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Einfach Himmlisch

Einfach Himmlisch

Titel: Einfach Himmlisch
Autoren: Eileen Wilks
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helfen.
    Seit der kurzen Rast am Fluss hatte sie Michael nicht mehr zu Gesicht bekommen. Dort hatte er fast eine Meuterei ausgelöst, als er verlangte, dass alle ihre Last reduzierten, bevor sie sich an den Aufstieg machten. Die Leute hatten sich geweigert, weil sie hauptsächlich Lebensmittel mitgenommen hatten.

    Sogar die Nonnen hatten sich gewehrt. A.J. hatte ihnen zugeredet, Gott würde schon für sie sorgen, könnte toten Kindern aber nicht mehr helfen. Daraufhin hatte Schwester Andrew grimmig genickt und den älteren Kindern befohlen, ihre Lasten zurückzulassen und die kleinen Kinder zu tragen.
    Michael hatte keine Zeit mit Diskussionen verschwendet. Er hatte einfach die meisten Nahrungsmittel in den Fluss geworfen und wäre beinahe von den Leuten angegriffen worden, die er retten wollte. Dann hatte sich allerdings Senor Pasquez ihm angeschlossen und ebenfalls Mais, Mehl und Bohnen auf die Erde geschüttet.
    Das Beispiel des Dorfältesten hatte endlich geholfen. Vielleicht waren die Leute jetzt froh darüber.
    A.J. zog sich an einem Baumstamm über ein besonders steiles Stück hoch. Michael war seit dem Fluss nicht mehr zu sehen und übernahm die Rückendeckung. Sie hatte schreckliche Angst um ihn.
    Vor ihr rief jemand. Die Leute redeten durcheinander, doch A.J. verstand sie nicht. „Was ist?" fragte sie Senora Valenzuela.
    „Pst." Die ältere Frau blieb atemlos stehen und lauschte. „Ah, dem Herrn sei Dank! Die Ersten haben den Pass erreicht." Sie lächelte strahlend. „Wir sind fast am Ziel, und es gibt keine Rebellen."
    Die gute Neuigkeit richtete alle auf. A.J. tat zwar weiterhin jeder Muskel weh, doch jetzt ertrug sie das leichter.
    Der Pass bedeutete noch keine Sicherheit für Michael, nur für die anderen. Der Pass war schmal.
    Zwei Männer mit automatischen Waffen konnten vierzig Mann zurückhalten. Doch irgendwann musste ihnen die Munition ausgehen.
    Vielleicht kamen die Rebellen auch nicht, weil die Sprengung den Weg nicht freigelegt hatte. Und wenn sie doch auftauchten, gaben sie bestimmt auf, wenn sie merkten, wie wirkungsvoll der Pass verteidigt wurde. Dann würden sie verschwunden sein, bevor Michael die Munition ausging und ...
    Schüsse ertönten.
    Michael! Sie wollte sich umdrehen.
    „Weiter." Schwester Andrew stieß sie an. „Beeilen Sie sich!"
    Wegen des Kindes auf ihrem Rücken gehorchte sie. Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie achtete nicht darauf. Leute schrien, Kinder weinten. Die kleine Sarita jammerte verstört und schnürte ihr mit den Ärmchen fast die Luft ab.
    Hinter ihr fielen Schüsse. Aus verschiedenen Richtungen?
    Scopes war auch da hinten. Michael war nicht allein. Sie schickte ein Stoßgebet zum Himmel.
    Plötzlich blieben die Bäume zurück. Zu beiden Seiten ragten Felsen hoch. A.J. rutschte auf Geröll aus, fing sich im letzten Moment ab und hielt Sarita fest.
    Dann hörte sie ein Dröhnen, das mit jeder Sekunde lauter wurde. Es kam von oben.
    Sie blickte hoch. Ein größer grüner Militärhubschrauber tauchte über den Felsen auf und steuerte auf die Zone zu, in der geschossen wurde.
    „Lobet den Herrn", murmelte Schwester Andrew und fügte hinzu: „Bewegt euch, es wird noch immer geschossen."
    Der Weg führte ein Stück eben dahin, senkte sich dann leicht ab und wurde breiter. A.J. hastete weiter, während aus der Luft eine Salve abgegeben wurde.
    Der Hubschrauber. Von der Maschine wurde auf die Rebellen geschossen. A.J. stockte der Atem.
    Die Schüsse hörten auf. Hinter A.J. murmelte Schwester Andrew auf Spanisch ein Gebet für diejenigen, die im Kugelhagel umgekommen waren.

    A.J. holte tief Atem. Wie viele waren gestorben? Und wer? Michael geht es gut, sagte sie sich. Das konnte gar nicht anders sein. Und hinter diesen Felsen erwartete sie das Leben.
    Sie erreichten eine große Wiese, die von mächtigen Nadelbäumen umschlossen war. Die Leute sammelten sich hier. Einige blickten zurück, andere bekreuzigten sich. Kinder weinten.
    Jetzt herrschte Verwirrung, denn niemand wusste, was zu tun war.
    Dann erschien der Hubschrauber wieder über den Felsen und hing über der Lichtung. Der Motor dröhnte ohrenbetäubend, der Luftstrom der Rotorblätter trieb die Leute auseinander.
    Sobald genug freier Platz vorhanden war, landete die Maschine. Die großen Seitentüren wurden geöffnet, Männer sprangen heraus. Männer in Uniform. Regierungstruppen, aber nicht aus den Vereinigten Staaten. Die Männer trugen die braunen Uni-formen von San Christóbal. Sie liefen zum
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