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Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter
Autoren: J Carey
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geheilte.
    »Alle Dinge müssen so sein, wie sie sind«, sagte er zu ihnen. »Und ich muss euch verlassen. Habt keine Angst. Haomanes Verbündete werden euch gut behandeln.«
    Er hoffte, dass das der Wahrheit entsprach. Wenn sie noch gewöhnliche Sterbliche mit einem gewöhnlichen Leben gewesen wären, hätte er daran gezweifelt. Aber vielleicht lag die Bürde der Gerechtigkeit nun so schwer auf ihnen, dass sie dadurch zur Nachsicht getrieben wurden.
    Es kam ihm in den Sinn, seine Irrlinge in Vorax’ Gemächer zu schicken. Noch konnte er dafür sorgen, dass diese verdammte Ellyl für ihre Sünden bezahlte. Es wäre ein passendes Ende für sie. Doch die Erinnerung an die Qualen in Tanaros’ Augen hielt ihn davon ab.
    War es Stärke oder Schwäche, die mir die Hand gelähmt hat?
    Uschahin wusste es nicht. Diese Frage verlangte nach einer Antwort, und er hatte alle Zeit eines Unsterblichen, um sie zu finden … falls er die nächste Stunde überlebte. Anderenfalls war nichts mehr von Bedeutung. Doch wichtiger als Rache war die Erfüllung von Satoris’ Willen. Außerdem musste er in dem Muster der Geschehnisse den Platz einnehmen, der ihm zugewiesen war.
    »Wisst ihr, welches Reittier das meine ist?«, fragte er stattdessen. »Bringt es zum Ausfalltor bei der Küche.«
    Der stille Irrlingsjunge, der Pferde so liebte, schoss davon. Uschahin nahm die anderen mit sich. Es war sein Volk, seine jammernde, wehklagende Menge. Es würde schmerzen, sie zu verlassen. Gemeinsam schritten sie durch die Küche, wo die Feuer zum ersten Mal
in der Geschichte zu unbeaufsichtigter Glut herabgesunken waren, und beim Ausfalltor sammelten sich die Irrlinge um Uschahin.
    Da war der Stallbursche, der die Zügel seines blutbraunen Hengstes hielt.
    Es war höchste Zeit.
    Uschahin band das Futteral mit dem Helm an seinen Sattel. Er berührte den Griff des Gottestöters und vergewisserte sich, dass er fest im Gürtel klemmte. Dann bestieg er sein Pferd.
    »Vergesst Satoris niemals«, sagte er zu ihnen. »Satoris, den Drittgeborenen unter den Schöpfern. Vergesst niemals, dass er freundlich zu euch war, während die Welt es nicht war.«
    Die jammernde Menge teilte sich, und dann stand Meara vor ihm, packte seinen Steigbügel und hob das tränenfeuchte Gesicht.
    »Vergebt mir«, keuchte sie. »O bitte, bitte, Herr, vergebt mir!«
    Er schaute hinunter auf sie und hielt es für eine Ironie des Schicksals, dass der Sturz seines Fürsten zum Teil auf einer so unbedeutenden Sache beruhte. Es stimmte, Uschahin hatte seine Irrlinge im Stich gelassen. Er allein verstand ihr Verlangen und ihre Verletzbarkeit. Er hatte sich zu viel Sorgen um die großen Gefahren und zu wenige um die kleinen gemacht. Schuldete er Meara nicht Mitleid? Es war ein passendes Gegenstück zu der Rache, auf die er verzichtet hatte. Es war eine Ehrenhandlung, eine kleine Freundlichkeit. Etwas, das seine Feinde niemals anerkennen würden.
    Er beugte sich im Sattel hinunter und legte Meara die missgestaltete linke Hand auf den Kopf. »Meara von Finsterflucht, in Satoris’ Namen vergebe ich dir.«
    Ihre Augen wurden groß. Uschahin schenkte ihr ein verzerrtes Lächeln.
    »Lebt wohl«, sagte er zu ihnen allen. »Wenn ihr euch an den Fürsten erinnert, dann denkt auch einmal an mich.«
    Er richtete sich wieder auf, rief seine schwarze Magie herbei, die ihm vor so langer Zeit die Graufrau der Wehre beigebracht hatte, und ließ sein Wachbewusstsein treiben. Die Welt drehte sich vor seinem Blick, und die Farben in ihr verblassten. Die Stimmen der Irrlinge wurden schwächer, zuletzt die von Meara.

    Er sah die Wege zwischen den Welten und machte sich auf zu ihnen.
     
    Der Hof war ein Ort des Gemetzels.
    Er war so klein, dass er nur einen winzigen Teil von Haomanes Verbündeten aufnehmen konnte. Die meisten Krieger mussten hinter den Mauern neben dem aufgebrochenen Tor bleiben. Der Rest war vor dem Angriff von Tanaros und seinen Fjel zurückgewichen, denn sie hatten nicht mit einem solch heftigen Widerstand gerechnet.
    Tanaros warf sich in die Schlacht und schlug nach allen Seiten aus.
    Er hatte keine Strategie, keinen Plan. Menschen und Ellylon liefen um ihn herum, und er schwang sein schwarzes Schwert und tötete sie. Die Fjel versuchten ihn zu schützen und hielten ihre Schilde hoch. Doch der Feind kam mit Schwert und Speer und verletzte seinen ungepanzerten Körper. Für jeden, den er tötete, kam ein anderer. Er blutete aus einem halben Dutzend Wunden, aus einem Dutzend, aus zwei
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