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Einfach göttlich

Einfach göttlich

Titel: Einfach göttlich
Autoren: Terry Pratchett
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dumm, wie dumm. Der vernünftigste Mensch, dem ich seit langer Zeit begegnet bin, wohnt auf einem Pfahl in der Wüste. Wie dumm… Vielleicht sollte ich ihm Gesellschaft leisten.«
    I . Warum?
    »Götter und Menschen, Menschen und Götter«, fuhr Brutha fort. »Alles geschieht, weil es schon einmal geschehen ist. Wie dumm.«
    II . Du Bist Der Auserwählte.
    »Such dir jemand anders.«
    Brutha stapfte durch die bunt zusammengewürfelte Streitmacht, und niemand versuchte, ihn aufzuhalten. Nach kurzer Zeit erreichte er den Pfad, der zu den Klippen führte. Er blickte nicht zurück.
    »Willst du nicht dem Kampf zusehen? Ich brauche jemanden, der den Kampf für mich beobachtet.«
    Didaktylos saß auf einem Felsen, die Hände am Knauf des Gehstocks gefaltet.
    »Oh, hallo«, sagte Brutha bitter. »Willkommen in Omnien.«
    »Vielleicht hilft es dir, wenn du dir einen philosophischen Standpunkt zu eigen machst.«
    »Glaubst du? Ich dachte, Philosophen sollten logisch denken.«
    Didaktylos zuckte mit den Schultern.
    »Nun, wie ich die Sache sehe… Logik dient vor allem dazu, die eigene Unwissenheit zu überdenken.«
    »Ich dachte, mit Vorbis’ Tod sei die Sache erledigt.«
    Didaktylos blickte in seine Innenwelt.
    »Bei Leuten wie Vorbis geht das Sterben nicht so schnell. Sie hallen sehr lange in der Geschichte nach.«
    »Ich weiß, was du meinst.«
    »Wie steht’s mit Urn und der Dampfmaschine?« fragte Didaktylos.
    »Ich schätze, er ist gerade in einen erheblichen Gewissenskonflikt geraten.«
    Didaktylos lachte und pochte mit dem Gehstock auf den felsigen Boden.
    »Ha! Er lernt! Er findet heraus, daß alles zwei Seiten hat!«
    »Ist das nicht selbstverständlich?« entgegnete Brutha.
     
    E ine Art goldener Komet raste über die Scheibenwelt. Om segelte mit der Erhabenheit eines Adlers dahin, getragen von der herrlich frischen Kraft des Glaubens. Er genoß sie mit jeder Faser seiner Existenz, denn er wußte: Ein so heißer, leidenschaftlicher Glaube konnte nicht lange von Bestand sein. Das menschliche Bewußtsein war einfach nicht imstande, auf Dauer daran festzuhalten. Aber solange er da war, verfügte Om über Macht.
    Das zentrale Massiv von Cori Celesti ragte aus dem Gebirge in der Mitte: eine gewaltige Felsnadel, sechzehn Kilometer hoch, von Schnee und Eis verkrustet. Und ganz oben zeigten sich die Türme und Kuppeln von Würdentracht.
    Dort wohnten die Götter der Scheibenwelt.
    Zumindest die Götter, auf die es ankam. Seltsam: Für einen Gott sind viele Jahre anstrengender, mühevoller Intrigen notwendig, um nach Cori Celesti zu gelangen, und wenn das Ziel erreicht ist… Dann wird nur ein wenig der Verdorbenheit gefrönt. Viele menschliche Regierungssysteme unterscheiden sich wenig davon.
    Die Götter vertreiben sich die Zeit mit Spielen. Es handelt sich dabei um recht einfache Spiele, denn an komplizierten Dingen verlieren sakrale Entitäten schon nach kurzer Zeit das Interesse. Auch dies ist ein seltsamer Aspekt: Geringe Götter sind fähig, über Jahrmillionen hinweg ein Ziel anzustreben – sie sind das Ziel –, doch die Aufmerksamkeit von mächtigen Göttern ist so ausdauernd wie die einer durchschnittlichen Mücke.
    Was den Stil betrifft… Wenn die Götter der Scheibenwelt Menschen gewesen wären, hätten sie drei Gipsschwäne für avantgardistisch gehalten.
    Am Ende des zentralen Saals gab es eine große Doppeltür.
    Dort pochte es laut.
    Die Götter sahen von ihren verschiedenen Beschäftigungen auf, zuckten gleichgültig mit den Schultern und wandten sich wieder ab.
    Mit jähem Krachen wurde die Tür aufgebrochen.
    Om schritt über die Trümmer hinweg und sah sich wie jemand um, der etwas suchen muß und nur wenig Zeit dafür hat.
    »Also gut«, sagte er.
    Io, Gott des Donners, saß auf dem Thron und winkte drohend mit dem Hammer.
    »Wer bist du?«
    Om trat auf ihn zu, packte Io an der Toga und zuckte ruckartig mit dem Kopf nach vorn.
    Es glaubt ohnehin kaum jemand mehr an Donnergötter…
    »Au!«
    »Sperr die Lauscher auf, Freundchen. Ich habe keine Lust, mit ‘nem Schwächling zu quatschen, der ‘n Bettlaken für angemessene Kleidung hält. Wo sind die Götter von Ephebe und Tsort?«
    Io legte die eine Hand auf die blutende Nase, und mit der anderen deutete er in die Mitte des Saals.
    »Das war ni’ nöti’«, sagte er vorwurfsvoll.
    Om marschierte durch den Saal.
    In der Mitte des großen Raums stand ein runder Tisch, und dort zeigte sich etwas, das zunächst wie ein Modell der Scheibenwelt
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