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Elchmus (German Edition)

Elchmus (German Edition)

Titel: Elchmus (German Edition)
Autoren: Silke Brocks
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mehr als deutlich signalisiert, dass er seinen Hintern umsonst in die Hand genommen hat. Abgeharkt hatte man ihn, wie einen unwichtigen Punkt von einer Strichliste.
     
    Es gibt aber auch noch Dinge in seinem Leben, die er noch tun will. Daran muss er jetzt denken. Er will ein guter Polizist sein und ist es auch. Und will es auch bleiben. Dieser Oberidiot aus Dover oder der Kasper aus Münster wird ihm nicht seine Karriere beenden.
     
    Die Nachricht ist kurz und knapp und erwähnt nicht einmal seinen Namen. „Die Handynummer, die an der Stelle des geklauten französischen Autos gefunden wurde, ist deutsch und gehört einer gewissen Elke P. aus H. Frau Elke P. befand sich zur Tatzeit bereits wieder in Deutschland. Zeugen können dies bestätigen.“
     
    Aus die Maus. Mehr steht da nicht. Weder der Nachname noch die Stadt werden mit vollem Namen erwähnt. Und seiner wird noch nicht einmal abgekürzt. Die Palme hinter seinem Schreibtisch lässt auch mit diesem ganzen Kummer kein Kunstblatt zu Boden fallen.
    Elke hat nichts zu packen. Daher kocht sie jetzt endlich das gekaufte englische Essen und lässt das Schnitzel glückliches Kühlfach-Schnitzel sein. Ist wirklich kein Heimkommen wie nach einem Urlaub, denkt sie, denn normalerweise gibt es nach längerer Abwesenheit Willkommensschnitzel und Willkommensbratwürste. Die übrig gebliebenen fertig gebratenen Bratwürste von gestern hatten es heute zwar schon zum Mittagessen geschafft, das Schnitzel bleibt allerdings schon wieder links liegen. Aber das immerhin rechts oben im Fach. Die Kuh ist sowieso schon tot. Alles ist beim Alten hier.
    Aber sie ist neu. Die Kuckucksuhr kuckut noch immer. 20 Mal. Es ist acht Uhr abends. Ihr Vater guckt die Tagessschau. Man sollte lieber sagen, versucht e r zumindest, denn er versteht, Kuckucksuhr sei Dank, so gut wie nichts. Wie eh und je. Angespannte Stimmung. Gespitzte Ohren. Bringt nichts. Vielleicht ist der Kuckuck ja doch mal beleidigt bei so viel Unaufmerksamkeit und das nach all den ganzen Jahren und fliegt endlich mal aus...
    Der schlechte Ruf des englischen Essens hat es noch nicht ins Münsterland geschafft. Und englisches Essen ruft daher hier nicht die übliche Reaktion hervor. Naserümpfen sieht anders aus. Freude aber auch. Elke hat zwar im Laufe der Jahre gelernt, dass Neuerungen im Elternhaus nicht gerne gesehen werden, gibt aber nicht auf. Not the same procedure as every day. Allerdings versteht sie noch immer nicht, wieso “Dinner for One” auf der Insel Silvester und generell nicht geguckt wird.
    Diese “Schnitzel-ist-besser-Diskussion“ wird heute nicht geführt. Basta, sagt die Italienerin bestätigend in ihr.
    Elke s Sunday-Roast, Yorkshire Pudding inklusive, ist mehr als gelungen. Sie hat die englischen Pastinaken mit den deutschen Kartoffeln in den Ofen gepackt. Auch die Gravy-Soße hätte es dem Papa schon richten können, ist sie doch braun wie die ihm bekannte Pfeffersoße, die er doch so gerne isst. Und das Rindfleisch ist wahnsinnig zart.
    Aber Elkes Mutter kannte Pastinaken leider von früher als diese noch von den Schweinen gefressen wurden.
    „ Scheiße“, schießt es aus ihr raus. Und das in diesem ihrem Elternhaus. „Scheiße“, wiederholt sie, ich dachte ihr freut euch!“, und lacht überhaupt nicht mehr. Ihr eigenes Essen landet in der Tonne. In der falschen dazu.
    Ihre Eltern sind noch nicht erwachsen und essen brav den Teller auf.
    „Na, bravo“, denkt Elke im Stillen beim Spülmaschine-Einräumen. Die Mutter holt für alle Vanilleeis aus dem Eisfach. Das Billige vom Aldi. Elke sieht ihr zu, wie sie den Aludeckel abreißt. Sie will keins und ist auch nicht bereit sich mit Aldi-Eis von ihrer Mutter abspeisen zu lassen wie ein kleines Mädchen.

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    ............ WDR 4. WDR4 soll sterben. Eines schrecklichen Todes. Oder seine Zuhörer auf der Stelle tot umfallen. Dann will diesen Sender nie mehr einer hören. Auch die Moderatoren würden dafür bestimmt dankbar sein. Sie dreht das Radio einfach aus.
    Im Nebenzimmer liest der Vater die Zeitung. Zum zweiten Mal heute und daher ist er wohl nicht mehr so ganz in seine Lektüre vertieft, denn dass WDR4 soeben gestorben ist, merkt er sofort. Nur eine Sekunde später drückt er den Anknopf des Radios und es trällert wieder munter weiter. Das Ding hat wohl einen Wackelkontakt.
    Und von innen drängt die Schädeldrücke sich fies ans Gehirn. Erneut stellt sie das Radio ab, verstellt aber dieses Mal den Sender am Drehknopf dazu. Bis zum Anschlag
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