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Elfenbann

Elfenbann

Titel: Elfenbann
Autoren: Aprilynne Pike
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Redewendung verstand. Auch nach zwei Sommern in Avalon hatte sie immer noch keine klare Vorstellung von der Elfenkultur. Doch sie verstand, worauf es hinauslief.
    »Geschehen ist geschehen«, sagte Tamani und aß die Nektarine auf. »Ich würde vorschlagen, die Vergangenheit ruhen zu lassen.« Er konzentrierte sich kurz und warf den Kern gezielt in den Wald.
    Jemand stöhnte leise. »Bei Hekates Auge, Tamani! War das nötig?«
    Tamani grinste, als ein großer Wachposten mit sehr kurzem Haar hinter einem Baum hervorkam und sich den Arm rieb. »Du hast uns nachspioniert«, sagte Tamani leichthin.
    »Ich wollte nicht stören, aber schließlich hast du mich herbestellt.«
    Tamani breitete die Arme aus und gab sich geschlagen. »Touché. Wer kommt noch?«
    »Die anderen beobachten das Haus. Es gibt keinen Grund, warum sie sich zu uns gesellen sollten.«

    »Sehr gut«, sagte Tamani und setzte sich gerade hin. »Laurel, kennst du Aaron?«
    »Wir sind uns ein paar Mal begegnet«, antwortete Laurel und lächelte zur Begrüßung. »Ein paar Mal« war vielleicht etwas übertrieben, aber sie war sich ziemlich sicher, dass sie ihn mindestens ein, zwei Mal gesehen hatte. Im letzten Winter hatte sie versucht, sich mit den Wachposten im Wald zu unterhalten. Doch zu ihrem großen Missvergnügen hatten sie sich stets förmlich verbeugt und im Übrigen geschwiegen. Dennoch kam ihr Aaron bekannt vor.
    Wichtiger war jedoch, dass er es nicht leugnete, sondern kurz nickte – so tief, dass es schon fast eine Verbeugung war – und sich dann wieder an Tamani wandte.
    »Ich bin nicht als gewöhnlicher Wachposten hier«, begann Tamani mit Blick auf Laurel. »Ich bin als das hier, was ich schon immer sein sollte: Fear-gleidhidh. «
    Laurel brauchte einen Augenblick, bis ihr wieder einfiel, was das Wort bedeutete. Im letzten Herbst hatte Tamani ihr erklärt, es hieße »Begleitung«, außerdem nannten die Winterelfen ihre Leibwächter so ähnlich. Und doch war es auf gewisse Weise … persönlicher.
    »Letztes Jahr konnten wir zu oft erst in letzter Minute einschreiten«, fuhr Tamani fort. »Es ist zu schwierig, auf dich aufzupassen, wenn du in der Schule oder mit vielen anderen zusammen bist. Deshalb bin ich für ein Fortgeschrittenen-Training auf das Landgut gefahren. Ich falle unter Menschen schon ein wenig mehr auf als du, aber nicht so sehr, als dass ich nicht in deiner Nähe bleiben könnte, koste es, was es wolle.«

    »Ist das wirklich nötig?«, warf Laurel ein.
    Die beiden Elfen sahen sie verständnislos an.
    »Seit Monaten hat es doch keinerlei Anzeichen für Orks – oder etwas anderes – gegeben.«
    Als die beiden Wachposten einen Blick tauschten, bekam Laurel es mit der Angst, weil sie verstand, dass sie ihr etwas verschwiegen hatten. »Das stimmt nicht … ganz«, sagte Aaron.
    »Sie haben Spuren von Orks gefunden«, sagte Tamani und setzte sich wieder auf den Baumstamm. »Nur keine Orks.«
    »Ist das schlimm?«, fragte Laurel, die immer noch dachte, es wäre immer gut, keine Orks zu sehen.
    »Ganz furchtbar«, erwiderte Tamani. »Wir haben Fußspuren, blutige Tierkadaver, sogar ab und an eine Feuerstelle entdeckt. Doch obwohl die Wachposten hier alle Mittel eingesetzt haben, die sie auch an den Toren einsetzen – Spürseren, Anwesenheitsfallen –, zeigt keins dieser Mittel an, dass Orks hier wären. Mit unseren erprobten Methoden können wir die Orks, von denen wir wissen, dass sie hier sind, einfach nicht finden.«
    »Könnten die Spuren nicht alt sein? Ich meine, aus dem letzten Jahr?«, fragte Laurel.
    Aaron wollte etwas sagen, aber Tamani war schneller. »Glaub mir, die Spuren sind frisch.«
    Laurel wurde übel. Wahrscheinlich wollte sie lieber nicht wissen, was Aaron hatte sagen wollen.
    »Ich wäre aber so oder so gekommen«, sagte Tamani. »Schon bevor du Shar von dem Leuchtturm erzählt hattest, wollte Jamison mich losschicken, um mehr über
Barnes’ Bande herauszubekommen. Sein Tod hat uns Freiraum verschafft, aber ein Ork seines Kalibers operierte sicher nicht allein. Ich fürchte, wir müssen uns darauf einstellen, dass wir gerade die Ruhe vor dem Sturm erleben.«
    Die Angst setzte sich in ihrem Magen fest. Dieses Gefühl kannte Laurel zwar, aber sie hätte gern noch länger darauf verzichtet.
    »Außerdem hast du Klea vier schlafende Orks überlassen, und wahrscheinlich ist es zu optimistisch anzunehmen, dass sie einfach aufwachten, sie töteten und ganz normal weiterlebten. Möglicherweise hat Klea sie
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