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Elf on Earth – Elfe Auf Erden

Elf on Earth – Elfe Auf Erden

Titel: Elf on Earth – Elfe Auf Erden
Autoren: Anja Thieme
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Tastaturen klapperten, Rechner fiepten und Drucker surrten. Eivyns Stimme ging unter. Thomas erwiderte die Grüße seiner Mitarbeiter mit kurzem Nicken, betrat den Sitzungssaal am Ende des Raums und ließ die gepolsterte Tür hinter sich zufallen. Seine Kollegen waren schon dort; insgesamt waren es acht Mitarbeiter, vom Herstellungsleiter bis zum Kostenrechner, die sich um den ovalen Tisch versammelten, wenn der Geschäftsführer es verlangte.
    Noch während Thomas sich setzte, griff er mit einer fahrigen Bewegung nach einer der Thermoskannen auf dem Tisch. Zaghaft erhob sich eine füllige, blonde Frau und öffnete einen Aktenordner, der die gleiche Farbe hatte wie die nervösen Flecken auf ihren runden Wangen. Sie entnahm der Mappe einen Stapel Kopien und verteilte sie. Ein Exemplar legte sie an den einzig freien Platz am Kopfende des Tisches. Gerade als sie sich wieder setzen wollte, betrat der Geschäftsführer den Raum: ein angespannt wirkender Endfünfziger mit kurz geschorenen, grauen Haaren und rechteckiger Brille, dem alle Blicke folgte, bis er sich am Sitzungstisch niederließ, die Arme verschränkte und einen ungeduldigen Blick auf die Papiere warf.
    “Frau Kuhnert – bitte! Ich höre.”
    Die blonde Frau begann zu sprechen. Thomas folgte ihren Ausführungen aufmerksam, und anhand seiner Gedanken gewann Eivyn eine gewisse Vorstellung von dem, wo- rum es hier ging. Anscheinend leitete Frau Kuhnert die Werbeabteilung und war mit einer Aufgabe betraut worden, die Thomas’ Abteilung ebenfalls betraf. Ab und zu betrachtete Thomas die Kopien mit ihren Auswertungen mit einiger Sorge. Und er dachte an seinen Sohn und dessen Vorliebe für die englische Lakritze.
    “Moment mal!”, fiel der Geschäftsführer Frau Kuhnert unwirsch ins Wort. “Die Spacies unserer Konkurrenz sind knallbunt, haben futuristische Motive und werden mit gerappten Slogans beworben, und Sie sagen, wir sollen uns nach wie vor darstellen, als hätten wir die Glocke nicht gehört?”
    Eivyn rann ein Schauer über den Rücken, und als sie an sich hinabsah, bemerkte sie entsetzt, dass sich ihr Gewand verfärbte. Aber nur auf einer Seite. Links blieb es zitronengelb und schimmernd, rechts hatte es plötzlich einen mulchigen Ockerton. Was hatte das zu bedeuten? So schnell es ging, hangelte sie sich aus Thomas’ Jacketttasche und schlüpfte hinter das Revers. Sie benutzte die feinen Wollfasern des Unterfutters wie eine Strickleiter, um in Thomas Nacken zu gelangen.
    “Decide!”, zischte sie ihm verzweifelt zu. “You have to de- cide. Otherwise I can’t help you.” Doch Thomas schwieg. Eivyns Herz geriet aus dem Rhythmus. “Please!”, bat sie leiser. “Make up your mind! I can’t stand this.”
    “Wir sollten auf die Engländerin pfeifen und unser Image ändern! Oder? Was meinen Sie, Herr Renneberg?”
    Thomas atmete tief durch.
    “Womöglich”, sagte er vorsichtig. “Die Spacies sind neu auf dem Markt und man könnte sie durchaus als Trendweiser sehen.”
    Eivyn sah bestürzt zu, wie ihre Robe die Farbe von geronnenem Lebertran anzunehmen begann.
    Thomas machte eine Pause. “Augenblicklich werden Spacies aus Neugierde gekauft, und sie schmecken künstlicher als alles, was es bisher gab. Ich bin nicht sicher, ob der Markt das annimmt.”
    Das Lebertranbraun hellte sich auf.
    “Meiner Meinung nach wird das eher ein betriebswirtschaftlicher Bumerang.”
    Endlich entschied er sich!
    “Die Promoter bei Lolliworld gehen vermutlich von der Annahme aus, dass Kinder die Zielgruppe sind.” Jetzt vermochte es Thomas sogar, in die Runde zu lächeln.
    “Das sind sie auch!”, behauptete Behrends ungeduldig.
    Frau Kuhnert schaltete blitzschnell. “Nein, sind sie nicht”, widersprach sie. “In 70 Prozent aller Fälle ist es die Mutter, die den Einkauf der Familie bestimmt.”
    “Ja”, pflichtete ihr Thomas bei. “Und kaum eine Mutter wird allen Kinderwünschen nachgeben wollen. Allein deshalb geht vielen Eltern auch diese vordergründige Promotion auf die Nerven!” Einige Anwesende nickten. Anscheinend hatten sie selbst Kinder. “Und ein schlechtes Gewissen bekommen sie obendrein!”
    Eivyn sah gespannt an sich hinunter. Wurde das Gewand weiter heller? Wurde es?
    “Because children’s health is a very important aspect for parents”, brachte sie zögernd hervor.
    “Die Gesundheit ihrer Kinder ist für Eltern ein nicht zu unterschätzender Aspekt! Und in dieser Hinsicht präsentieren sich die Spacies nicht gerade
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