenden Blumen. Lasst Eure Gedanken frei umherstreifen in dem Bild, das Ihr Euch vorstellt. Und sobald Ihr Euch selbst in dieser Szene befindet…«
    Während die Eroean träge und sacht hin und her schaukelte, begann Jinnarin eine Reise in die friedliche Meditation mit Aylis als ihrer kundigen Führerin.
     
    Am Nachmittag kehrte Roku mit einer kleinen Flotte im Gefolge aus Havnstad zurück. Bokar und sein Kriegstrupp standen Wache, während die Güter von den Boten der Händler umgeladen wurden, und die Städter an Bord über die Konstruktion des Elfenschiffes staunten. Dörrobst, Korn, Mehl, Pökelfleisch, Stockfisch, Fässer mit eingelegtem Gemüse und Trinkwasser, dazu kleine Fässchen mit Rum und Wein, Käseräder und mehr: Alles wurde über die Reling gehievt oder mit der Winde in Netzen an Bord geholt. Als alles eingeladen war, und die Boote der Händler zurückfuhren, ließ Frizian Bootsmann Reydeau die Mannschaft an Bord pfeifen und gab den Befehl, die Segel zu setzen. Die Eroean lichtete den Anker und segelte majestätisch und mühelos mit der steigenden Flut aus dem Hafen.
    Einen ganzen Tag lang segelte die Eroean mit dem Wind nach Süden. Dann drehte sie nach Westen und kreuzte im Zickzack. Ein weiterer Tag verstrich und dann noch einer, bis schließlich eine ganze Woche vergangen war, und immer noch fuhr sie durch die Gewässer über Gelen nach Westen und unter Rwn und weiter bis über Atala hinaus. Und obwohl in dieser Zeit beständig das Nordlicht am Himmel zu sehen war, entdeckten sie des Nachts keine Lichtwolken, und auch keine Galeere bei Tag. Und Tag für Tag führte die Lady Aylis in der abgedunkelten Kabine Jinnarin in die Geheimnisse der Meditation und des bewussten Traumwandelns ein.
     
    In einer Nacht lag Aylis bei ihrem Geliebten Aravan, den Kopf auf seine Brust gelegt, während er ihr über das Haar strich und sie seinem Herzschlag lauschte. »Ich glaube, wir sind so weit«, sagte sie nach einer Weile.
    »Wann, Chieran?«
    »Wir fangen morgen an.«
    »So bald?«
    »Ja.«
    »Und Jinnarin?«
    »Sie ist ebenso bereit, wie ich es in diesem Stadium des Lernens war, Liebster. Sie hat sowohl die leichte als auch die tiefe Meditation gemeistert. Ontahs Worte der Suggestion sind verankert, und wenngleich es keine richtigen Worte der Macht sind, werden sie ihr sehr gute Dienste leisten. Jetzt muss sie nur noch lernen, wie man einen Traum beherrscht und nach seinem Willen formt, und dafür müssen wir in einem Traum wandeln.«
    Aravan lag eine Weile still da, dann sagte er: »Sie hat schnell gelernt, aye?«
    »Ja. Ontah war erstaunt, wie rasch ich gelernt habe, aber mit Jinnarin wäre er ebenso zufrieden gewesen.«
    »Ist es schwer?«
    Aylis dachte über Aravans Frage nach. »Ich fand es nicht allzu schwer… und Jinnarin wohl auch nicht. Aber ich bin eine ausgebildete Seherin, also war mir die Unterweisung nicht unvertraut. Jinnarin hat keine vergleichbare Ausbildung, hat es aber dennoch rasch gelernt.«
    »Hm«, sann Aravan nachdenklich und fügte dann hinzu: »Vielleicht ist das, was Pysk, Magiern und anderen eurer Art leicht fällt, für Menschen und Elfen schwierig. Eines Tages musst du versuchen, es mir beizubringen, dann werden wir es vielleicht sehen.«
    Aylis erhob sich und schaute Aravan in die Augen. »Ach, Liebster, wie wunderbar, denn dann würden wir gemeinsam durch unsere Träume wandeln und sie nach Belieben formen.«
    Aravan lächelte. »Ich wandle längst mit dir durch meinen Traum, Chieran.«
    Aylis reckte sich nach oben und küsste ihn sanft, dann legte sie ihren Kopf wieder auf seine Brust und lauschte seinem Herzschlag.
    Nach längerem Schweigen flüsterte Aravan: »Morgen?«
    »Ja.«
    Seine Umarmung wurde ein wenig fester, aber er sagte nichts mehr.
    Kurz darauf küsste sie ihn wieder, und sie liebten sich.
     
    »Es ist nicht leicht zu schlafen, während ein anderer zuschaut«,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher