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Elfensturm (Mithgar 04)

Elfensturm (Mithgar 04)

Titel: Elfensturm (Mithgar 04)
Autoren: Dennis L. McKiernan
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sagte der dunkelhäutige Jatu grollend.
    Weder Jinnarin noch Aylis antworteten.
    »Ich meine, ich liege hier wie ein Baumstamm, während Ihr zwei dasitzt wie eine düstere, stumme Uhra mit ihrem kleinen Jeju- Vertrauten neben sich…«
    Aylis und Jinnarin sagten immer noch nichts, da jede ihren Zustand leichter Meditation aufrechterhielt.
    Die drei befanden sich in Aylis’ alter Kabine, die sie zum Zwecke des Traumwandeins bezogen hatten. Jatu lag auf einer Matte auf dem Boden, weil die Koje zu klein für seine massige Gestalt war. Aylis saß mit untergeschlagenen Beinen auf dem Boden und lehnte mit dem Rücken an der Wand. Die auf den Oberschenkeln ruhenden Hände zeigten mit der Innenseite nach oben, und ihre Augen waren nur noch grün funkelnde Schlitze. Jinnarin saß in ganz ähnlicher Weise da, befand sich aber auf der Koje auf Jatus anderer Seite. Ihr Reittier und treuer Begleiter, der Fuchs Rux, lag unter der Koje und schlief. Der Raum wurde nur durch eine einzige abgeschirmt brennende Kerze spärlich erleuchtet.
    »Ich kann Euch zwar sehen, fühle mich aber trotzdem, als wäre ich die Beute irgendeines unsichtbaren Dschungeljägers.«
    Sowohl Jinnarin als auch Aylis blieben stumm.
    Jatu seufzte und wälzte sich herum in dem Versuch, sein Unbehagen durch ein erhöhtes Maß an Bequemlichkeit wettzumachen.
    Es half nicht.
    Nach einer Weile des ruhelosen Hin- und Herwälzens sprang Jatu auf und verließ die Kabine. Zwar hob Rux den Kopf und schaute, doch weder Jinnarin noch Aylis rührten sich. Der Fuchs legte sich wieder schlafen.
    Kurz darauf kam Jatu zurück und legte sich wieder hin, und Augenblicke später fing irgendwo nicht weit entfernt ein Matrose an zu singen. Viele seiner Worte gingen jedoch im böigen Wind unter, der die Segel flattern und Taue und Takelage ächzen ließ, während die Wellen gegen die Schiffsflanken der Brotan brandeten.
     
    »Arm«, sagte Aylis leise und benutzte damit eines der Worte, die sie von Ontah gelernt hatte.
    Zwar konnte Jinnarin Jatus schlafendes Gesicht nicht sehen, aber sie wusste, dass sich seine Augen unter den Lidern stark bewegen mussten. Sie glitt in einen Zustand tiefer Meditation und benutzte ein weiteres tief verankertes Wort der Suggestion, das Aylis sie gelehrt hatte, und Jinnarin fing an zu träumen. Sie saß auf einem Ast hoch in einem Baum. Unter ihr, am Ufer eines Bachs, tummelten sich zwei Otter und glitten eine Schlammrutsche herunter. Während die Pysk vor Vergnügen lachte, kam eine braunhaarige Magierin über den Himmel geschritten. »Sperling«, sagte die Magierin, indem sie die Hand ausstreckte. »Lichtschwinge«, erwiderte die Pysk und nahm die dargebotene Hand. Gemeinsam traten sie durch ein Tor in einem Baumstamm, das sie in einen weiter entfernten Traum führte. Sie tauchten in einer Weidenhütte wieder auf.
    Ein dunkelhäutiger Mensch, der nur mit einem Lendentuch bekleidet war, lag auf einer gewobenen Matte, und eine junge schwarze Frau mit nacktem Oberkörper legte dem Mann ein kaltes, nasses Tuch auf die schweißfeuchte Stirn. Zur Tür herein lugte ein hochgewachsener Junge mit vor Kummer und Gram verzerrten Gesichtszügen. In der Ferne hinter dem Jugendlichen war ein Mann zu sehen, der sich der Weidenhütte rasch näherte. Sein schwarzes Gesicht war geisterhaft weiß bemalt, und in der Hand hielt er einen Becher. Oder war es eine Schlange? Der Gegenstand schien ständig seine Form zu wechseln – er glich in rascher Folge einer Blume, einem Becher, einer Schlange, einer Wurzel, einem Becher.
    »Ich will das nicht sehen«, sagte Sperling und wandte sich ab.
    »Wir müssen es beobachten und uns daran erinnern, Sperling«, antwortete Lichtschwinge.
    Sperling schauderte und schüttelte den Kopf. »Lichtschwinge, das ist der Moment, indem Jatu den Jujuba getötet hat. Das dort sind Jatus Mutter und Vater. Der Junge ist Jatu. Der Mann, der den Giftbecher bringt, ist der Jujuba. Ich will das nicht sehen. Lass uns gehen. Lass uns jetzt gehen!«
    Lichtschwinge seufzte und drehte sich um, und in der Wand tat sich ein Loch auf. Doch während sie sich ihm näherten, fingen die Weiden der Wand an zu zittern und zu beben und dahinzuschmelzen.
    »Schnell!«, rief Lichtschwinge. »Flieh!«
    Sie sprangen durch das Loch in der Hüttenwand nach draußen und in die Schiffskabine, in der sich drei Personen – die Pysk, die Magierin und der um sich schlagende Jatu – sowie ein Fuchs befanden, der vor der Koje, auf der Jinnarin saß, nervös auf und ab
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