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Eiskalte Verfuehrung

Eiskalte Verfuehrung

Titel: Eiskalte Verfuehrung
Autoren: Linda Howard
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damit, dass er sie wieder in die Arme nehmen würde, doch das tat er nicht. Er legte ihr seine beiden Hände fest auf die Schultern und sah ihr in die Augen. »Ich gehe jetzt nach oben und hole ein Betttuch, um den Tisch damit abzudecken – und ein paar Decken und Kissen für uns bringe ich auch noch mit. Du nimmst dir ein paar trockene Klamotten und ziehst dich an. Dann mache ich Suppe heiß …«
    »Ich gehe nicht noch mal in diese Küche …«, erklärte Lolly bestimmt.
    »… und bringe sie hierher«, fuhr er ohne Pause fort, »damit wir etwas Warmes in den Bauch kriegen. Die Müsliriegel heben wir uns für den Abstieg auf.«
    »Wie kannst du nur so ruhig sein?«, fragte sie verärgert und dankbar zugleich, aber auch wütend über sich selbst, weil etwas in ihr noch immer Angst hatte.
    »Welche Wahl bleibt mir denn?«, antwortete er.
    Lolly spürte, wie eine Woge der Erleichterung sie durchpulste. Natürlich hatte er recht. Wenn sie beide in Panik gerieten, dann würden sie jetzt bloß gleich die nächste Katastrophe heraufbeschwören, und sie hatte weiß Gott in den vergangenen Stunden mehr als genug Katastrophen gehabt.
    »Ich ziehe mich an«, sagte sie gefasster. »Tu, was notwendig ist.«
    Gabriel beugte sich zu ihr herunter und küsste sie. Es war kein Kuss im Stil von »Komm, nun machen wir mal voran«, es war eine beruhigende, warmherzige, überaus angenehme Kontaktaufnahme, die sie daran erinnern sollte, dass sie nicht alleine war – und die sie gleichzeitig effizient von den Schrecken dieser Nacht ablenkte, ein paar kostbare Sekunden lang.
    Sie fühlte den Kuss in ihrem tiefsten Inneren. Ihre Panik, die in ihr geflattert war wie ein Wesen, das zu entkommen versuchte, löste sich auf.
    Sie schaffte das. Sie beide schafften das.
    Der Kuss dauerte nicht lange, jedoch lange genug, um diese Wirkung zu erzielen. Sie legte Gabriel ihre Hand an die Wange, spürte die rauen Bartstoppeln. »Nun gut«, sagte sie sanft. »Es ist jetzt alles in Ordnung mit mir.«
    Sie wandte sich zum Kamin mit seinem einladenden Feuer, lauschte, wie Gabriel die Treppen hinaufeilte.
    Realistisch gesehen war das Abenteuer längst noch nicht vorbei. Der Fußmarsch in die Stadt am nächsten Tag war gefährlich und schwierig. Aber noch war nicht morgen, und diesen Abend war sie in Sicherheit, im Warmen und in Obhut.
    Lolly fühlte sich ein bisschen wie Scarlett O’Hara – vom Winde verweht. Um das Morgen würde sie sich kümmern, wenn die Zeit gekommen war.

13
     
    Gabriel lehnte seinen Kopf an die Couch und schloss die Augen. Noch nie hatte Nudelsuppe mit Hähnchen aus der Dose so gut geschmeckt. Das einfache Vergnügen, nicht in der Kälte draußen zu sein, ein Kaminfeuer zu haben, zu wissen, dass er und Lolly in dieser Nacht in Sicherheit waren – das war ein wundervolles Gefühl.
    Der mit Gas betriebene Kamin knisterte nicht wie ein Holzofen, aber dafür musste man sich auch keine Gedanken wegen des Nachlegens der Holzscheite machen – der Handel schien ihm fair. Lolly wusste nicht genau, wie viel Propangas noch im Tank war, hatte ihm jedoch mitgeteilt, dass er seit geraumer Zeit nicht gewartet worden war. Ihrer Einschätzung nach würde das Gas noch eine Weile ausreichen, und somit müssten sie diese Nacht gut klarkommen. Noch ein paar Stunden – mehr war nicht erforderlich.
    »Erzähl mir von deinem Sohn.«
    Lolly schmiegte sich an ihn. Ihr Körper war endlich wieder warm – und bekleidet. Das war so ein gutes Gefühl. Ein toter Junkie auf der rückwärtigen Veranda und ein zweiter im Wald, und einen beschwerlichen Fußmarsch hatten sie auch noch vor sich – da war es irgendwie fatal, von einem guten Gefühl zu sprechen. Aber sie mussten die Situation genießen, solange sie konnten.
    »Was möchtest du gern wissen?«
    »Sieht er dir ähnlich oder seiner Mutter? Mag er Baseball oder Kunst oder Musik? Ist er ein ruhiges Kind oder lebhaft?« Ihr Kopf ruhte behaglich an seiner Schulter. »Ist es hart für dich, dass er so weit weg wohnt?« Die letzte Frage kam nach einem kurzen Zögern in ihrer Stimme, als wüsste sie nicht recht, ob man so etwas überhaupt fragen durfte.
    Gabriel hatte nie etwas dagegen, über Sam zu sprechen. Es gab Zeiten, da war ihm klar geworden, dass er zu viel geredet hatte, dass er seine Zuhörer gelangweilt hatte – wenngleich die meisten zu höflich waren, dies auch zu sagen. Da Lolly die Frage gestellt hatte, antwortete er nur zu gern.
    »Sam sieht aus wie ich, aber die Augen hat er von Mariane.
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