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Einmal rund ums Glück

Einmal rund ums Glück

Titel: Einmal rund ums Glück
Autoren: Paige Toon
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einen schokoladenüberzogenen Würfel in Kokosflocken.
    »Was machst du da eigentlich?« Ich bin neugierig geworden.
    »Was denn?«
    »Mit dem Kuchen.« Ich weise mit dem Kinn auf die pelzig wirkenden Würfel.
    »Das sind Lamingtons«, erklärt sie. »Eine australische Spezialität.«
    Wir orientieren uns bei unserem Angebot immer an dem Land, in dem wir gerade sind, was manchmal sehr spezielle Kombinationen ergibt.
    »Also wegen heute Abend …« Sie lehnt sich gegen die Arbeitsplatte und wischt sich die Kokosflocken von den Händen.
    »Wo ist denn St Kilda?«, frage ich.
    »Das ist ein total angesagter Stadtteil auf der anderen Seite vom Park.«
    »Kommen wir denn rechtzeitig hier weg?«
    »Das müsste eigentlich klappen. Wir hatten heute Frühschicht, und das halbe Team muss heute Abend eh zu dieser Sponsorenveranstaltung, deshalb dürfte nach halb neun keiner mehr hier sein. Ich brauch dringend was zu trinken.« Holly zurrt ihren gebleichten blonden Pferdeschwanz fester.
    »Ich könnte auch einen Drink vertragen. Besonders nach der Sache heute …«
    »Das musst du mir noch mal in Ruhe erzählen«, sagt sie. »Aber nicht jetzt«, fügt sie hinzu, als Frederick zurückkommt. Wir senken die Köpfe und arbeiten weiter.
     
    »Du hast ihn schon wieder als Idiot beschimpft? In Gegenwart von Will?« Mit aufgerissenen Augen schlägt Holly die Hand vor den Mund und lacht dann durch die Finger.
    Die Luft ist feuchtschwül, wir sitzen vor einem Pub in St Kilda. Von der Rennstrecke sind wir zu Fuß hergekommen, über die Fitzroy Street mit ihren Cafés, Restaurants und Bars, deren lärmende Gäste sogar auf der Straße stehen.
    »Er hat es verdient«, sage ich flapsig.
    »Wer hat was verdient?« Pete, einer unserer Mechaniker, lässt sich auf einen gerade frei gewordenen Stuhl neben uns fallen. Ein paar von den »Jungs«, wie Holly sie immer nennt, sind zu uns gestoßen. Es ist zehn Uhr abends, und sie sind gerade erst von der Rennstrecke gekommen, schwören aber, noch vor zwölf zurück ins Hotel zu gehen. Als sie das letzte Mal behaupteten, früh ins Bett gehen zu wollen – das war zum Saisonende in Shanghai –, trieben sie sich bis drei Uhr früh in der Stadt herum. Als Simon Wind davon bekam, war er nicht wirklich begeistert.
    »Sie hat sich heute mit einem Roller direkt vor Will und Luis auf die Nase gelegt«, erklärt Holly.
    »Holly!«, mahne ich.
    »Früher oder später werden sie es ja doch erfahren«, sagt sie und kichert in Richtung Pete.
    »Ach, davon hab ich schon gehört«, sagt er wegwerfend.
    »Das hast du schon gehört?«, frage ich gedemütigt.
    »Ja, ja, Luis kam damit an. Er meinte, du hättest ihm fast die Beine gebrochen.«
    »Ihm die Beine gebrochen?«, explodiere ich. Die Demütigung verwandelt sich augenblicklich in Verärgerung.
»Figlio di puttana!«
    »Hurensohn«, übersetzt Holly für Pete. Sie kennt genauso viele italienische Schimpfwörter wie ich. Einer der unbestreitbaren Vorteile, wenn man mit mir arbeitet.
    »Wortwörtlich heißt es ›Sohn einer Hure‹«, erkläre ich pedantisch und schimpfte dann weiter. »Das ist doch echt die Höhe!«
    Pete lacht nur, hebt die Augenbrauen und trinkt einen Schluck von seinem Bier.
    »Nimm’s nicht so schwer«, beruhigt mich Holly. »Bis morgen haben das alle vergessen.«
    »Quiiiiietsch … Wumm!«
Ein weiterer Mechaniker zieht einen Stuhl an unseren Tisch heran und ahmt dabei schrille Unfallgeräusche nach. »Super Auftritt, Daisy«, sagt er lachend.
    »Vielen Dank auch, Dan. Vielen Dank für deine Unterstützung«, gebe ich mürrisch zurück.
    Im Vergleich zu Pete, der mit seinen ein Meter neunzig ein Riese ist, wirkt Dan ziemlich klein, aber beide sind breitschultrig und muskulös, anders als Luis und Will, die beide um die eins achtzig sind und einen schlanken Körper haben. Für so einen Formel- 1 -Wagen muss man schmal und fit sein.
    Zwei weitere Mechaniker sausen am Tisch vorbei und tun so, als würden sie mit quietschenden Reifen zum Stehen kommen.
    »Habt ihr nichts Besseres zu tun?«, rufe ich ihnen hinterher.
    Ich lehne mich auf meinem Stuhl zurück und beobachte, wie eine Gruppe hübscher Mädchen von achtzehn, neunzehn Jahren vorbeistolziert. Ich komme mir alt vor, dabei bin ich erst sechsundzwanzig. Und ich weiß, dass ich älter wirke. Die Leute sagen immer, das liege an meiner Ausstrahlung. Ich denke, es liegt an meinen hohen Absätzen. Ich bin eins fünfundsiebzig groß, verlasse das Haus aber nur auf mindestens sieben
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