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Einsame Spur (German Edition)

Einsame Spur (German Edition)

Titel: Einsame Spur (German Edition)
Autoren: Nalini Singh
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und Adria mit großen Augen angesehen, als befürchte er, von ihnen gefressen zu werden.
    Sie hatten gemeinsam darüber gelacht.
    Doch davon lag nichts mehr in Riaz’ Worten. »Wir reden über Alltägliches, das keine Konsequenzen hat.« Blassbraune Augen sahen sie zornig flackernd an … doch in seiner Stimme lag Schmerz. »Du hast dein Herz vor mir verschlossen, amada, und das zerreißt mich.«
    Ihr Blut wurde zu Eiswasser, sie bekam keine Luft mehr und musste aufstehen. Er hielt sie nicht zurück, der schwarze Wolf beobachtete sie nur. Als sie sich wieder setzte, hielt sie sich mit beiden Händen an der Bank fest. »Das wollte ich nicht.« Sie hatte sich instinktiv zurückgezogen, ein Verteidigungsmechanismus, den sie in ihrer Zeit mit Martin entwickelt hatte. »Ich habe nicht einmal mitbekommen, was ich getan habe.« Sie hatte ihn auf dieselbe schreckliche Weise verletzt, wie sie einst verletzt worden war, dabei hatte sie sich vorgenommen, nie selbst so zu handeln.
    Völlig verzweifelt versuchte sie ihn zu überzeugen. »Ich wollte das nicht.«
    »Das weiß ich.« Er schob mit der Hand eine lose Strähne hinter ihr Ohr, eine vertraute Geste. »Und ich habe versucht, dich nicht zu bedrängen, aber ich möchte, dass du ganz mir gehörst. So, wie ich dir gehöre.«
    Schlicht. Schutzlos. Das Herz des einsamen Wolfs lag in ihrer Hand.
    Die Brust tat ihr weh. »Ich habe solche Angst«, flüsterte sie und öffnete ihm weit ihr Herz, denn seine Offenheit verlangte auch Offenheit von ihr. »Ich wehre mich dagegen. Denn ich habe Angst, dass du es noch bereuen wirst, dass du sie hast gehen lassen. Manchmal ist es so schlimm, dass ich kaum noch atmen kann.«
    Riaz tat nicht, was sie von einem dominanten Mann erwartet hatte. Er nahm sie weder in die Arme und versuchte, sie davon zu überzeugen, dass alles schon gut werden würde, noch knurrte er sie so lange an, bis sie klein beigab. Stattdessen sagte er nur: »Schau mal, dort.«
    Sie folgte seinem Blick und entdeckte auf der anderen Seite des Blumenbeets ein älteres Paar auf einer Bank, das schon eine ganze Weile dort gesessen hatte. Sie hatten in einer kleinen Lunchbox etwas zu essen mitgebracht, sich aus einer silbernen Thermoskanne Kaffee eingegossen und Händchen gehalten. Was sie auch jetzt taten. »Ein wunderbares Paar.« Die Liebe zwischen ihnen wirkte vertraut, mit ihrem Leben und ihren Gefühlen tief verbunden. »Man merkt, dass sie eine Einheit sind.« Wie bei Gefährten würde wohl keiner von ihnen den anderen lange überleben.
    »Es sind keine Gestaltwandler.«
    »Menschen«, sagte sie. »Mindestens hundertfünfundzwanzig Jahre alt.« Gesund und munter, trotz schneeweißer Haare und nicht mehr ganz so straffen Körpern. Das Alter stand ihnen.
    »Heute sind sie auf den Tag seit hundert Jahren zusammen«, sagte Riaz zu ihrer Überraschung. »Deshalb machen sie alles noch einmal, wie bei ihrer ersten Verabredung.«
    »Woher weißt du das?«, fragte sie verwundert.
    Ein kleines Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen und brachte das Funkeln in seine Augen zurück, das sie so liebte. »Ich habe mitgehört, als es im Park ein wenig leiser war. Der Wind hat mir ihre Worte zugetragen.«
    »Das ist so romantisch«, sagte sie und ein Lächeln ging über ihr ganzes Gesicht. Vielleicht würden Riaz und sie auch eines Tages, vielleicht in hundert Jahren, auf dieser Bank sitzen.
    Bei jedem Atemzug wünschte sie sich, dass dieser Traum in Erfüllung ginge … und wusste auf einmal ganz genau, dass sie es in der Hand hatte. Genauso wie sie wusste, dass sie diesen Traum auch für immer zerstören, ihn in der kalten Dunkelheit der Angst ersticken könnte, bis nichts mehr davon übrig war.
    Diese Erkenntnis wischte alles andere beiseite, bis sie der nackten Wahrheit ins Auge sah: Ihre Zukunft war nie und würde nie allein Riaz’ Entscheidung sein. Ihr einsamer Wolf hatte hart um sie gekämpft, und sie würde um ihn kämpfen, bis zum letzten Schlag ihres Herzens. Nie mehr würde sie großzügig zur Seite treten. Es war gar nicht daran zu denken, jemanden freizugeben, den man liebte – sie würde ihren Mann festhalten. Ihre Wölfin knurrte, sie war einverstanden, die verletzte Seele bekam stählerne Unterstützung, und eine Tür sprang krachend auf, von der Adria gar nicht gewusst hatte, dass sie verschlossen gewesen war.
    »Es sind keine Gestaltwandler, Adria.«
    Entschlossen sah sie ihn an. »Das weiß ich.« Ein wenig ärgerlich, denn sie wollte den schwarzen Wolf berühren,
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