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Elchmus (German Edition)

Elchmus (German Edition)

Titel: Elchmus (German Edition)
Autoren: Silke Brocks
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Schapdetten! Hier darf man nicht vergessen den Hahn zu wecken, denn dann geht die Sonne nicht auf.
    In Schapdetten gibt es kein Verbrechen. Nicht einmal die einzige Spielhalle vor Ort ist überfallen worden. Ab und an hat es ein paar Hauseinbrüche gegeben, aber einen richtigen Einsatz hatte er noch nie gehabt. Er hatte auch noch nie Fingerabdrücke genommen. Herr Blitz ist so unterfordert, wie die nicht vorhandene Klimaanlage in diesem Raum an so einem Sommertag wie heute überfordert wäre.
    Er nickt sich zur Bestätigung selber zu, reicht kurzerhand via E-Mail seinen ersten Urlaub seit Ewigkeiten ein und schnappt sich seinen Wagen.
    Die Fotos liegen noch immer neben ihm auf dem leeren Beifahrersitz, aber er fährt ab heute der Sonne entgegen und nicht zur Arbeit mit selbst geschmiertem Pausenbrot im weißen Butterbrotpapier.
    Nur er und seine frisch gewaschene schicke gebügelte beige Khakihose. Ich bin Single, spricht Herr Blitz zu sich selbst und ich bin auf dem Weg nach England, um Urlaub zu machen (und nicht um meinen ersten Fall überhaupt und das auch noch im Ausland zu lösen). Aber es ist nicht völlig ausgeschlossen, dass Elke im videoüberwachten London unterwegs war, vielleicht sogar im Büro gesessen hat, während Holger und Ralf ein zweites Auto besorgt haben…, rudern seine Gedanken.
    P und O Ferries transportiert noch immer hunderte von Passagieren samt zugehörigen Autos täglich von Calais in Frankreich nach Dover in England. Videos werden hier in der Warteschlange kaum gemacht. An der Tankstelle im Hafengebiet und auf der Rampe zur Fähre und auf der Fähre selber sieht das Ganze aber schon anders aus. Das hat te er bereits in Erfahrung gebracht. Aber das ist jetzt auch egal. Er muss einfach aufhören damit!
    Sein Personalausweis lebt i n seinem schicken Portemonnaie und erwartet seinen ersten Einsatz überhaupt in ca. 2 Stunden. Denn dann sollte er endlich am Fährhafen angekommen sein. Herr Blitz hatte sich vor ein paar Jahren mal einen Autoatlas gekauft, aber ihn noch nie benutzt. Auch heute nicht. Navis haben es noch nicht in sein Leben geschafft, denn die Straßen von Schapdetten gehören ihm sowieso.
    Im Hafen von Calais riecht es echt richtig nach Fisch. Einbildung wahrscheinlich. Herr Blitz lehnt an seinem Wagen und hat Hunger. Die Pausenbrote fehlen ihm nun doch. Weiter vorn in der Schlange hat er eine gelbe Uniform gesehen. Französische Polizei? Nein, nur einer, der die Autos auf die Fähre dirigiert. Wenn die Fähre absäuft, wird ihn sicher niemand vermissen. Er wird weder von einem Franzosen, noch von einem Engländer gesucht werden und auch in Deutschland wird ihn niemand so schnell vermissen.
    Er wird jetzt erst Mal seinen Urlaub genießen. Das gerade seine Fähre absäuft, ist kaum möglich. Er gönnt sich ein Petit D é jeuner an einem Stand. Das macht seinem Namen alle Ehre, ist es doch so klein, das es überhaupt nicht sättigt. Immerhin konnte er auf Englisch bestellen.
    Das Wort Blitz gibt es auch auf Englisch. Nicht nur aus dem zweiten Weltkrieg. Alles ergibt auf einmal Sinn , blitzt es durch seinen Körper. Auch er soll sein Leben endlich genießen und das wird er nun auch. Tut er ja schon. Ganz gemütlich fährt er auf die Fähre. Das hektische Hupen hinter ihm ignoriert er gekonnt, denn sein Urlaubsmodus wird ab jetzt nicht mehr abgestellt. In Dover fährt er an der Polizeiwache vorbei. Aber auch das Castle lässt er heute Castle sein.
    Er w ill und wird finally ein normales Leben leben und Kontakt zu Leuten haben. Vielleicht sogar Freunde. Oder gar eine Frau? Im Hafen liegen Boote und noch mehr Boote. Eine Frau zuckt es in seinen Lenden? Herr Blitz sieht nur noch Meer und nackte Frauen in Gedanken. Alle Boote tragen auch weibliche Namen hier. Gaby wartet vor ihm auf ihn. Sie ist eine schöne Yacht. Allerdings Französisch, wie die schlaff herunterhängende Flagge verrät und daher doch nicht sein Typ. Denn Französisch kann er nicht. Frauen. Kaum ist er mal weg von zu Hause, denkt er nur noch an sie. Sein Gesicht brennt vom ungewohnten Fahrtwind. Er liest weiter: Anne, Mary, Josephine und kann dann einfach nicht mehr. Er muss hier nur noch weg.
    Urlaub sieht anders aus. Das weiß er, auch wenn er noch nie welchen hatte. Die Boote knarzen und ächzen im Rhythmus der Wellen. Die Frauen tanzen dazu im Takt.
    Er fährt weiter Richtung London. Urlaub am Meer ist einfach nichts für Singles. Er wollte schon immer mal nach Scotland Yard. In London gibt es Millionen von
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