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Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)

Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)

Titel: Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)
Autoren: Varg Gyllander
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Die Einsamkeit war jedoch noch schlimmer. Um vier Uhr morgens stand er auf. Die Stille in dem großen Haus war er gewöhnt. Es war dort immer still gewesen. Manchmal Radio. Nie Fernsehen. Keine Musik. Er wusste, dass es nicht überall so war, aber das hatte ihn nie gestört. Er hatte sich zu Hause wohlgefühlt. Seine Kindheit war geborgen und liebevoll gewesen, zumindest hatte er das so empfunden. Natürlich war seine Behinderung beschwerlich, aber nicht unerträglich. Sein Kopf war schließlich in Ordnung, das hatte auch einmal einer der Lehrer gesagt, als Gabriel unbemerkt mithörte.
    Eine Weile lang ging er im Haus herum, um zu seiner Gelassenheit zurückzufinden. Um vier Uhr morgens, wenn er wach war, kamen ihm immer Zweifel.
    Er saß stundenlang in der Küche, wartete auf die Morgendämmerung und löste Kreuzworträtsel. Aber die Kästchen waren sehr klein, und obwohl er die Augen zusammenkniff, fiel es ihm schwer, die Worte zu lesen. Seine dicken Brillengläser halfen ihm auch nicht.
    Es klopfte. Erstaunt sah er auf die Uhr. Einen Augenblick lang erwog er, so zu tun, als wäre er nicht zu Hause, doch dann überlegte er es sich anders.
    Alle wussten, dass er zu Hause war. Er war immer zu Hause.
    Der Mann auf der Treppe war Anfang sechzig. Als Gabriel Marklund die Tür öffnete und dem Mann in die Augen sah, wusste er, dass etwas Entscheidendes geschehen würde.
    Der Blick der Zusammengehörigkeit.
    Gabriel Marklund bat ihn einzutreten. Der Mann stellte sich als Thord Seger vor und erzählte, er komme in einer wichtigen Angelegenheit. Sie setzten sich in die Küche, und Gabriel Marklund fragte seinen Gast, ob er etwas essen wolle. Er habe sich gerade etwas Suppe zum Frühstück aufwärmen wollen. Es reiche auch für zwei.
    Thord Seger nickte nur und schwieg, während Gabriel noch ein paar Scheite in den Holzherd legte und die Suppe in einem großen Topf aus Kupfer aufwärmte. Schweigend aßen sie. Thord Seger rührte jedoch hauptsächlich in seiner Suppe. Nach einer Weile erkundigte sich Gabriel Marklund nach dem Anliegen seines Besuchers. Dass dieser nicht aus der Gegend stammte, war seiner Aussprache anzuhören. Thord Seger wusste erst nicht, wie er die Worte wählen sollte, und setzte mehrmals an. Dann erzählte er ihm endlich, er sei sein Großvater väterlicherseits. Gabriel Marklund protestierte. Sein Großvater sei schon seit vielen Jahren tot. Das gelte auch für seine übrige Verwandtschaft.
    Er sei ganz allein.
    Thord Segers Augen füllten sich mit Tränen.
    Dann erzählte er Gabriel Marklund, dass seine biologischen Eltern noch am Leben seien. Ihm sei klar, dass er einige Zeit brauchen werde, um diese erschütternde Information zu verarbeiten.
    Gabriel erhob sich und ging um den Esstisch herum. Thord Seger wich erst zurück, als Gabriel sich zu ihm herunterbeugte, um ihn zu umarmen.
    »Ich habe immer das Gefühl gehabt, dass etwas nicht stimmt. Du hast mir die Antwort gegeben«, sagte Gabriel und bat Seger, ihm alles über seinen Vater zu erzählen.
    Seger versuchte erst, die Sache zu beschönigen, aber dann erzählt er doch die ganze Geschichte. Was sein Vater ihm angetan hatte und was geschehen war, nachdem er seine Strafe verbüßt hatte.
    Nachdem Gabriel Marklund wieder in seine Zelle gebracht worden war, stellte Staatsanwalt Mauritz Höög wegen begründeten Verdachtes des Mordes an seinem biologischen Vater Haftantrag.
    Gabriel Marklund nahm diese Mitteilung gelassen auf. Er legte sich auf die Pritsche und fuhr fort, sein Buch zu lesen, als wäre nichts geschehen. Am dritten Tag wurde dem Haftantrag stattgegeben. Nach einer Woche mit weiteren Verhören waren die Ermittler einem Geständnis keinen Schritt näher gekommen. Ungesetzlich war einzig gewesen, dass Gabriel Marklund hin und wieder Marihuana geraucht hatte, um seine Schmerzen und Muskelverspannungen zu lindern. Aber dafür interessierten sich weder die Ermittler noch der Staatsanwalt.
    Mauritz Höög wurde immer frustrierter und wies die Ermittler an, alle Fakten ein weiteres Mal durchzugehen.
    »Eigentlich gibt es keine Beweise dafür, dass sie den Richtigen haben«, sagte Holtz und bestrich ein Brot dick mit Butter.
    Pia Levin nahm einen Schluck Karottensaft und bedachte den Oberkellner, der gerade an ihrem Tisch vorbeiging, mit einem Lächeln. Er erwiderte es und setzte seine Runde durch den Speisesaal fort. An einem Tisch blieb er stehen und strich ein paar unsichtbare Krümel vom Tischtuch.
    »Woher kennst du diesen Typen nur?«
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