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Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Titel: Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards
Autoren: Ivo Pala
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vorgeschlagen.«
    »Sie hat ihm gar keine Wahl gelassen«, sagte Yrr, und auch ihr war der Stolz, den sie für Svenya empfand, deutlich anzuhören.
    »Vielleicht solltet Ihr die Gelegenheit nutzen, auf Laurin zu schießen, jetzt, da er abgelenkt ist«, schlug Wargo Hagen vor.
    Hagen schüttelte den Kopf. »Selbst wenn ich ihn träfe, würden sich die anderen sofort auf Svenya stürzen. Außerdem will ich sie nicht entehren. Sie hat dem Duell zugestimmt, und das muss ich respektieren. Wenn ich jetzt eingreife, ist ihr Wort nie wieder etwas wert.«
    »Sie schafft es auch so«, sagte Yrr. »Sie muss es einfach schaffen!«
    Svenya wusste, dass es nicht viel bedeutete, den ersten Ansturm Laurins überstanden zu haben. Er hatte ihre Reaktion testen wollen und ihre Schnelligkeit. Zugegeben, beide hatten ihn überrascht – so wie sie selbst überrascht war – aber er hatte noch lange nicht all sein Geschick in diese Attacke gesteckt … und erst recht nicht all seine Stärke.
    Svenya verfolgte aufmerksam, wie er sein Gewicht langsam und beinahe unmerklich von einem Fußballen auf den anderen verlagerte und, als sie ihre eigene Position entsprechend justierte, wieder zurück. Dabei nahm sie plötzlich ein leises, melodiöses Summen wahr … die Melodie kam ihr merkwürdig vertraut vor … wie aus einem lange vergessenen Traum. Sie war leicht und beschwingt … der Takt war lebendig und fröhlich … wie bei einem Kinderlied … oder einer Polka. Svenya brauchte einen kleinen Moment, ehe sie merkte, dass sie selbst es war, die das Liedchen summte. Sie hatte keine Ahnung, woher sie es kannte und wieso sie es summte, aber sie fühlte, wie es ihren Puls, ihre Atmung und ihre Balance noch besser in Einklang brachte. Und dann hörte sie in ihrem Kopf, dass auch Skalliklyfja die Melodie aufgenommen hatte und mitsummte.
    Es war ein beinahe fröhlicher Moment. Wild und friedlich zugleich. Ernsthafte Verspieltheit. Nichts war mehr gegensätzlich … alles eins.
    Wollen wir?, summte Skalliklyfja im Takt.
    Wir wollen, antwortete Svenya lächelnd und sprang tänzelnd nach vorne.
    Mit gewaltiger Brutalität, die frei war von Hass oder Wut, aber getragen von der raubtierhaften Schnelligkeit ihrer Geburt, schlug Svenya mit einer blitzschnell ausgeführten Serie von Schlägen auf Laurin ein.
    Von oben.
    Von der Seite.
    Von der anderen Seite.
    Wieder von oben – dann von unten.
    Jeder Schlag nutzte den Schwung des vorherigen aus – und obwohl Laurin zwei Schwerter zur Verfügung standen, brachte er jedesmal nur in allerletzter Sekunde eine seiner Waffen in den Weg der singenden Skalliklyfja und machte dabei einen Schritt nach dem anderen zurück.
    Die Melodie, der Schlag ihres Herzens und der funkenstiebende Gesang der Klingen gaben Svenya den Rhythmus und die Kraft. Zu wissen, welche Note als nächstes kommen würde, half ihr gedankenschnell zu entscheiden, welcher Schritt folgen musste … und welcher Hieb.
    Aber obwohl Laurin nichts anderes übrig blieb als nur zu parieren und sich immer weiter zurückdrängen zu lassen, gelang es ihr nicht, einen Treffer zu landen. Schließlich war es nicht irgendjemand, gegen den sie hier antrat. Laut Hagens Worten war der Schwarze Prinz der beste Schwertkämpfer in ganz Midgard. Und trotzdem – oder gerade deswegen – riss sie sich zusammen, um es sich nicht zu Kopf steigen zu lassen, dass sie dazu in der Lage war, ihn zurückzudrängen. Ein einziger Fehler von ihr würde ihm ausreichen, das Duell für sich zu entscheiden.
    Svenya drehte und wirbelte, sprang und tänzelte … und schlug und schnitt und stach. Laurins Blick wurde immer ernster – immer finsterer … verbissener. Sie sah erste Schweißtropfen auf seiner Stirn. So oft sie konnte, wechselte sie die Folge ihrer Schläge, um ihm keinen erkennbaren Rhythmus zu geben, den er durchbrechen konnte.
    Dann aber geschah etwas Seltsames: Sie hörte, wie eine weitere Stimme in ihre Melodie einstimmte … ein tiefer, durchdringender Bariton, der ihre eigene Stimme begleitete. Es war Laurins. Er nahm ihr Liedchen auf und summte es mit.
    Svenya erschrak.
    Jetzt kannte er mehr als nur den Rhythmus ihrer Schläge – jetzt kannte er den ganzen Tanz. Er stieg auf ihn ein, und schon nach wenigen Noten kamen seine Blocks und Paraden früher, sicherer. Mehr instinktiv als rational begriff er, wohin der nächste Hieb zielen würde, und kam ihm entgegen. Seine Schritte passten sich denen Svenyas an … und dann übernahm er die Führung.
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