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Eisiges Feuer (German Edition)

Eisiges Feuer (German Edition)

Titel: Eisiges Feuer (German Edition)
Autoren: Sandra Gernt
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Nun aber herrschte Stille, und irgendjemand musste nachsehen, wie groß der Schaden war. Graf Inur drückte sich in der Nähe herum, der stämmige Mann schwitzte wie ein Ackerpferd. Kein Wunder – sollte Roban der Verlierer sein, würde ganz Sorala einen hohen Preis zahlen.
    Und wir vielleicht auch …
    Dorian betrat die Halle und schloss die Tür hinter sich. Mit einem Blick hatte er die Lage erfasst. Roban war tot, getötet von seinem Bruder, wie es schien. Dessen Freund – Lamár, oder wie auch immer er hieß, blickte sich zu ihm um, rüttelte dann behutsam an Lys’ Schulter.
    „Herr?“, fragte Dorian, bemühte sich, die Tränen des jungen Fürsten zu übersehen. „Herr, was befehlt Ihr nun?“
    Lys wischte sich das Gesicht ab und fasste sich mühsam.
    „Versammelt alle Soldaten im Burghof. Sorgt dafür, dass unter Soralas Bediensteten keine Panik ausbricht, der Graf soll seine Leute und seine Familie in den Innenhof bringen und dort warten. Lamár, lass dir vom Grafen die Schlüssel zu Elynes Verlies geben. Ich brauche hier noch einen Moment für mich allein.“
    Kirian drückte ihm stumm die Hand und ging hinaus, während Dorian innerlich seufzend auf Robans Leiche starrte. Der Tod hatte alles verwischt, es war nicht zu erkennen, ob der Mann noch Zeit gehabt hatte, Überraschung zu empfinden. Schock darüber, vom kleinen Bruder besiegt worden zu sein. Dorian hatte beide im Kampf ausgebildet, er ahnte ein wenig, was Lys getan haben musste, um Roban zu töten.
    „Er hätte Euch umgebracht, Herr. Euch und Euren Freund, vielleicht auch Eure Gemahlin. Ich habe mehrmals versucht, Euren Vater zu warnen, dass Roban sich seit der Gefangenschaft bei den Rombrugern verändert hat, aber der wollte es nie hören.“
    „Ich hätte es sehen müssen, Dorian. Mich nicht von seiner Liebe zu mir blenden lassen dürfen. Dann wäre dies alles nicht geschehen“, flüsterte Lys gebrochen. „Er wollte mich nicht töten. Er wollte einfach nur ein Corlin sein, um jeden Preis.“
    „Ihr könnt es nicht rückgängig machen, Herr. Ihr konntet nur Euer Leben und das Eures Freundes bewahren. Es war kein Mord, sondern ein offenes Duell. Wie ich sehe, habt Ihr ihn nicht leiden lassen.“
    „Nein, das habe ich nicht. Aber es war meine Hand, meine ehrlose Wut, mein Hass, der ihn getötet hat.“
    „Nein, Lys. Es war Eure Liebe zu ihm, kein Hass. Ihr würdet nicht über Eure Tat klagen, wenn es Hass gewesen wäre.“
    Dorian ließ ihn allein, als er spürte, wie Lys erneut um seine Fassung ringen musste. Er musste nun seine Soldaten zusammenhalten, die sich durch Robans Tod von treuen Dienern in feige Verräter verwandelt hatten. Es blieb zu hoffen, dass Lys sich nicht so sehr verändert hatte, wie man allgemein behauptete. Der Junge, den er ausgebildet hatte, würde niemals Diener für etwas verantwortlich machen, was ein Herr verschuldet hatte.
    Als er in den Hof trat, blickte er überrascht auf die kleine Soldatenschar, die sich dort versammelt hatte. Sie trugen das Wappen von Lichterfels, und ihr Hauptmann sah ausgesprochen grimmig aus.
     
     
     

33.
     
     
    Elyne starrte fassungslos auf den Mann, der so plötzlich in ihr Gemach eingedrungen war, musterte ihn von dem langen schwarzen Haar über die heftig blutende Schulterwunde bis hinab zu den schäbigen Stiefeln.
    „Stefár?“, flüsterte sie. Ein Trugbild, das musste ein Trugbild sein! Doch er nickte nur, betrachtete sie kaum weniger intensiv als sie ihn.
    „Du – du bist verletzt.“ Mit mechanischen Bewegungen zerriss sie ein Stück Stoff, das sie gerade hatte besticken wollen. Er wehrte sich nicht, ließ sich von ihr verbinden, den verletzten Arm in eine Schlinge legen.
    „Du bist frei“, sagte er schließlich. „Ich bin mit Lys gekommen. Du bist frei.“
    „Lys? Was hast du denn mit dem zu schaffen?“ Sie spürte, wie Wut in ihr hochstieg. Ihr Bruder, ihr über alles geliebter Bruder stand plötzlich von den Toten auf, begrüßte sie nicht einmal, nahm sie nicht in den Arm, und im ersten Satz, den er zu ihr sprach, musste er ausgerechnet ihren Ehemann erwähnen!
    „Komm. Du bist frei“, sagte er nur und stand auf. Elyne versuchte ihren Zorn zu dämpfen. Es war offensichtlich, wie erschöpft Stefár war, sicherlich hatte er starke Schmerzen. Als sie aber in die Halle trat, hätte sie schreien können über den Anblick, der sich nun bot: Roban, dieser miese Verräter, lag tot am Boden, und Stefár umarmte Lys, der daneben kniete. Sie erkannte diese Geste
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