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Eisrose

Eisrose

Titel: Eisrose
Autoren: Astrid Martini
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erschrak. Denn ruckartig schob sie sich von ihm, erhob sich, während ihn wütende Blitze aus ihren Augen trafen.
    „Ich sagte, fass mich nicht an.“
    Sie bückte sich, sammelte seine Kleidung ein, warf sie in seine Richtung und zischte: „Geh!“
    Dass Valérie ihre Launen hatte, war kein Geheimnis. Nicht immer war gut Kirschen essen mit ihr. Konnte sie in einem Moment das anschmiegsame Kätzchen sein, so mutierte sie im nächsten Augenblick schon zum Raubtier, sofern ihr etwas gegen den Strich ging.
    Diesmal jedoch war etwas anders. Irgendetwas beunruhigte sie, das spürte er genau. Momentan würde er nicht in Erfahrung bringen können, was sie beschäftigte, aber er beschloss, es zu gegebener Zeit herauszufinden.
    Ihm den Rücken zugewandt stand sie am Fenster. Ihre Körperhaltung signalisierte ihm deutlich, es war besser, sie vollkommen in Ruhe zu lassen. Wortlos kleidete er sich an und verließ schon kurze Zeit später ihre Suite.
     
    Draußen war es stockdunkel, als Leah Valérie durch den Garten zu einer verborgenen Kellertür im hinteren Gebäudetrakt folgte. Das flackernde Licht einer Taschenlampe wies ihnen den Weg.
    Die Tür quietsche, als Valérie diese mit einem altertümlichen Schlüssel öffnete. Leah staunte, als sie den Kellerraum betrat. Ringsherum waren Regale mit antiken Büchern zu sehen.
    „Jetzt sind wir auf dem Weg zu Dominiks Reich. Wer ihn wirklich kennenlernen will, sollte wissen, welcher Art von Vergnügen er sich in Gewölben tief unter der Erde hingibt. Ich mag dich, Leah, und ich möchte nicht, dass du endest wie damals Cathérine.“
    Was hatte Cathérine damit zu tun? Ständig diese Andeutungen über Cathérine. Leah wollte so wenig wie möglich über sie und ihre Zeit mit Dominik wissen. Das war Vergangenheit, und jegliches Wissen würde sie in Bezug auf Dominik nicht weiterbringen, sondern stattdessen blockieren. Leah begann zu frösteln, sah, wie Valérie zu einem der Regale ging und dort prüfend ihre Finger über die Buchrücken gleiten ließ.
    Dann schien sie gefunden zu haben, wonach sie suchte, denn sie gab einen zufriedenen Laut von sich. Als Valérie eines der Bücher herauszog, löste sich wie von Zauberhand eine Tür aus der Flut an Büchern. Ein kalter Luftzug kroch ihnen aus dem Dunkel, das sich dahinter verbarg, entgegen.
    Leah trat näher, blickte in das dunkle, schwarze Loch hinab. Als Valérie den Lichtkegel der Taschenlampe dorthin führte, sah sie die Stufen, welche in die geheimnisvolle Finsternis führten.
    Ohne zu zögern folgte sie Valérie die Stufen hinab. Ein Schauer durchlief sie, ihr Herz klopfte bis zum Hals. Nichts – kein Geräusch war zu hören.
    Es gab kein Geländer, und die Steintreppe war uneben. Beide Frauen stützten sich mit der Hand an der kalten Gewölbemauer ab. Leah zählte zweiundvierzig ausgetretene Stufen, bis sie unten ankamen. Vor ihnen lag ein quadratischer Raum, und bis auf eine schwarze Tür gab es hier nichts als kaltes Mauergestein.
    Umständlich öffnete Valérie die hohe, schwere Tür. Weitere Stufen, die in eine undefinierbare Tiefe führten, es wurde kälter und feuchter.
    Am Fuße der Treppe verzweigten sich mehrere Gänge, die ins Felsengestein gehauen waren. Durch eine scharfe Linksbiegung ging es weiter, es folgte eine weitere Tür, und bevor Valérie diese vorsichtig öffnete, raunte sie ihr zu: „Wenn du die Wahrheit erfahren willst, bewahre Ruhe, egal, was du siehst.“
    Leise, ganz leise drückte Valérie die Tür auf. Heiße Luft schlug ihnen entgegen, Fackeln warfen flackerndes, dämmriges Licht gegen die Steinwände. Langsam schoben sie sich hinein, und Valérie gelang es, die Tür lautlos zu schließen.
    Nach Weihrauch riechender Rauch stieg aus der Glut dreier Kohlebecken auf. In der Mitte des Raumes stand ein überdimensionaler Käfig, in dem sich eine Sklavin befand. Arme und Beine waren gespreizt, Hände und Füße per Manschetten an die Gitterstäbe gekettet. Röchelnd hing sie in den Ketten, mit zerzaustem Haar, zitternd wie Espenlaub, die geschundene Haut glänzte vor Schweiß, die Brüste waren benetzt von herabgekullerten Tränen und ihrem Speichel.
    An ihren Brustwarzen klemmten metallene Klammern, von denen dünne Kettchen hinabschwangen. An sich kein ungewöhnliches Bild für Leah, doch die Tatsache, dass die junge Frau blutverschmiert war, entsetzte sie. Und dann sah Leah, dass auch der Käfigboden Blutlachen aufwies.
    Ihr stockte der Atem.
    In einem Sessel neben dem Käfig entdeckte Leah
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