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Elfenliebe

Elfenliebe

Titel: Elfenliebe
Autoren: Aprilynne Pike
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handeln. Sie musste es versuchen, sie hatte keine andere Wahl. »Okay«, sagte Laurel. Sie ließ die Waffe fallen, die laut scheppernd zu Boden fiel. »Ich ergebe mich.«
    »Laurel!«, schrie David. »Nein, tu das nicht!« Vergeblich kämpfte er gegen seine Fesseln an.
    »Es ist die einzige Möglichkeit.« Als sie langsam die Hände hob, knarrte es auf der Treppe.
    Barnes schwenkte die Pistolen herum und zielte sowohl auf Laurel als auch auf die Treppe. »Ich höre euch!«, rief er. »Ihr da auf der Treppe, ich weiß, dass ihr da seid!«
    Laurel hielt den Atem an, hörte aber nichts mehr.
    Barnes hob witternd die Nase. »Ich weiß, dass ihr eine Pistole habt!«, brüllte er. »Ich kann sie riechen. Wenn ich bis drei gezählt habe, werft ihr die Pistole hier auf den Boden. Sonst bringe ich bei dem Wort drei alle um. Verstanden?«
    Eine lange Pause entstand.
    »Eins.«
    Davids Atem kam in abgerissenen Zügen.

    »Zwei.«
    Chelsea wand sich auf ihrem Stuhl. Sie war so lange tapfer gewesen, aber jetzt bebten ihre Schultern, so heftig schluchzte sie. Laurel starrte verzweifelt auf die Pistole vor ihrer Nase und überlegte, ob es nicht doch noch eine Möglichkeit gab, daran zu kommen.
    Etwas flog scheppernd die Treppe hoch.
    Eine riesige Pistole mit Patronengurt rutschte über den Boden. Barnes musterte sie mit offensichtlicher Wertschätzung, bückte sich langsam, ließ eine seiner Pistolen fallen und tauschte sie gegen die größere Waffe aus.
    »Schon besser«, sagte er. »Und jetzt kommt raus. Vielleicht lasse ich euch dann am Leben.«
    Nichts.
    »Muss ich noch mal zählen?«, drohte Barnes. »Kann ich machen.«
    Jemand stürmte in raschem Stakkato die Treppe hinauf. Als Laurel sich umdrehte und Kleas Rotschopf um die Ecke biegen sah, erlitten ihre zerrütteten Nerven einen weiteren Schock.
    Barnes sah überrascht aus. »Sie? Aber …«
    In dem Bruchteil der Sekunde, in dem Laurel blinzelte, hörte sie, wie ein Klettverschluss aufgerissen wurde. Als sie die Augen wieder öffnete, erblühte ein großer roter Kreis mitten auf Barnes’ Stirn, und in ihren Ohren dröhnten Schüsse. Einen superkurzen Augenblick lang ließ Barnes noch einen erstaunten Blick durch den Raum schweifen, ehe sein Kopf durch die Wucht der Kugel nach hinten geworfen wurde. Er fiel um. Der
beißende Geruch von Schießpulver lag in der Luft und Laurel und Chelsea schrien laut auf. Die Sekunden fühlten sich wie Stunden an, ehe Laurel keuchend Luft holte und Chelsea in ihrem Stuhl zusammensank.
    »Das war wirklich knapp«, sagte Klea reumütig.
    Laurel drehte sich zu David und Klea um. Kleas Pistole kam Laurel bekannt vor. Als sie sich vergewissern wollte, entdeckte sie, dass Davids Hemd über seinem versteckten Halfter aus der Hose und in seinen Fesseln festhing.
    »S-s-siehst du, Laurel«, stöhnte David. Seine Zähne klapperten vor Kälte oder vor Schock – wahrscheinlich wegen beidem. »Habe ich nicht immer gesagt, dass uns diese Pistole noch nützen würde?«
    Laurel konnte sich nicht rühren, sie war wie gelähmt vor Erleichterung, Angst, Ekel und Schock. Sie starrte unverwandt auf die rote Pfütze unter Barnes’ Kopf und auf seine Leiche in der grotesken Verzerrung des plötzlichen Todes. Und auch wenn sie wusste, dass die Welt ohne Barnes besser dran war, war ihr die Vorstellung verhasst, dass sie unmittelbar an seinem Tod beteiligt war.
    Sie ging zu Klea und starrte in die notorische Sonnenbrille. Auf einmal fand sie ihr Misstrauen und ihre Weigerung, sie anzurufen, nur noch paranoid. Zum zweiten Mal hatte Klea sie von der Schwelle des Todes gerissen. Und nicht nur sie, sondern auch die beiden besten Freunde, die sie auf der Welt hatte. Diese Schuld würde sie nie zurückzahlen können.
    Und doch hielt sie das gewisse Etwas, das sie störte,
auch jetzt noch zurück. Irgendetwas in ihrem tiefsten Inneren sagte ihr, dass dieser Frau nicht zu trauen war.
    »Hier«, sagte Klea mit ruhiger Stimme, als sie Laurel ein Messer reichte. Verblüffend ruhig, dachte Laurel, für jemanden, der gerade einem Mann in den Kopf geschossen hatte. »Schneide ihre Fesseln los und kommt dann alle runter. Ich muss mein Team reinholen.«
    Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und ging die Treppe hinunter.
    Laurel lief zu David und hackte auf die Fesseln ein. Unter der rasiermesserscharfen Klinge rissen sie sofort. »Sag nichts«, flüsterte sie. »Weder zu Chelsea, und schon gar nicht zu Klea. Ich denke mir was aus.« Vorsichtig betastete sie seine Rippen.
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