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Eisiges Feuer (German Edition)

Eisiges Feuer (German Edition)

Titel: Eisiges Feuer (German Edition)
Autoren: Sandra Gernt
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plötzlich bedroht?
    „Du bist also bereits ein verheirateter Mann, Lys? Meinen herzlichen Glückwunsch! Wie war die Brautnacht?“ Die Stimme war pures Gift, trotz der scheinbar so freundlichen Worte.
    Lys versuchte, ihm zu entkommen, wandte den Blick zur Seite, zerrissen von Angst und Wut.
    Lass mich los, du Bastard!
    „Ich verstehe, du durftest sie noch nicht kosten, die zarte Blume? Lediglich den scheinbar so unbedeutenden Beweis eurer Verbindung solltest du mit nach Hause bringen, alles schön bedächtig, damit nichts im letzten Augenblick schief gehen kann. Bei der nächsten Ratsversammlung am Königshof wird dann die große Enthüllung inszeniert, aber falls die Allianz vorher zerbrechen sollte, hat die Segnung des Priesters einfach nicht stattgefunden. Ist es so?“ Der Druck um die Kehle verstärkte sich, gerade so viel, dass es unangenehm wurde. Lys wusste, er würde jeden Moment die Beherrschung verlieren und sich mit Tränen selbst entehren. Doch da gab Kirian ihn plötzlich frei, lachte laut und nickte dem Narbigen zu. Die tödliche Spannung, die für einen Moment geherrscht hatte, verschwand wie eine Wolke am Himmel, als hätte es sie nie gegeben.
    „Schneid ihn los, Albor, und lass uns allein.“
    Einmal noch spielte der Narbige mit ihm, ließ ihn die Dolchklinge spüren, ohne ihn zu verletzen; dann durchtrennte er die Fesseln mit einem Ruck und verschwand.

 
    Kirian beobachtete den jungen Fürstensohn genau, der sich den Schmerz nicht anmerken lassen wollte, seine blutig gescheuerten Handgelenke im Schoß verbarg. Er wusste selbst nicht, warum er den Jungen nicht freiließ. Gewiss, der Kleine könnte ihm noch viele Geheimnisse enthüllen, für die Feinde der Corlins Gold regnen lassen würden. Aber das war nicht der Weg, den Kirian gehen wollte, außer, es gab keine andere Möglichkeit mehr für ihn, sich selbst oder seine Leute zu retten. Vor langer Zeit hatte er das Intrigenspiel hinter sich gelassen, das er besser beherrscht hatte als all seine Feinde; es bräuchte schon einen wichtigen Grund, wieder damit zu beginnen. Warum also diesen Mann weiter quälen, er war doch bereits gedemütigt? Was hatte er an sich, dass Kirian ihn behalten wollte?
    Erst, als er Lys aufkeuchen hörte, begriff Kirian, was seine Finger begonnen hatten. Verwundert starrte er auf die Verschnürung des Leinenhemdes, die er gedankenverloren geöffnet hatte, und auf die entblößte Brust seines Gefangenen. Er spürte das leichte Zittern unter seinen Händen, sah das panische Grauen in dem jungen Gesicht. Ihm gefiel, was er sah.
    „Ganz ruhig“, murmelte er und rückte ein bisschen zurück, um weniger bedrohlich zu wirken. „Ich will nur sehen, ob du bei dem Angriff verletzt wurdest, und dir mit den Wunden helfen. Ich bin kein Narr, Lys, ich kann mir eine Feindschaft mit deinem Haus nicht leisten. Du und Roban, ihr werdet unversehrt zurückkehren.“
    Lys atmete tief durch und entspannte sich etwas unter den Händen, die noch immer auf seinen Oberarmen ruhten. Aus dieser Nähe konnte Kirian die grünen Punkte erkennen, die um die Iris der braunen Augen gesprenkelt waren. Eine Unregelmäßigkeit, die seinem Gesicht Leben verlieh. Dazu entdeckte er feine Sommersprossen auf den hohen Wangenknochen, zumindest links, wohin das Blut nicht geflossen war. Einen Moment lang kämpfte er gegen das irrsinnige Verlangen, sich in diese Wangen zu verbeißen, ihm das Blut abzulecken. Beim Dreigehörnten, der Kleine ging ihm wahrhaftig unter die Haut!
    Kirian bevorzugte für gewöhnlich ältere Männer, die er niederringen und beherrschen konnte. Selten, dass er einen geeigneten Partner fand, keiner seiner Leute teilte seine Neigungen. Doch hin und wieder ergaben sich Gelegenheiten, und er begegnete einem Mann, der ihm jene Art von körperlichem und geistigen Widerstand bot, die Kirian reizte.
    Dieser Junge war bereits sein Gefangener, dazu bot er keine echte Herausforderung. Und doch, er wollte ihn für sich haben. Ihn besitzen. Kirian streifte ihm das Hemd mit langsamen Bewegungen über die Schultern, beobachtete dabei scharf jede Regung. Trotz seiner beruhigenden Worte war Lys noch immer stärker angespannt als eben, als Albors Dolch und er selbst ihn bedroht hatten. Ob er Kirians plötzliches Begehren spürte?
    Er berührte scheinbar unabsichtlich Lys’ Schenkel, fühlte die Panik, die für einen Herzschlag entflammte. Kein Zweifel, der junge Mann wusste, was geschehen könnte.
    „So etwas würde ich niemandem antun,
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