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Elf Zentimeter

Elf Zentimeter

Titel: Elf Zentimeter
Autoren: Stefan Scheiblecker
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aufkreuzen und wenig später mit »Mindestens dreizehn!«.
    »Tut mir leid, aber nächstes Wochenende kann ich nicht«, sagte ich zu Tatjana.
    Sie hatte vorgeschlagen, dass wir von Freitag bis Sonntag wegfahren könnten.
    »Wir haben daheim in Hainfeld eine Familienfeier.«
    Ich wollte es nicht wieder so machen wie damals bei Sabine und mich monatelang als Zicke präsentieren, die Angst hat, die Hose herunterzulassen. Diesmal wollte ich vorher für alles vorgesorgt haben. Diesmal wollte ich einen Großen haben. An der Reise in die Verlängerungsklinik war nicht mehr zu rütteln.

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    33
    N ur noch dieser eine Schritt, und dann würde alles gut sein, zumindest so lange, bis im Alter die Erektionsprobleme anfingen. Aber für die würde ich mit meinen Erfahrungen dann auch schon gerüstet sein.
    Um mir kein Hotel leisten zu müssen, lieh ich mir den alten Wohnwagen von Jakobs Eltern. Er stand seit Jahren unbenutzt in ihrer Garage, war aber voll funktionstüchtig. Die Eltern meines besten Freundes vertrauten mir und wollten gar nicht so genau wissen, was ich in irgendeinem deutschen Kaff so vorhatte.
    »Es ist wegen dem Kabarett«, sagte ich.
    Das reichte ihnen.
    Jakob wollte mitkommen, weil wir nun schon lange nichts mehr miteinander unternommen hatten.
    »Ich brauche ein bisschen Zeit für mich«, sagte ich. »Machen wir ein anderes Mal etwas.«
    Aus sechs Stunden und einundzwanzig Minuten für die 688 Kilometer, die der Routenplaner ausgespuckt hatte, wurde mit dem Wohnwagen nichts. Trotz des üppigen Zeitpolsters, den ich eingebaut hatte, schaffte ich meinen für fünf Uhr nachmittags angesetzten Termin in der Klinik nur knapp und in ziemlich aufgelöstem Zustand. Vielleicht interpretieren sie das ja als Folge meines Leidensdruckes und geben mir Preisnachlass, dachte ich.
    Erst nach einiger Herumfragerei erreichte ich das nicht eben im Stadtzentrum gelegene, unauffällige Backsteingebäude, in dem sich die Klinik befand. Von außen sah das Ding eher aus wie ein Pensionistenwohnheim. Und drinnen war es auch nicht viel anders: Resopaltische, unansehnliche Zimmerpflanzen und eine Leseecke. Entweder die verdienten hier nicht ganz so viel, wie ihr weltmännischer Web-Auftritt suggerierte, oder die Betreiber waren einfach zu geizig, um etwas in den Stil dieser Anstalt zu investieren. Solange medizinisch alles rundlief, war mir das freilich herzlich egal. Genau das dachten sich wohl auch die Klinik-Besitzer und ließen die Einrichtung deshalb, wie sie war.
    Auf einem orangefarbenen Plastikstuhl wartete ich auf das Beratungsgespräch, das vorgeschrieben war, bevor man sich für eine Operation entschied.
    »Wie bei einer Abtreibung«, dachte ich unwillkürlich.
    Mir wurde langweilig. Das Orange der Sessel erinnerte mich an meinen schon fast vergessenen Regisseur. Ich stellte mir vor, dass er jetzt neben mir saß und mir in seiner Bühnensprache erklärte, wie viele Fehler man bei einer Penis- OP machen konnte.
    »Aber mach dir keine Sorgen, Stefan, bevor du alle durch hast, fällt dir der Schwanz ab – und dann redest du endlich so wie ich…«
    Diese Fantasie verkürzte mir die Wartezeit. Außer mir befanden sich noch drei weitere Männer in der Wartehalle. Einer war recht jung, einer in den besten Jahren, der dritte ziemlich alt. Es ist also nie zu spät, dachte ich. So unterschiedlich wie das Alter der Männer waren auch ihre Statur und Physiognomie.
    Aber meine Jury hätte bestimmt das gewisse Etwas entdeckt, das die Kürze der Penisse dieser drei Männer bewies.
    Mein Name wurde aufgerufen und ich trat ein. Zwei Ärzte nahmen sich eine Menge Zeit für mich. Sie klärten mich gründlich über Risiken und Aussichten auf und ich durfte Fragen stellen. Dabei ergab sich für mich nichts, was ich nicht schon von der Homepage wusste. Dann baten die Ärzte darum, dass ich mich entkleidete. Wie sie mir erklärten, war es Politik der Klinik, nur Männer zu operieren, die tatsächlich Bedarf für eine Penisverlängerung hatten. Sie wollten nicht dabei mithelfen, ein Monster zu erschaffen, indem sie einem Mann mit einem ohnehin schon sehr großen Penis per Verlängerung einen Riesenschlegel verschafften.
    Nun, da konnte ich sie beruhigen. Nachdem sie im Zuge einer urologischen Routineuntersuchung festgestellt hatten, dass mein Stück nicht nur eher klein, sondern allem Anschein nach auch gesund war, gaben sie ihr Okay.
    Die korrekte Einstellung der Klinikbetreiber beeindruckte mich. Sie versuchten nicht, so viel Geld wie
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