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Eisige Versuchung

Eisige Versuchung

Titel: Eisige Versuchung
Autoren: Sandra Henke
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gewesen, jetzt machte es sie kaputt.
    Shade musste sich nicht beeilen, um von diesem Ort fortzukommen. Sie war in Sicherheit. Aber diese Sicherheit hatte sie viel gekostet: ihre Zukunft, ihr Glück, ihre große Liebe … Roque.

Epilog
    »Manche Geschichten haben eben kein Happy End.« Das hatte Sybill Mallory an dem Tag gesagt, als die Scheidung von Connor, Shades Vater, offiziell war. Sie hatte so getan, als ob ihr das nichts ausmachte, aber nachdem Shade, noch ein Teenager, nachts ins Bett gegangen war, hatte Sybill sich mit billigem Sekt betrunken, »Schlaflos in Seattle« angeschaut und ins Sofakissen geheult, damit Shade ihr Schluchzen nicht hörte. Doch diese hatte sie von der Treppe aus beobachtet, war allerdings nicht zu ihr gegangen, um sie in die Arme zu nehmen, weil ihre Mom das bei ihr auch selten tat.
    Seither war sie der Auffassung gewesen, genauso hart wie Sybill zu sein, und hatte sich auf ihre Karriere konzentriert, denn sie war dazu erzogen worden, Leistung zu erbringen. Nun hingegen, da sie ihr Herz an Roque verloren hatte, wusste sie es besser. Es hatte nur der richtige Mann kommen und sie tief in ihrem Inneren berühren müssen, und schon hatte sie sich wie eine Blüte geöffnet. Umso schmerzhafter war jedoch der Verlust.
    Seit einigen Wochen wohnte Shade nun schon in Arts Hütte auf dem Berg und widmete sich ihrer neuen Aufgabe. Es hatte sie viel Überredungskunst gekostet, dass das Meteorologische Institut, bei dem sie angestellt war, auf dem Mount Jackson, dem höchsten Gipfel in der Umgebung, eine kleine Wetterstation errichten ließ. Ausgerechnet in Socorro LaMotta hatte sie eine Fürsprecherin gefunden, denn auch Sonny fand den Winter, der das Mono County frühzeitig heimgesucht hatte, kurz verschwunden und dann nur über einem Berg neben Bridgeport zurückgekehrt war, äußerst merkwürdig, zumal dort ein kleiner Blizzard stattgefunden haben musste. Das belegten die Satellitenaufzeichnungen, jedoch keiner der Anwohner hatte ihn bemerkt. Allein Shade wusste, dass der Sturm nur in Earl Hartcourts Blockhaus gewütet hatte.
    Obwohl Shade, Roque und Forest eine Menge DNA-Spuren, Fingerabdrücke und Blut in dem Gebäude hinterlassen hatten, liefen die polizeilichen Untersuchungen ins Leere. Die Kollegen Hartcourts schienen wenig daran interessiert zu sein herauszufinden, wo er abgeblieben war. Jedenfalls stellten sie die Nachforschungen bald ein und wurden mit dem neuen Sheriff Jason Tight bereits bei einem feierabendlichen Bier im The prosperous huntsman gesichtet.
    »Ohne Leiche ist es schwer, ein Verbrechen aufzuklären«, behauptete der Sprecher des Sheriff’s Department gegenüber der Presse und wies auf die bescheidenen Mittel der Niederlassung hin.
    Das feudale Blockhaus verfiel, niemand kümmerte sich darum. Wendy Hartcourt kehrte heim und zog wieder bei ihren Eltern ein. Einmal lief Shade ihr im Supermarkt über den Weg und fand, dass die junge Frau aussah wie der Frühling, wenn die Natur sich vom Schnee und Eis befreite, den Frost abschüttelte und auflebte. Manchmal sah ein Happy End anders aus, als man allgemein annahm.
    Da Hartcourt keine Gefahr mehr für Maud und Albert Grimes darstellte, erzählte Shade ihnen von Lionel Broadbakers Bauplänen. Innerhalb eines Tages gründeten sie, die in der Gemeinde gut vernetzt waren, eine Bürgerwehr. Als die ersten Bagger auf die Lichtung fuhren, hielten die Bewohner sie davon ab, den Grabesacker zu schänden. Maud und Baba klärten den Gemeindevorsteher über die Kulturstätte auf, die älteren Bewohner stärkten ihnen den Rücken, und dieses Wissen allein reichte vorerst aus, um die Baumaßnahme zu stoppen. Der Investor zog vor Gericht, aber Unterlagen über die Ruhestätte der Siedler und Goldsucher fanden sich nicht nur in der Direktion des Mono Countys, sondern auch der Verein zur »Erhaltung der Geschichte des California Trails«, ansässig in Mammoth Lakes, konnte Material vorlegen, das das Bauvorhaben endgültig zunichtemachte.
    Maud und Baba wurden als Helden gefeiert, und Shades Name blieb ungenannt, so wie sie es wollte.
    Shade goss bittere Tränen auf Arthur Ehrmans Ruhestätte, als würde ihr Eisengel dort begraben liegen, und bewässerte so die Zwergmispeln und die weiße Torfmyrte. Sie hatte keine Ahnung, ob Arts Ehefrau Joan ebenfalls an dieser Stelle unter der Erde lag, aber sie hatte zwei winterharte Rosenbüsche für die Liebenden an das Ende gepflanzt. Im Frühjahr würden sie erblühen. Shade wollte sie hegen und
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