Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Einmal Paradies und zurück

Einmal Paradies und zurück

Titel: Einmal Paradies und zurück
Autoren: Claudia Carroll
Vom Netzwerk:
Joss Stone anfängt, werde ich tatsächlich ohnmächtig.

Kapitel 27
    »Charlotte? Charlotte, kannst du mich hören? Alles in Ordnung, mein Mäuschen, du bist in Sicherheit.«
    Das Wort ›Mäuschen‹ weckt mich endgültig auf. Denn nur ein einziger Mensch auf der Welt nennt mich so. Und als ich die Augen öffne, sehe ich, dass ich recht habe. Dad ist bei mir, hält meine Hand und schaut mich besorgt an.
    »Ich versteh das nicht, ich versteh das einfach nicht«, murmle ich immer wieder vor mich hin. »Bin ich am Leben? War ich die ganze Zeit gar nicht wirklich tot?«
    »Schschsch, Mäuschen. Alles ist gut. Du hattest nur einen kleinen Schock, weiter nichts.«
    »Nichts für ungut, aber ich glaube, ich hätte einen wesentlich kleineren Schock, wenn ich den Finger in die Steckdose gesteckt hätte. Was ist eigentlich los, Dad? Ich möchte dich ja nicht nerven, aber würdest du mir bitte verraten, ob ich tot oder lebendig bin? Wenn es nicht zu viel Mühe macht.«
    Er muss einen Moment überlegen, und dadurch habe ich Zeit, mich ein bisschen umzusehen und festzustellen, wo ich bin.
    Ach, um Himmels willen. Ich bin wieder im Altenheim! In dem Raum, der aussieht wie von der Tagespflege. Nur sind wir jetzt allein und sitzen auf einer braunen Kordsamtcouch vor dem Fernseher, der zum Glück abgestellt ist, so dass wenigstens keine Pferde über den Bildschirm rennen.
    »Ich will mal versuchen, es dir zu erklären«, sagt Dad langsam und bedächtig. »In diesem Augenblick ist dein armer kleiner Körper in einem Zustand, den man, glaube ich, als künstliches Koma bezeichnet. Die Schwellung in deinem Gehirn war so heftig, dass dein Arzt der Meinung war, das wäre deine einzige Chance.«
    »Woher weißt du das, Dad?«
    »Weil ich dabei war.«
    Völlig verwirrt starre ich ihn an. »Aber … aber du hast mir nie was gesagt! Dass ich die ganze Zeit am Leben war, meine ich.«
    »Ach, Mäuschen, ich weiß, das ist schwierig, aber ich will versuchen, es dir verständlich zu machen. Weißt du noch, dass ich dir ganz zu Anfang, als du nach dem Unfall hergekommen bist, gesagt habe, wir sind im Bewertungsbereich? Und wie viel Sorgen du dir deswegen gemacht hast?«
    »Ja, aber …«
    »… und ich hab dir gesagt, dass du bewertet wirst, wenn die Zeit dafür reif ist?«
    »Ja, natürlich …«
    »Nun, du hast die Bewertung gerade hinter dir. Die Entscheidung ist getroffen.«
    Jetzt fühle ich mich nicht mehr schwummrig, sondern mir ist speiübel. Die nackte Panik. Mir graut vor dem, was ich als Nächstes erfahren werde. Schlimmer als das Warten auf die Ergebnisse im
European Song Contest
.
    »Sag es mir«, stammle ich schwächlich. »Bitte, sag es mir einfach.«
    Eine lange Pause folgt. Ich spüre nur, wie mein Herz gegen meine Rippen pocht.
    »Die Entscheidung ist, dass du zurück auf die Erde sollst.«
    »Zurück in … in mein altes Leben?«
    »Mäuschen, hör mir erst mal zu. Du bist zu uns gekommen, als du noch im Koma warst, deswegen musste man dich bewerten. Damit festgestellt werden konnte, ob du schon
bereit
bist zu sterben. Bereit für diese neue Ebene. Bereit, ein Engel zu werden. Wir dachten, wenn du dein Leben und all die Menschen, die du zurücklässt, noch einmal besuchst, würdest du sehen, wofür es sich für dich zu leben lohnt. Und so etwas bewerkstelligt man am besten als Engel. Deswegen habe ich dich zu Regina geschickt, und deswegen hast du am Engel-Schnellkurs teilgenommen. Es war wichtig, dass du für dich selbst erkennst, was für ein wundervolles Leben du die ganze Zeit eigentlich hattest.«
    »Dann … dann was das Engel-Sein meine Prüfung?« Und ich habe gedacht, es wäre nur ein Zeitvertreib und eine Chance, dem Altenheim zu entkommen!
    »Stimmt genau, Mäuschen.«
    »Aber ich war doch die totale Niete, oder nicht? Ein gigantischer Versager. Ich bin durchgefallen wie bei jeder anderen Bewertung in meinem Leben.«
    »Nein, du warst nicht nutzlos und alles andere als ein Versager.« Er lächelt auf die langsame, sanfte Art, die so typisch für ihn ist. »Überhaupt nicht. Es ist entschieden worden, dass deine Zeit noch nicht gekommen ist, das war alles. Dass du den Sinn deines Lebens noch zu erfüllen hast. Aber schau mal, wie weit du gekommen bist, Mäuschen. Am Anfang, als du hier aufgetaucht bist, hattest du das Gefühl, dass das Leben sich für dich überhaupt nicht mehr lohnt, erinnerst du dich? Jetzt … tja, jetzt kannst du selbst sehen, wie sehr du dort unten geliebt wirst, richtig? Klar, vielleicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher