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Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)

Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)

Titel: Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)
Autoren: Varg Gyllander
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Sie arbeitet auch wieder Vollzeit und …«
    Ulf Holtz erhob sich, um etwas zu trinken zu holen. Er hatte noch den süßlichen Geschmack des Glöggs im Mund und brauchte jetzt etwas Kaltes. Im Kühlschrank fand er nichts, und Eiswürfel gab es auch keine. Er suchte in einer Küchenschublade und entdeckte ein paar Eiswürfelbeutel, die er mit Wasser füllte und in den Gefrierschrank legte. Nachdem er den Kaltwasserhahn eine Weile hatte laufen lassen, füllte er ein Glas und trank es leer. Wohltuend. Er füllte das Glas ein weiteres Mal, während er aus dem Fenster schaute.
    Dass der Kontakt zu Marcus abgerissen war, betrübte ihn mehr, als er zugeben wollte. Er hätte ihn gerne weiterhin getroffen. So netten Leuten begegnet man nicht oft, dachte Holtz. Hilfsbereit war er auch gewesen, und er hatte sich für ihn interessiert, natürlich vor allen Dingen für seine Arbeit und den Mord in Stjerneby.
    Der Adventsstern im Fenster blendete ihn etwas, aber er konnte trotzdem die um die Ährengarbe, die er ihnen hingelegt hatte, versammelten Vögelchen sehen. Kleine, grauschwarze Vögel mit roter Brust suchten nach den letzten Körnern. Die Halme waren unter dem schweren, nassen Schnee leicht umgeknickt. Er trank ein zweites Glas Wasser, sah ins Zimmer und entdeckte den Strohbock, der breitbeinig dastand und ihm den Kopf zuwandte. Er stand etwas schief, ein Bein berührte den Boden nicht, und Holtz fühlte sich an die dreibeinigen Zielscheiben des Bogenschützenvereins Stjärnan, Marcus’ zweitem Zuhause, erinnert. Ich weiß nicht einmal, wo sein erstes Zuhause ist, dachte Holtz.
    »Woran denkst du?«, unterbrach Linda seine Überlegungen.
    »Nichts Besonderes«, antwortete er und versuchte, den Faden wieder aufzunehmen.
    Marcus’ Zuhause.
    Er wandte sich an Linda.
    »Sitzt deine Freundin immer noch im Rollstuhl?«
    Linda sah ihren Vater erstaunt an. Er stand mit einem leeren Glas in der Hand neben dem Fenster.
    »Nein. Nur noch manchmal.«
    Die gelbe Pappmappe, die Pia Levin in ihrem Büro aus dem Aktenschrank mit vielen ähnlichen Mappen genommen hatte, lag ungeöffnet auf dem Couchtisch. Sie betrachtete sie. Eigentlich wollte sie sich nicht mit dem Inhalt befassen, vermutete aber, dass sie bald mit der aufgeschlagenen Mappe dasitzen würde. Wie immer. Die Ermittlungen von Kindesmisshandlungen, darunter einige Fälle, an denen sie selbst gescheitert war, riefen nach ihr. Quälten sie. Wie Schorf, den man immer wieder aufkratzt.
    Levin nahm den letzten Schluck aus ihrem Weinglas und lehnte sich auf dem Sofa zurück. Ihr Haar war vom Duschen noch nass, und der Bademantel ging immer wieder auf.
    Es war fast Mitternacht. Wenn ich mich nicht bald hinlege, schlafe ich auf dem Sofa ein, dachte sie und überlegte, ob sie noch die Kraft haben würde, sich die Zähne zu putzen.
    Ihre Gedanken drehten sich im Kreis. Gabriel Marklund ging ihr einfach nicht aus dem Sinn. Er beharrte darauf, dass er seinen Vater aufgesucht habe, um ihm nahe zu sein und ihn kennenzulernen. Schließlich sei Vergebung eine der höchsten Tugenden. Es sei ihm geglückt, die Organisation zu infiltrieren, er sei eine Art Mädchen für alles gewesen und habe sich so in der Nähe seines Vaters aufhalten können. Außer Johan habe ihn niemand beachtet. Ein Krüppel stellte keine Bedrohung dar. Er habe jedoch nie eine Gelegenheit gefunden, Johan zu eröffnen, wer er eigentlich war. Nun sei es dafür zu spät. Aber seinem Vater gehe es jetzt gut, und irgendwann würden sie wieder beisammen sein, hatte er dem Vernehmungsbeamten, der unwillkürlich die Augen verdrehte, mitgeteilt.
    Die Kriminaltechniker konnten anhand von Fingerabdrücken und DNA -Spuren nachweisen, dass sich Gabriel Marklund im Adlerhorst aufgehalten hatte. Nach Auswertung der Tonaufnahme stand fest, dass er der Anrufer war, der die Vergewaltigung gemeldet hatte.
    Er besaß ein Motiv. Geld und Rache. Weiter waren die Ermittler jedoch nicht gekommen. Jede Bezichtigung wies er verständnislos von sich. Der Mord an Johan habe ihn schwer getroffen, er sei jedoch in der Organisation geblieben, obwohl diese dann rasch zerfallen sei. Erst nach der fürchterlichen Vergewaltigung sei er nach Hause zurückgekehrt.
    Die Vernehmungsbeamten waren äußerst behutsam vorgegangen und hatten sich darum bemüht, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Sie hatten Gabriel nicht erzählt, wie sein Vater gestorben war, und mit keinem Wort Pfeile oder Waffen erwähnt. Früher oder später würde er sich versprechen. Mehr
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