Einladung zur Hochzeit
was du angestellt hast, Josie? Dein armer Vater wäre entsetzt. Wir alle sind entsetzt. All die Jahre 37
hindurch habe ich versucht, den Mund zu halten.
Aber jetzt, wo du die gesamte Pickens-Familie vor der ganzen Stadt zum Gespött gemacht hast, werde ich mich nicht mehr zurückhalten."
Tante Tess redete sich in einen solchen Koller hinein, dass ihr Gesicht rot war und ihr Kleid unter den Armen große feuchte Stellen bekam und das, obwohl die Klimaanlage auf Hochtouren lief.
"Ich werde es einfach nicht dulden, dass du uns obendrein auch noch Schande bereitest", setzte sie hinzu.
"Bring das, was du vermasselt hast, wieder in die Reihe, und vertrag dich wieder mit Jerry Bob."
Betty Anne ließ sich mit dem Oberkörper quer über den Küchentisch fallen und schluchzte, als ob das Weltende über sie hereingebrochen wäre.
Josie war zu Mute, als ob etwas in ihr einschnappte. Sie verschloss sich. "Nun gut", sagte sie fast gleichmütig.
"Ich gebe dir eine Hochzeit."
Mit erhobenem Kopf marschierte sie aus der Küche. In der Eingangshalle pfiff sie nach Bruiser, der die Treppe heruntergerannt kam mit heraushängender Zunge und einem doofen Grinsen um die haarige Schnauze. Josie schnappte sich die Leine und hakte sie an dem Halsband fest.
"Lass uns spazieren gehen, Junge."
Josie hatte die Tür noch nicht ganz geöffnet, als Bruiser wie eine Rakete draußen war und Josie hinter sich her zog. Sie brachten die kleine Stadt in einem Schwindel erregenden Tempo hinter sich. Und als sie die große Rasenfläche im Stadtpark erreicht hatten, setzte Bruiser sich auf die Hinterbeine und blickte zu Josie hoch, hechelte mit weit geöffnetem Maul und seitlich baumelnder Zunge.
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Josie ließ sich neben ihn ins Gras fallen und legte den Arm um seinen dicken Nacken.
"Was soll ich jetzt machen, Bruiser?" Er hielt den Kopf schräg und, hörte ihr zu. "Du kannst es dir nicht vorstellen, wie es ist, eine Tante Tess zu haben, die versucht, dir dein Leben vorzuschreiben, während deine Mutter in Tränen zerfließt."
Jetzt wo sie aus der Bedrängnis heraus war, bedauerte Josie es sehr dass sie Tante Tess und ihrer Mutter die Hochzeit zugesagt ha&. Wie hatte sie nur so etwas tun können? Sie würde Jerry Bob Crawford nicht heiraten, und wenn er der letzte Mann auf der Welt wäre.
"Vielleicht kann ich am Samstag in der Kirche kurz auftauchen und verkünden, dass es keine Hochzeit geben wird, dass sie aber alle zum Empfang eingeladen sind, um die Käsebällchen und die Quiches zu essen. Und auch die Hochzeitstorte ... Ach du Schande, ich habe die Hochzeitstorte ganz vergessen."
Und die Hochzeitsgeschenke. Du liebe Güte! All diese Hochzeitsgeschenke, die sich im Essraum bereits auftürmten, die nun alle wieder eingepackt und zurückgeschickt werden müssten.
"Warum kann das Leben nicht einfach sein, Bruiser?
Sag es mir!"
Bruiser wischte mit seiner großen rosa Zunge über ihre Hände und ihr Gesicht.
Solange er sein Futter hatte und ein Unterkommen und genügend liebevolle Klapse auf seinen Kopf war er glücklich.
"Ist es nicht ein wahres Hundeleben, Junge, was meinst du?"
Denk nach, sagte Josie sich. Du findest einen Ausweg.
Sie hatte es bisher immer geschafft, aus einem Dilemma 39
herauszukommen.
Auf einmal kam ihr Ben Standing Bear in den Sinn.
Wenn du mich einmal brauchst, dann ruf mich, und ich bin für dich da. So ungefähr hatte er sich gestern Abend ausgedrückt ...
Sie stand vom Rasen auf, bürstete die Grashalme von den Shorts und nahm Bruisers Leine.
"Komm, Junge. Wir haben genug geruht." Bruiser rührte sich nicht, sondern sah sie an, als ob er sagen wollte: Kannst du mich nicht tragen? "Es ist mir Ernst damit, Bruiser."
Ihre Stimme musste den Ernst ausgedrückt haben, denn er kam schwerfällig hoch, schlug mit dem Schwanz einmal von links nach rechts, leckte ihre Hand, dann trottete er angeleint brav an ihrer Seite, als ob er nichts lieber täte als das.
"Guter Junge", lobte Josie ihn. "Hast du gewusst, dass du der gescheiteste Hund der Welt bist?"
Sein schiefes Grinsen drückte aus, dass er das auch wusste, aber dass ein Hund nicht oft genug ein Lob hören konnte.
Ben sah sie kommen. Er stand auf der Leiter vor seiner demnächst eröffnenden Praxis und entdeckte bereits das flammend rote Haar, als Josie noch eine ganze Straßenecke entfernt war. Er lächelte und beschattete mit der Hand die Augen, um sie besser sehen zu können. Sie bot ein bezauberndes Bild. Eine schöne Frau, die ihren Hund spazieren
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