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Elfenlord

Elfenlord

Titel: Elfenlord
Autoren: H Brennan
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Ich wüsste nicht, woran unsere Leute hätten merken sollen, dass hier etwas nicht stimmte. Der allererste Fall, jedenfalls der erste, von dem wir wissen, war ein Kind namens Jalindra, und alle dachten, sie hätte sich bloß den Pferdeschnupfen geholt. Alle Cretch-Kinder kriegen früher oder später den Pferdeschnupfen und die ersten Symptome sind ganz ähnlich.«
    Als er noch hier wohnte, hatte sich Mr Fogarty eine eigenwillige Bechersammlung zugelegt. Auf dem, den Henry Pyrgus hingestellt hatte, sah man eine Schar Bantamhühner, die aufmerksam einem Huhn aus ihrer Gruppe lauschten, das gerade sang. Unterhalb des Becherrandes stand:
Das Bantam der Oper
. Er sah zu, wie Pyrgus ihn zur Seite schob und ernsthaft fortfuhr: »Jalindra war vier Jahre alt, als sie den Bazillus bekam. Ein Jahr später war sie eine Frau mittleren Alters. Sechs Monate danach war sie tot.« Er starrte auf die Tischplatte hinunter und fügte hinzu: »An Altersschwäche gestorben.«
    »Das gibt’s hier auch«, sagte Henry. »Vorzeitiges Altern. Es heißt   …« Er suchte in seinem Gedächtnis nach dem Namen und war selbst überrascht, als er ihm einfiel. »…   Werner-Syndrom. Vor ein paar Wochen gab es darüber was im Fernsehen. Anscheinend ist es etwas Genetisches. Die Kleinen wachsen nicht sonderlich, werden grau und faltig, obwohlsie noch Kinder sind, und kriegen die Krankheiten alter Leute wie Herzinfarkt und grauer Star, und sie sterben alle früh.« Er stellte seinen Becher zur Seite.
    Aber Pyrgus schüttelte den Kopf. »Das ist nicht das Gleiche. Dies hier hat sich in der ganzen Bevölkerung ausgebreitet. Und nicht bloß bei den Nachtelfen. Auch bei den Lichtelfen.«
    »Wie bei Pyrgus«, warf Nymph ein.
    Henry spürte einen Knoten in seiner Magengrube, der sich anfühlte, als hätte er plötzlich Angst bekommen. Was auch stimmte. Er wollte nicht, dass Pyrgus an einer grässlichen Krankheit litt, die seine Lebensspanne auf achtzehn Monate reduzierte. Er sah seinen Freund an und begriff plötzlich, dass er jetzt seinem Vater, dem alten Purpurkaiser, viel ähnlicher sah als dem Jungen, den er gekannt hatte. Es war unheimlich und beängstigend. Zögernd sagte Henry: »Du wirst doch aber nicht   …? Ich meine, sie haben doch ein Gegenmittel gefunden, oder? Du wirst nicht, also   …« Er ließ ein plötzliches, durch und durch falsches Lachen ertönen. »…   sterben oder so?«
    »Nein, wird er nicht«, sagte Nymph bestimmt.
    Henry sah sie an. Es gefiel ihm nicht, dass sie es war, die seine Frage beantwortet hatte. Bevor er noch irgendetwas hinzufügen konnte, sprach Pyrgus wieder. »Ich erzähl dir die ganze Geschichte, Henry«, sagte er gelassen. »Es ist ein bisschen kompliziert, und ich möchte, dass du es verstehst.«
    Was soll ich verstehen,
dachte Henry. Aber er sagte bloß trocken: »Erzähl.«
    Pyrgus sagte: »Diese Krankheit ist anders als alles, was wir je im Elfenreich beobachtet haben. Sie taucht in keiner Krankenakte auf und es hat in unserer Geschichte nichts Vergleichbares gegeben. Sie begann im Cretch mit der armen Jalindra und breitete sich von dort weiter aus. Am Anfang nur sehr langsam. Die Heiler dachten, das wäre ein ganz seltenes Phänomen, und sie haben es nicht weiter beachtet.In Wirklichkeit   –« Er hielt plötzlich inne und leckte sich die Lippen.
    »Was?«, fragte Henry.
    Ein Ausdruck von Scham huschte über Pyrgus’ Gesicht. »Um ehrlich zu sein, fast jeder dachte anfangs, das wäre eine reine Nachtelfenkrankheit   – dass nur Nachtelfen davon befallen würden. Denn so sah es anfangs aus.« Er rutschte auf seinem Stuhl herum. »Es gibt immer noch viele Vorurteile gegen Nachtelfen. Blue tut, was sie nur kann, aber dagegen kann man kaum ein Gesetz erlassen. Letztlich dreht sich alles darum, was die Leute wirklich denken. Und man kann ihnen nicht ernsthaft vorwerfen, dass sie Vorurteile gegen die Nachtelfen hegen, nach all dem, was Hairstreak getan hat.«
    »Nein«, sagte Henry zustimmend. Er hatte selbst auch noch immer ein paar Vorurteile gegen die Nachtelfen.
    »Wie dem auch sei«, sagte Pyrgus, während er pfeifend ausatmete, »als wir sie dann doch ernst nahmen, als auch Lichtelfen krank zu werden begannen, hatte sich die Krankheit schon so weit ausgebreitet, dass wir sie nicht mehr durch Isolierung bekämpfen konnten. Die Zauberheiler mussten sie intensiv studieren, und sie haben etwas wirklich Merkwürdiges herausgefunden.«
    »Wirklich merkwürdig«, sagte Nymph nachdrücklich.
    Pyrgus
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