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Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Titel: Einsatzort Vergangenheit (German Edition)
Autoren: Sandra Neumann
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ihn leiden ließ, entspannte ich mich ein wenig.
    Dadurch,
dass Sven auch an diesem Tag nicht anrief, wurde meine Laune nach kürzester Zeit
wieder trüber. Erneut kam ich ins Grübeln, ob er das alles nicht nur gesagt
hatte, um mich an diesem Abend loszuwerden. Diesen Gedanken verwarf ich jedoch
schnell, die Chemie hatte gestimmt und das bildete ich mir nicht nur ein. Gerne
hätte ich Marie angerufen, um das Ganze mit ihr zu bequatschen, aber leider
befand sie sich gerade auf einer Reise durch das australische Outback und
schied damit als Kummerkastentante aus.
    Um
auf andere Gedanken zu kommen, beschloss ich, dass es an der Zeit war für eine
erneute Dosis „Shakespeare in Love“. Wann immer es mir nicht gut ging, legte
ich die DVD in den Player und vergaß für zwei Stunden den Alltag und tauchte
vollkommen in der Welt des Films ein. Mochte der Film auch genügend historische
Ungenauigkeiten aufweisen, wie fast alle Historienfilme, war mir das in diesem
Fall völlig egal. Ich liebte diese Geschichte und konnte immer wieder etwas
Neues entdecken, da störte es mich nicht, dass nicht alles so war, wie es hätte
sein sollen.
    Was
an anderen Tagen wahre Wunder wirkte, verfehlte jedoch an diesem Abend seine
Wirkung. Schon während die Eröffnungsszene ihren Lauf nahm und der junge
Shakespeare mit seinem Freund Henslowe durch das elisabethanische London lief,
wurde mir klar, dass ich etwas vergessen hatte. Und es war keine Kleinigkeit,
wie die Wäsche in der Waschmaschine. In drei Wochen begann die Projektwoche und
ich hatte mein Konzept noch nicht komplett fertig. Aber das Allerschlimmste an
der Geschichte war immer noch die Tatsache, dass ich mit diesem Verräter
zusammenarbeiten musste. Allein der Gedanke an ihn ließ meine Wut von Neuem
aufkochen. Mit diesem Mistkerl konnte und wollte ich nicht zusammenarbeiten, es
sei denn, ich bekäme die Möglichkeit ihm hinterrücks ein Messer in den Rücken
zu jagen und es dabei, wie einen Unfall aussehen zu lassen. Da meine
Rachegedanken mich in meiner Planung jedoch nicht weiterbrachten, schaltete ich
widerwillig den Fernseher aus und begab mich an meinem Schreibtisch, um noch
ein wenig an meinem Konzept zu arbeiten.
     
    Nach
einer recht kurzen Nacht, ich hatte noch bis nach Mitternacht gearbeitet,
führte mich mein Weg in der ersten Pause direkt in das Büro des Direktors. Ich
wollte Herrn Schuhmann darum bitten, dass er Herrn Berger von meinem Projekt
abzog und jemand anderem zuteilte. Ich wusste, dass ich keine schlagkräftigen
Argumente hatte, denn so sehr Berger mich hintergangen hatte, verriet ich Herrn
Schuhmann nicht, was der genaue Grund für meine Bitte war. Dementsprechend fiel
auch seine Reaktion auf meine vorsichtig formulierte Bitte aus:
    „Ich
sehe das also richtig, Frau Simon, dass Sie nicht mit Herrn Berger
zusammenarbeiten wollen, da Sie der Meinung sind, dass Sie kein Teamplayer sind
und lieber für sich alleine arbeiten? Das letzte Mal, als ich in dieses Gebäude
ging, stand ein Schild mit „Gymnasium“ an der Eingangstür und nicht
Kindergarten! Es ist mir egal, welche Wünsche Sie haben, wir sind hier nicht
beim Wunschkonzert. Herr Berger und Sie werden dieses Projekt gemeinsam
begleiten, habe ich mich klar ausgedrückt?“ Das hatte er sehr wohl, er war
nicht laut geworden, aber sein Tonfall ließ keine Widerrede zu. Kleinlaut
nickte ich und wollte schon den Rückzug antreten, da fuhr er fort:
    „Ich
verstehe außerdem nicht, warum Sie behaupten, dass Sie nicht im Team arbeiten können.
Herr Berger hat mir das ganz anders geschildert. Er meinte, ohne Ihre Hilfe
wäre sein Unterricht gestern bei Weitem nicht so gut ausgefallen. Und jetzt
gehen Sie bitte, ich habe noch einen Termin!“ Schnell verließ ich das Büro des
Direktors. Hatte ich das eben wirklich gehört? Herr Berger war doch noch beim
Direktor gewesen? Er hatte ihm zwar weisgemacht, dass wir den Unterricht
gemeinsam vorbereitet hatten, und nicht, dass er „abgeschrieben“ hatte, aber
immerhin war Herrn Schuhmann bewusst, dass ich einen Anteil an dieser Sache
hatte. Trotz allem änderte das nichts an der Tatsache, dass er mich
hintergangen hatte.
    Zwischenzeitlich
war ich an meinem Fach angekommen, ich wollte gerade meine Bücher und Hefte
nehmen, da sah ich, dass dort ein Päckchen Pralinen einer stadtbekannten und
sehr teuren Confiserie lag; argwöhnisch griff ich danach und betrachtete die
Schachtel genauer.
    „Keine
Angst, die sind nicht vergiftet!“, ertönte eine tiefe Stimme
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