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Einfach göttlich

Einfach göttlich

Titel: Einfach göttlich
Autoren: Terry Pratchett
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wirkte, mit Schildkröte und Elefanten. Doch wenn man genauer hinsah… Dann gewann man den Eindruck, daß es sich um die echte Scheibenwelt handelte, aus großer Höhe betrachtet und doch nahe. Mit den Entfernungen schien irgend etwas nicht zu stimmen: Man spürte etwas Großes, das irgendwie zusammengepreßt worden war. Andererseits… Die echte Scheibenwelt wies sicher kein Netzwerk aus glühenden Linien auf, die dicht über der Oberfläche schwebten. Oder vielleicht viele Kilometer darüber?
    Om sah das Gebilde jetzt zum erstenmal, doch er erkannte es sofort. Es war sowohl Welle als auch Partikel, sowohl eine Karte als auch der dargestellte Ort. Wenn er sich auf die winzige glitzernde Kuppel am Gipfel von Cori Celesti konzentriert hätte… Dann wäre er vermutlich imstande gewesen, sich selbst dabei zu beobachten, wie er auf ein noch kleineres Modell hinabstarrte… Und so weiter, bis hin zu einem Punkt, an dem sich das Universum zusammenrollte wie der Schwanz eines Ammoniten – eines Geschöpfes, das vor vielen Millionen Jahren gelebt und nie an irgendwelche Götter geglaubt hatte.
    Die Götter der Scheibenwelt hielten Ausschau.
    Mit dem Ellenbogen schob Om eine unwichtige Göttin des Überflusses beiseite.
    Würfel schwebten über der Welt, außerdem kleine Tonfiguren und Spielmarken. Man brauchte nicht viel Allmächtigkeit, um zu verstehen, was hier vor sich ging.
    »Er hat mir die Na’ blutig geschla’en!«
    Om drehte sich um.
    »Ich vergesse nie ein Gesicht, Freundchen. Schaff deins fort, solange du noch Gelegenheit dazu hast.«
    Er wandte sich wieder dem Spiel zu.
    »‘tschuldige bitte«, erklang eine Stimme in Hüfthöhe. Om senkte den Blick und bemerkte einen recht großen Molch.
    »Ja?«
    »So was gehört sich hier nicht. Schlagen und so, meine ich. Die Regeln verbieten es. Wenn du kämpfen willst, so läßt du deine Menschen gegen seine antreten.«
    »Wer bist du?«
    »Heiße P’Tang-P’Tang.«
    »Und du bist ein Gott?«
    »Klar bin ich das.«
    »Ach? Wie viele Gläubige hast du denn?«
    »Einundfünfzig!«
    Der Molch musterte ihn hoffnungsvoll und fügte hinzu: »Das sind viele, nicht wahr? Kann nicht zählen.«
    Er deutete auf eine eher ungeschickt modellierte Gestalt am Strand von Omnien. »Mein Einsatz!«
    Om sah zu dem winzigen Fischer.
    »Wenn er stirbt, hast du fünfzig Gläubige«, sagte er.
    »Sind das mehr oder weniger?«
    »Es sind viel weniger.«
    »Im Ernst?«
    »Ja.«
    »Hat mir niemand gesagt.«
    Einige Dutzend Götter beobachteten den Strand. Om erinnerte sich vage an die ephebianischen Statuen. Dort drüben stand die Göttin mit dem Pinguin, der eigentlich eine Eule sein sollte…
    Er rieb sich die Stirn. Solche Gedanken hatten im Selbst eines Gottes nichts zu suchen. Hier oben schien alles viel einfacher zu sein. Hier oben präsentierte sich alles in Form eines Spiels, und man vergaß, daß es dort unten kein Spiel war. Menschen starben. Oder verloren Teile ihres Körpers. Wir sind hier wie Adler, dachte Om. Manchmal gestatten wir Schildkröten, mit uns zu fliegen.
    Und dann lassen wir los.
    »Dort unten droht Menschen der Tod«, sagte er zur okkulten Welt.
    Ein tsortanischer Sonnengott hielt es nicht einmal für nötig, sich zu ihm umzudrehen.
    »Dazu sind die Sterblichen da – um zu sterben«, erwiderte er. In der einen Hand hielt er einen Würfelbecher, der wie ein Totenschädel mit Rubinen in den Augenhöhlen aussah.
    »Oh, ja«, brummte Om. »Das habe ich ganz vergessen.« Er warf einen Blick auf den Schädel, bevor er die Göttin des Überflusses ansprach.
    »Was ist das, Teuerste? Vielleicht ein Füllhorn? Darf ich es mir einmal ansehen? Danke.«
    Om kippte es, so daß ein Teil des Obstes herausrutschte. Anschließend gab er dem Molch einen sanften Stoß.
    »An deiner Stelle würde ich mir etwas besorgen, mit dem man gut zuschlagen kann«, sagte er.
    »Ist eins weniger als einundfünfzig?« fragte P’Tang-P’Tang.
    »Es läuft praktisch aufs gleiche hinaus«, erwiderte Om und sah zum Hinterkopf des tsortanischen Gottes.
    »Aber du hast Tausende von Gläubigen«, meinte der Molch. »Du kämpfst für Tausende.«
    Om rieb sich erneut die Stirn. Ich habe zuviel Zeit dort unten verbracht, fuhr es ihm durch den Sinn. Ich denke noch immer in Bodenhöhe.
    »Ich glaube…«, begann er. »Ich glaube… Wenn man Tausende möchte, muß man für einen kämpfen.« Er berührte den Sonnengott an der Schulter. »He, Strahli?«
    Als sich der Gott umdrehte, rammte ihm Om das Füllhorn
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