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Eiskalte Verfuehrung

Eiskalte Verfuehrung

Titel: Eiskalte Verfuehrung
Autoren: Linda Howard
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Er ist für sein Alter nicht groß, aber auch wieder nicht zu klein. Er ist ganz klar ein Baseballfan – und ein Basketballfan. Ob du es glaubst oder nicht, aber er ist das reinste Mathegenie. Nun, ein Genie für einen Siebenjährigen, natürlich. Ich weiß nicht recht, von wem er das hat, da Mathe in der Schule nicht mein bestes Fach war, und Mariane ist schon durchgedreht, wenn sie unsere monatlichen Ausgaben addieren musste.« Es kam ihm seltsam vor, von seiner verstorbenen Frau zu reden, ohne wie sonst von einer Woge des Kummers erfasst zu werden. Seltsam, aber gut. »Ruhig ist er sicher nicht. Hast du schon einmal eine gute Weile mit einem Siebenjährigen verbracht?«
    »Nein«, sagte sie sanft.
    »Na ja, sie sind Energiebündel, und mein Sam macht da keine Ausnahme. Bei ihm läuft alles mit Volldampf voran – außer er schläft.« Gabriel atmete tief ein, bevor er fortfuhr: »Und dass er so weit von mir weg wohnt, ist mehr als hart für mich, es ist die reinste Tortur.«
    Er hörte sich plötzlich erklären, wie Marianes Eltern versucht hatten, ihm nach dem Tod ihrer Tochter zu helfen, wie sein Schwiegervater nach Texas versetzt worden war, und wie er sich bemüht hatte, eine andere Arbeit zu finden, eine, die es ihm erlaubte, näher bei Frau und Enkel zu sein; aber letztendlich hatte er keine andere Wahl gehabt, als umzuziehen. Umzug oder Arbeitslosigkeit, so einfach war das. Gabriel erzählte Lolly, wie er versucht hatte, als alleinerziehender Vater alles auf die Reihe zu kriegen, etwas, wovon er zuvor noch nie jemandem gegenüber ein Wort hatte verlauten lassen, nicht einmal seinen eigenen Eltern gegenüber.
    »Babysitter, Nachbarn, Marianes Freunde, die Ehefrauen meiner Freunde … alle taten, was sie nur konnten, um zu helfen, aber letztendlich war mein Einsatzplan so unregelmäßig, dass er zum Problem wurde. Sam fehlte es an Kontinuität. Er wusste nie, wo ich war, wer auf ihn aufpassen würde, wann ich Nachtschicht hatte oder plötzlich wegbeordert wurde. Hier hat er diese Sicherheit. Er weiß, wo er in der Nacht schlafen wird.«
    »Der Preis ist allerdings hoch«, sagte Lolly. »Für euch beide.«
    Er hatte sich eingeredet, die Situation sei nur vorübergehend – er würde ein Kindermädchen finden, das er sich leisten konnte, damit sein Sohn die Nacht zu Hause verbringen konnte. Aber mit jeder Woche, die verging, nahm seine Angst zu, dass er nie in der Lage wäre, eine angemessene Lösung zu finden. Er war Sergeant in der Armee, und wenn er auch anständig verdiente, so war es doch nicht genug, um jemandem an die zwanzig Riesen pro Jahr hinzublättern, ein Betrag, der für eine Vollzeitkinderbetreuung das Minimum war.
    Er wollte nicht, dass sein Sohn mit einem abwesenden Vater aufwuchs, der zu Besuch kam, wenn es ihm möglich war, doch er sah keinen Ausweg, zumindest momentan nicht. Sams Großeltern waren praktisch seine Eltern, und sein Vater war so eine Art gelegentlicher Gast, der den Alltagstrott unterbrach. Lolly hatte recht; er zahlte einen hohen Preis, um seinem Sohn ein beständiges Leben bieten zu können.
    »Wir bemühen uns, dass alles so klappt«, sagte er. »Was für Sam am besten ist, das tun wir.« Er wollte unbedingt das Thema wechseln. »Was ist mir dir? Verheiratet, verlobt, geschieden …?«
    »Nichts von alledem. Ich treffe mich gelegentlich mal mit einem Mann, habe aber seit Langem nichts Ernstes.«
    »Warum nicht?«
    Sie war hübsch, intelligent, und nach dem, was in der Dusche passiert war, zu schließen, war sie wirklich eine heiße Nummer. Sie hatte ihn überrascht, aber eigentlich hatte ihn so ziemlich alles überrascht, was sie getan hatte, seitdem er ein paar Stunden zuvor diese wackelige Leiter hinaufgeklettert war. Wer hätte gedacht, dass er Lolly Helton je bewundern würde? Sie war vom ersten Augenblick an fehl am Platz gewesen, aber sie hatte sich durchgebissen und war ihm sogar zu Hilfe gekommen – sowohl bei seinem Zweikampf mit Darwin als auch mit Niki. Ihre innere Stärke, vor allem wegen dem, was mit Niki passiert war, ließ ihn tiefen Respekt empfinden. Es war ihr sicher nicht leichtgefallen, aber sie hatte getan, was notwendig war, ohne zusammenzuklappen.
    Er mochte sich allerdings nicht eingestehen, dass er weniger von ihr erwartet hatte, denn eines wollte er keinesfalls: Ihre Gefühle verletzen oder auf ihre negative Seite zu sprechen kommen. Zu seiner Überraschung hatte er sie verdammt gern, mochte alles, was er in dieser Nacht von ihr kennengelernt
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