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Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Titel: Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit
Autoren: Karen Rose
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zum ersten Mal, seit sie die Hütte verlassen hatte. Und dann Evie. Ihr Bewusstsein weigerte sich noch immer, diesen gemeinen, sinnlosen Überfall auf ihre Freundin zu begreifen. Und all die anderen. So viel zerstörtes Leben.
    »Ms Stewart?« Die Schwester musterte sie mit einem besorgten Blick. »Hören Sie mich? Es ist vorbei. Sie leben.«
    Caroline brachte ein schwaches Lächeln zustande und zuckte zusammen, als ihre Lippe brannte. Die Schwester glaubte offenbar, sie stünde unter Schock. Vielleicht hatte sie Recht. »Ich weiß. Ich musste nur gerade an all diese Menschen denken, die nicht mehr am Leben sind.«
    »Nicht, Mom. Denk jetzt nicht daran.« Tom saß auf einem Stuhl in der Ecke und verfolgte jede Bewegung der Krankenschwester. Er war Caroline nicht von der Seite gewichen. Die Sorge um ihren Gesundheitszustand hatte seinem Gesicht einen Ausdruck verliehen, den kein Kind jemals tragen sollte. Aber ihr Sohn war kein Kind mehr. Nach diesem Wochenende war die Kindheit für ihn endgültig vorbei.
    Trotzdem konnte sie nicht umhin, die Verluste zu betrauern, die unglaubliche Verschwendung von Leben. »Ich muss daran denken, Tom. Ich kann dem Gedanken an die Toten nicht ausweichen.« Sie zuckte zusammen, als die Schwester einen Bluterguss berührte, dann zwang sie sich, an die Lebenden zu denken. »Wie geht es Detective Jolley?«
    »Er ist im OP «, antwortete die Schwester und betupfte Carolines Lippe. »Es geht um Leben und Tod.« Sie sah Caroline in die Augen. »Wir beten für ihn.«
    Caroline holte tief Luft, was ihr ziemliche Schmerzen bereitete. Zwei ihrer Rippen waren gebrochen, von denen eine um Haaresbreite ihre Lunge punktiert hätte. »Ich auch. Wie geht’s dem kleinen Jungen? Nicky Thatcher?«
    »Gut«, antwortete jemand mit tiefer Stimme, die heiser und etwas unsicher klang.
    Caroline drehte sich um und sah einen hoch gewachsenen Mann mit hellrotem Haar und großen, braunen Augen im Türrahmen des Erste-Hilfe-Raums stehen und ihn völlig ausfüllen. Mit einem ungeduldigen
Ts, ts
drehte die Schwester Carolines Kopf wieder zu sich herum. »Sie sind Nickys Daddy«, sagte Caroline zur Wand.
    »Woher wissen Sie das?« Er war eingetreten, stand jetzt links von ihr, sodass sie ihn gerade eben aus den Augenwinkeln sehen konnte.
    »Er hat Ihre Augen. Er ist ein tapferer Junge, Special Agent Thatcher.«
    »Ich weiß.« Thatchers Stimme zitterte, dann räusperte er sich. »Er hat mir erzählt, wie Sie ihm die Fesseln abgenommen und ihm gesagt haben, er solle sich an der Straße verstecken.«
    »Dann hat er also getan, was ich ihm gesagt habe?«
    »Ja.«
    »Gut. Zum Schluss war ich nicht sicher, ob er noch in der Hütte war oder nicht.«
    »Er ist weggelaufen. Er sagt, dass er losgelaufen ist, als Winters Sie hinüber in das andere Zimmer geholt hatte. Ihre Füße wären noch gefesselt gewesen, weil Sie zuerst seine Fesseln gelöst hatten. Detective Lambert hat ihn im Gebüsch versteckt gefunden und wollte ihn zu uns bringen, als Winters anfing zu schießen. Sie …« Thatcher räusperte sich abermals. »Sie haben ihm wahrscheinlich das Leben gerettet. Jetzt ist er oben auf der Kinderstation und spielt mit einer Sozialarbeiterin, die offenbar der Meinung ist, dass er alles erstaunlich gut überstanden hat. Im Augenblick zumindest. Wir werden auch später die Augen nach Hinweisen auf Probleme offen halten. Er möchte Sie sehen, sobald Sie Besuch empfangen können. Er möchte beweisen, dass ich nicht Recht habe.«
    Aus Neugier wandte Caroline wieder den Kopf. »In welcher Hinsicht? Autsch«, beschwerte sie sich bei der Schwester, als diese erneut ihr Gesicht zu sich drehte.
    »Dann halten Sie doch still«, sagte die Schwester barsch, doch dann trat ein Lächeln in ihre Augen. »Oder es gibt keinen Lolli.«
    Caroline zog einen Mundwinkel hoch, dankbar für den Versuch der Schwester, die Stimmung zu heben. »In welcher Hinsicht sollen Sie nicht Recht haben, Agent Thatcher?«, wiederholte sie ihre Frage.
    »Nicky sagt, Sie seien sein Schutzengel. Er will mir beweisen, dass Sie nicht von dieser Welt sind.«
    Caroline wurde warm ums Herz; die Fantasie des kleinen Jungen nahm ihrem eigenen betäubenden Kummer etwas von seiner Schärfe. »Es tut mir Leid, ihn enttäuschen zu müssen. Ich würde ihn gern besuchen, wenn meine private Florence Nightingale hier ihre Rekonstruktionsarbeit beendet hat.«
    »Ich bin fertig. Ich bin fertig. Ist sie immer so schwierig?«, fragte die Schwester, an Max gewandt.
    Max strich
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