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Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter
Autoren: J Carey
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Dutzend.
    Dennoch kämpfte er unbekümmert und unermüdlich weiter.
    Die Steinfliesen wurden schlüpfrig vom Blut. Die Pferde rutschten aus, die Reiter stiegen ab und stolperten über die Leichen ihrer gefallenen Kameraden. Hier gab es keine Magie, sondern nur hässliches Abschlachten. Oronins Bogen schwieg, denn in diesem Getümmel konnte die Schützin nicht zielen.
    Aracus Altorus hatte seine ganze Kraft aufgebraucht.
    Aber er war ein geborener Anführer. Er versammelte seine Männer um sich: die Grenzwacht von Curonan. Er befahl ihnen, sich einen Weg am Rande des Schlachtfeldes freizukämpfen und auf die offenen Türen der Festung zuzuhalten. Sie sollten Cerelinde retten und in die Geheimnisse von Finsterflucht eindringen.
    »Wächter!«, schrie Tanaros. »Bewacht die Türen!«
    Sie versuchten es. Sie kämpften tollkühn. Aber er musste mitansehen, wie sie fielen, denn der Feind war so zahlreich, dass auch die Fjeltrolle ihm nicht widerstehen konnten. Tanaros beobachtete,
wie eine Handvoll Grenzwächter an ihnen vorbeischlüpfte und in den Tiefen der Festung verschwand.
    Im Hof lichteten sich seine Reihen. Hier und da sangen jetzt Bogensehnen. Immer mehr Verbündete Haomanes drangen durch das Tor. Tanaros holte tief Luft, reckte die Schultern und stellte sich ihnen entgegen.
    Eine Klinge ritzte seine Stirn. Es war ein junger Mittländer mit entsetzter Miene. Tanaros schüttelte den Kopf, blinzelte sich das Blut aus den Augen und tötete ihn. Einen Moment lang stand er schwankend da und dachte an Speros.
    Eine weitere Sehne sang; es war Oronins Bogen. Das verhallende Geräusch rief seinen Namen. Tanaros spürte einen heftigen Stoß gegen die Rippen. Als er die Hand senkte, betastete er den Pfeilschaft, der das gepolsterte, blutgetränkte Hemd zwischen seinen Rippen durchbohrte.
    Er sah die Bogenschützin an.
    Sie starrte ihn an; ihr Gesicht war eine Maske des Hasses und Kummers. Sie hatte einen neuen Pfeil in ihren Bogen eingelegt – in Oronins Bogen. Ihre Arme zitterten. Malthus der Gesandte war abgestiegen und stand neben ihr, mit einem Ellyl-Schwert in der Hand. Auf seiner Brust leuchtete der klare Soumanië, und sein gealtertes Gesicht hatte einen ernsten Ausdruck angenommen.
    Tanaros blinzelte erneut.
    Etwas stimmte mit seinen Augen nicht, denn die Welt schien so matt und seltsam zu sein. Diese beiden Gestalten waren deutlich zu erkennen, genau wie eine weitere Person hinter ihnen. Sie schlug einen weiten Kreis um das Schlachtgeschehen und ritt durch das Tor zur Verderbten Schlucht. Ein Splitter von schrecklicher Helligkeit brannte an ihrer Hüfte, rot wie Blut und so strahlend wie die aufgehende Sonne. Der Mann schaute in Tanaros’ Richtung; sein Blick sprach von Gefühlen, die keinen Namen hatten.
    Über ihm kreisten und krähten die Raben.
    »Uschahin«, flüsterte Tanaros. »Geh weg!«
    Der Gesandte hielt den Kopf schräg, als wollte er einen schwachen, fernen Laut erhaschen. Langsam drehte er sich um und machte
ein verwirrtes Gesicht. Tanaros kämpfte darum, seine Lunge zu füllen. Er hörte seinen Atem rasseln und spürte, wie der Pfeilschaft zuckte.
    »Malthus!«, rief er. »Ich bin hier !«
    Der Gesandte schaute ihn wieder an und hob abwehrend sein Ellyl-Schwert. Für Tanaros schien es von blassem Feuer eingerahmt. Er lachte laut auf und hob sein eigenes Schwert. Es brannte mit dunklem Feuer, eine Wunde im Himmel, getränkt in schwarzem Ichor. Schritt für Schritt trat Tanaros vorsichtig auf sie zu.
    Oronins Bogen sang wieder und wieder.
    Die Pfeile bohrten sich in sein Fleisch und machten ihn langsamer. Schmerz, fern, ohne jede Beziehung zu ihm. Die Luft wurde so zäh und klebrig wie Honig. Tanaros watete hindurch; Pfeilschäfte ragten aus seinem linken Oberschenkel, aus seiner rechten Schulter, steckten in seinem Oberkörper. Ellylon und Menschen griffen ihn an; er wischte ihre Klingen beiseite; sein schwarzes Schwert spaltete den Stahl. Ein Schritt, ein weiterer, noch einer, dann hatte er den Gesandten erreicht.
    Tanaros hob das schwarze Schwert zu einem letzten Schlag.
    »Malthus«, sagte er. »Ich bin hier.«
    Oder hatte er diese Worte nur gedacht? Der Widerhall von Oronins Bogen machte es schwer, etwas zu hören. Tanaros rang nach Luft; seine Lunge zog sich zusammen. Er spürte, wie sich sein Griff um den Schwertknauf lockerte. Seine Hände, seine so starken und fähigen Hände versagten schließlich doch ihren Dienst. Das schwarze Schwert entglitt ihnen. Das Gesicht des Gesandten verschwamm
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