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Eisiges Feuer (German Edition)

Eisiges Feuer (German Edition)

Titel: Eisiges Feuer (German Edition)
Autoren: Sandra Gernt
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schluchzend um den Hals ihres Mannes.
    Ruckartig fuhr Lys herum und suchte Elynes Blick. Die stand ein wenig abseits und betrachtete das Schauspiel mit undurchsichtiger Miene.
    „Musstet Ihr in Eurer Gefangenschaft leiden?“ Seine Stimme war schneidend wie eine Stahlklinge.
    Ihre Mundwinkel zuckten, sie nickte den gräflichen Frauen spöttisch zu. Alle drei Damen wurden noch bleicher, falls das überhaupt möglich war.
    „Nein, werter Gemahl. Man hat sich nach Kräften um mein Wohlergehen bemüht und mir jederzeit Zerstreuung und Trost geboten. Vor allem die Mutter des Grafen war ein Quell der Einfühlsamkeit.“ Sie lächelte kühl in das Gesicht der alten Dame. Carmena winkte ihr zu, konnte oder wollte nicht einmal jetzt aus ihrer Rolle der gutmütigen, entzückend verwirrten Altgräfin ausbrechen.
    „Hat man Euch auf dem Weg hierher oder irgendwann danach jemals grob oder respektlos behandelt?“
    „Nun, die Söldner waren wenig behutsam und haben mir, einer Wöchnerin, allerlei Gräuel angedroht.“ Elyne zupfte an ihrem Kleid herum, wies dann geringschätzig auf den Grafen. „Er da hat die Männer dafür anschließend beschimpft und einen Teil des versprochenen Solds abgeschlagen.“
    „Hattet Ihr sonst einen Grund zu Klage?“
    „Ich habe Grund zur Klage. Meine Gemächer in Weidenburg besitzen kein solch großes Südfenster wie mein Verlies hier.“
    Lys verneigte sich vor ihr. „Dieser Fehler wird sofort behoben werden, Liebste.“
    Verwirrt starrten die Soraler sich an – das Fürstenpaar, beide so schön wie Götterbildnisse, so gleich in ihrem Zorn und eisiger Bedrohlichkeit, es benahm sich seltsam.
    Wieder fuhr Lys herum, baute sich erneut vor dem Grafen auf.
    „Nun, da Ihr so viel Klugheit bewiesen habt, sowohl Eurem übermächtigen Verbündeten zu gehorchen als auch Leib und Leben meiner Gemahlin zu schützen, wäre es Verschwendung, Euch einfach hinzurichten, nicht wahr?“
    Langsam blickte der Mann zu ihm hoch. Es war deutlich, er wagte noch nicht zu hoffen, was diese Worte bedeuten könnten, doch er hatte durchaus verstanden.
    „Ein Bündnis?“, krächzte er heiser.
    „Ihr sagt es. Ein Bündnis mit Weidenburg, vorerst. Sobald ich mich mit meinen Höheren abgesprochen habe, durchaus auch mit Corlin und Lichterfels.“ Lys bedeutete ihm mit einem Kopf
    rucken, ein paar Schritte auf Seite zu gehen, fort von all den Zuhörern.
    „Was hat es mit Hyula auf sich, Inur? Es war ein dreckiges Nest, als ich vor Jahren mit meinem Vater dort war, und jetzt ist es eine starke Festung.“
    „Bartolos ist – war, Vergebung, Herr – ein ehrgeiziger Mann mit vielen Talenten. Er hatte einen Weg gefunden, die Eisenerze, die in seinem Gebiet in großer Tiefe lagern, abzuschürfen.“
    „Reines Erz?“, flüsterte Lys. Der schwierige Handel mit diesem Rohstoff, der längst kostbarer als Gold geworden war, hatte unzählige Kämpfe provoziert.
    „Überaus rein. Ich habe Hyula finanziert, aber meine Mittel reichten nicht. Euer Bruder kam durch Zufall dahinter, was ich tue und bot mir sofort Unterstützung. Allerdings nur er, Euer Vater wusste nichts davon.“
    „Ich verstehe. Setzt einen fähigen Mann nach Hyula, der die Arbeit fortsetzt. Der momentane Statthalter ist ein Soldat, kein Denker oder gar Visionär.“
    „Herr, haben wir nun nichts mehr zu befürchten?“ Inur wies auf seine noch immer verängstigten Diener und Familienangehörigen.
    Müde blickte Lys zu Boden und gab für einen Moment seine Fassade auf. Er war zu erschöpft, um länger wütend zu sein darüber, dass alle Welt ihn für einen Mörder hielt.
    Ich bin ja auch ein Mörder …
    „Inur, ich würde eher mir selbst beide Beine abschlagen als einem wehrlosen Menschen etwas anzutun. Sollen mich alle als Schwächling verachten, es ist mir egal. Ihr und die Euren haben nichts zu befürchten. Als treuer Verbündeter habt Ihr allerdings mit mir mehr zu gewinnen als mit jedem anderen Fürst des Reiches.“ Er wirbelte herum, von seinen Instinkten gewarnt, dass sich ihm jemand näherte. Doch es war nur der Sohn des Grafen, der misstrauisch zu ihm aufblickte.
    „Ich habe versucht zuzuhören, Herr“, flüsterte der Junge. „Aber ich konnte nicht alles verstehen.“
    „Was hast du gelernt?“, gab Lys zurück und unterdrückte ein Lächeln.
    „Ihr lasst uns leben, weil das für Euch nützlicher ist.“ Die Art, wie der Junge das aussprach, zeugte von seiner Verachtung. Lys beugte sich wieder zu ihm und wisperte ein weiteres Mal so leise,
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