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Einklang der Herzen

Einklang der Herzen

Titel: Einklang der Herzen
Autoren: Nora Roberts
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wieder auf das Pferd.
    »Sie verstehen dich nicht, stimmt’s? Dabei bist du so ein feiner Kerl.«
    »Miss«, sagte Hank warnend, als sie die Hand hob, um dem Pferd über die Nüstern zu streicheln. »Das würde ich nicht tun. Er hat momentan nicht die beste Laune, außerdem mag er Fremde nicht.«
    »Nun, wir werden nicht lange Fremde sein.« Lächelnd begann sie ihn zu streicheln, Majesty schnaubte durch seine großen Nüstern.
    »Paddy!«, rief Hank, doch Adelias Onkel brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen.
    »Was für ein schönes Pferd du bist! Noch nie habe ich ein schöneres gesehen, das meine ich ernst.« Adelia sprach weiter, während sie mit einer Hand über seinen Nacken und die Flanke glitt. »Du bist für Turniere gemacht – starke, lange Beine und eine schöne, breite Brust.« Das Pferd blieb ruhig stehen, die Ohren aufmerksam aufgestellt. Noch einmal liebkoste sie seine Nüstern, bevor sie schließlich die Wange an seinen Hals schmiegte. »Ich wette, du sehnst dich nach jemanden, mit dem du dich unterhalten kannst.«
    »Ich fasse es nicht.« Hank betrachtete Adelia kopfschüttelnd. »Noch nie hat er jemanden so nah an sich herangelassen, nicht einmal dich, Paddy.«
    »Tiere haben auch Gefühle, Mr. Manners.« Sie richtete sich auf. »Er will einfach ein bisschen verwöhnt werden.«
    »Nun, junge Dame, Sie scheinen auf jeden Fall zu wissen, wie man mit ihm umgehen muss.« Er grinste sie belustigt und zugleich erstaunt an. Dann wandte er sich wieder an Paddy. »Trotzdem muss er geritten werden. Ich rufe Steve an.«
    »Onkel Paddy.« Adelia ergriff seinen Arm, ihre Augen glänzten vor Aufregung. »Ich kann das. Lass mich ihn reiten.«
    »Ich glaube nicht, dass ein junges Mädchen wie Sie mit einem wilden Feuerhengst wie Majesty umgehen kann«, wandte Hank ein, bevor Paddy etwas erwidern konnte. Adelia reckte das Kinn.
    »Es gibt nichts auf vier Beinen, was ich nicht reiten kann.«
    »Ist Travis schon zurück?« Paddy unterdrückte ein Lächeln.
    »Nein.« Er betrachtete Paddy mit zusammengekniffenen Augen. »Du willst deine Nichte doch nicht wirklich auf ihm reiten lassen?«
    »Ich würde sagen, sie hat ungefähr die richtige Größe für ihn – sie wiegt nicht mehr als fünfundvierzig Kilo.« Er betrachtete seine Nichte von Kopf bis Fuß, während er sich mit einer Hand das Kinn rieb.
    »Paddy.« Hank legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    »Du bist eine Cunnane, nicht wahr, Mädchen? Wenn du sagst, dass du mit ihm fertig wirst, dann ist das so, bei allem, was mir heilig ist.«
    Adelia strahlte ihren Onkel an.
    »Der Himmel weiß, was der Boss davon halten wird«, murrte Hank.
    »Überlass Travis ruhig mir«, entgegnete Paddy mit leiser Autorität.
    Schulterzuckend gab Hank sich geschlagen.
    »Einmal um die Rundbahn, Dee«, wies Paddy sie an. »In dem Tempo, in dem du ihn noch im Griff hast. Man kann ihm ansehen, dass er mal wieder seinen Kopf durchsetzen will.«
    Sie zog ihre Kappe tiefer ins Gesicht, nickte und beobachtete dabei, wie Majesty ungeduldig mit den Hufen scharrte. Geschickt schwang sie sich in den Sattel. Als Hank das große Gatter öffnete, beugte sie sich über Majestys Hals und flüsterte ihm ins Ohr.
    »Bist du bereit, Dee?«, rief Paddy. Er nahm eine Stoppuhr aus der Tasche.
    »Wir sind bereit.« Sie richtete sich auf und holte tief Luft.
    »Los!«, schrie er, und Pferd und Reiterin preschten los. Adelia beugte sich tief über Majestys Hals und trieb ihn zu dem Tempo an, nach dem es ihn dürstete. Wind schlug ihr ins Gesicht, brannte in ihren Augen. Sie jagten in einer Geschwindigkeit über die Bahn, die sie noch nie zuvor erlebt, sich nicht einmal vorgestellt hatte, aber nach der sie sich offenbar immer gesehnt hatte. Es war ein wildes und berauschendes Abenteuer.
    Pferd und Reiterin flogen über die Bahn, und nur der Wind und die Sonne waren ihre Begleiter. Adelia lachte und schrie. Ein ungeahntes Gefühl von Freiheit überkam sie und ließ sie alle Sorgen und Befürchtungen vergessen, die ihr Leben so lange getrübt hatten. Sie hatte das Gefühl, auf Wolken zu reiten, allen Verpflichtungen und Ängsten zu entfliehen. Schließlich zügelte sie das Pferd, brachte es zum Stehen und schlang die Arme um seinen schimmernden Hals.
    »Sie Teufelskerl!«, rief Hank voller Verwunderung aus.
    »Was hast du denn erwartet?« Paddy schien so stolz zu sein wie ein Pfau mit zwei Schwänzen. »Sie ist eine Cunnane.« Er hielt Hank die Stoppuhr hin. »Die Zeit ist auch nicht schlecht.«
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