Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elfenlord

Elfenlord

Titel: Elfenlord
Autoren: H Brennan
Vom Netzwerk:
Jahre immer wieder daran gedacht   – davon geträumt. Aber wie konnte er je wieder zurück? Wie konnte er Blue unter die Augen treten? Er spürte auch jetzt wieder, wie das scheußliche Gefühl der Scham in ihm hochstieg, und betete darum, dass sein Gesicht nicht allzu rot geworden war. Er fragte sich, ob Pyrgus wohl wusste, dass Blue ihn hatte heiraten wollen. Er fragte sich auch, was Blue heute darüber dachte. Er fragte sich, wie er nur so ein Idiot hatte sein können, so ein Feigling, der einfach davongelaufen war. Er konnte nicht zurückgehen, nicht, wenn das bedeutete, dass er Blue wiedersehen würde; und es musste bedeuten, dass er Blue wiedersah. Es war völlig unmöglich, dass er zurückging.
    »Es ist außerdem so«, sagte Pyrgus in diesem Moment, »dass er mit dir reden will.«
    »Mr Fogarty«, sagte Nymph, als ob Pyrgus’ Worte der Erläuterung bedurften. »Er hat nach dir gefragt.«
    »Hat er das?«, fragte Henry törichterweise. Ihm kam der Gedanke, dass Mr Fogarty vielleicht irgendetwas regeln wollte. Sein Testament oder was mit dem Haus oder mit sonst irgendwas geschehen sollte. Nur dass er all das schon getan hatte; und abgesehen davon, bestand überhaupt kein Grund für Mr Fogarty, jetzt zu sterben, nicht, wenn er nur zurückzukehren und auf ein Gegenmittel zu warten brauchte, so wie Pyrgus. Mr Fogarty konnte doch sicher nicht so bekloppt sein, dass er das nicht mehr begriff?
    »Viel Zeit haben wir vielleicht nicht mehr«, sagte Pyrgus nüchtern. »Ist es möglich, dass du gleich aufbrichst?«
    Natürlich war das nicht möglich. Er hatte Schule und Prüfungen und seine Mutter und dann war da die Sache mit Charlie und außerdem konnte er Blue nie wieder unter die Augen treten, nicht nach all dem, was geschehen war.
    Henry kniff die Augen zu. »Ja«, sagte er.

ACHT
    S ie konnte den blauen Farbklecks auf der Treppe zum Palast schon sehen, bevor sie mit dem Flieger gelandet war. Danaus wartete in vollem Ornat auf sie, was bedeutete, dass die Nachricht stimmte   – obwohl sie das keine Sekunde bezweifelt hatte   –, und außerdem nahelegte, dass sich die Lage vielleicht sogar noch verschlechtert hatte.
    Blue glitt aus der Maschine und rannte über den Rasen. Ihre Dämonengarde flog los, um mit ihr Schritt zu halten. Danaus eilte die Treppe herunter, um sie in Empfang zu nehmen. Er war groß und übergewichtig, mit geschorenem Kopf, aber er bewegte sich flink und gewandt, sodass sie an der Rosenlaube aufeinandertrafen. Danaus verbeugte sichtief, ein bisschen außer Atem. Als er sich wieder aufrichtete, warf er den Dämonen an ihrer Seite einen stechenden Blick voller Abscheu zu. Sie starrten ungerührt zurück, ohne mit ihren roten Augen zu blinzeln.
    »Ist er   …?«, fragte Blue ängstlich.
    »Ein weiterer Schub des Zeitfiebers, Majestät«, sagte Danaus. Er war noch einer vom alten Schlage, der gelernt hatte, nie einem Mitglied der Herrscherfamilie in die Augen zu sehen, und so konzentrierte er sich ganz auf einen Fleck neben ihrem rechten Ohr. Das verlieh seinem Blick etwas seltsam Unstetes, aber Blue hätte seinem Urteil immer vertraut, vor allem in medizinischer Hinsicht.
    »Aber er ist nicht   …?«, fragte sie noch einmal leise.
    Danaus schüttelte den Kopf. »Er lebt noch, Majestät. Aber ich befürchte   …«
    »Nicht mehr lang?«
    »Nein, Majestät.«
    »Hat er Schmerzen?«
    »Nein, Majestät.«
    »Können Sie irgendetwas für ihn tun?«
    »Wir haben ihm eine Infusion mit stärkenden Elementarteilchen verabreicht. Sie haben seinen Energiehaushalt leicht erhöht. Aber er verweigert weiterhin die Stase. Außer schmerzlindernden Maßnahmen können wir nichts tun. Ich fürchte, dass uns ein Mittel für diesen Zustand fehlt. Und selbst wenn wir morgen eines entdecken würden   –« Er zögerte.
    »Sie glauben, es wäre zu spät?«
    »Ja, Majestät.«
    »Ich möchte ihn sehen«, sagte Blue.
    Ein gequälter Ausdruck zeichnete sich auf Danaus’ fleischigen Zügen ab. »Majestät, sein Zustand hat sich seit seinem zweiten Zeitfieberschub bedeutend verschlechtert. Ich fürchte, sein Anblick könnte Eure Majestät ernsthaft beunruhigen   …«
    »Da haben Sie sicher recht, Oberzauberarztheiler«, sagteBlue knapp, »aber ich möchte ihn trotzdem sehen.« Bevor er noch weiter protestieren konnte, rauschte sie an ihm vorbei, um die Palasttreppe hochzueilen.
    Als sie in ihrem Kielwasser folgten, drehte sich einer ihrer Gardedämonen um. Vielleicht hatte er gespürt, dass ihr die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher