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Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Einen Stein für Danny Fisher: Roman

Titel: Einen Stein für Danny Fisher: Roman
Autoren: Harold Robbins
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bloß nachfragen, ob mein Lastwagen schon eingetroffen ist. Der große Fernlaster." "Gewiß, Danny", antwortete Joe, "wir laden gerade ab."
    "Okay, Joe, danke."
    Ich legte den Hörer auf die Gabel und blickte Maxie wieder an. Er hatte das Gespräch mit abgehört. "Zufrieden?" fragte ich.
    Seine Augen leuchteten. Beinahe glaubte ich in ihrer Tiefe das Dollarzeichen zu sehen. "Bekomm ich die ganze Wagenladung?" fragte er.
    "So hab ich's gesagt", antwortete ich, "die ganze Wagenladung."
    "Wirklich anständig", sagte er schnaufend und bemühte sich auf die Beine zu kommen. "Spit, der Inkassant und ich werden die Sache persönlich übernehmen. Ehe die Nacht noch vorbei ist, wird die ganze Angelegenheit bereinigt sein."
    "Hände weg von diesem Burschen, Boss, er ist korrupt bis in die Knochen!" Spits Stimme war schrill. Er war aufgesprungen und starrte Maxie an.
    "Was ist denn los, Spit", fragte ich kalt, "wieder mal feig?"
    Er wandte sich mir knurrend zu. "Ich trau dir nicht, ich kenn dich zu genau!"
    Maxie ergriff gewichtig das Wort. "Setz dich, Spit, und halt's Maul!" schnauzte er ihn an. "Hier hab nur ich zu reden!"
    Langsam sank Spit wieder in den Fauteuil zurück und warf mir wütende Blicke zu.
    Maxies Stimme war noch immer gewichtig, doch jetzt sprach er mit mir. "Abgemacht, Danny", sagte er langsam, "aber diesmal gibt's kein Zurück, wie du dir's schon mal geleistet hast. Versuchst du diesmal, mich an der Nase rumzuführen, dann bist du aber auch schon mausetot und in der Hölle."
    Während ich mich erhob, lief mir unwillkürlich ein Schauer über den Rük-ken. Spit sah mich haßerfüllt an. Maxies Augen waren eiskalt, sein Gesicht völlig ausdruckslos. Ich bemerkte, wie schwer er atmete.
    "Sie können den Wechsel präsentieren, Maxie", sagte ich ruhig, "ich w r er-de bezahlen!"
    Damit schloß ich die Tür hinter mir und lief die Treppe hinab.
    Es war wenige Minuten vor sechs, als ich den Taxifahrer vor meinem Haus entlohnte. Während sich der Wagen in Bewegung setzte, blieb ich noch auf dem Gehsteig stehen und blickte auf das Haus. Ich fühlte mich unsäglich müde, alt und wie ausgehöhlt. Es tat wohl, endlich heimzukehren.
    Auf einmal kam mir zu Bewußtsein, daß ich niemals eine andere Wohnung als mein richtiges Heim betrachtet hatte. Keine der andern Wohnungen war mir etwas gewesen, keine hatte für mich Geborgenheit bedeutet, keine hatte so zu mir gehört wie dieses Haus. Während ich noch hier stand, fiel mir ein, was ich getan hatte, und die ganze Freude, endlich heimkehren zu können, fiel von mir ab. Jetzt schien es nicht mehr wichtig zu sein.
    Ich hatte zuviel durchgemacht. Ich hatte einen zu großen Umweg gemacht. Ich war nicht mehr derselbe Mensch, der dieses Haus vor so vielen Jahren verlassen mußte. Ich hatte meinen Kinderglauben verloren. Das Leben war zu hart. Man mußte immer nur kämpfen und immer wieder kämpfen, sonst war und blieb man ein Niemand. Es gab keinen Frieden, keine Freunde, kein wirkliches Glück. Die Welt war nichts als ein ewiger Kampfplatz. Man mußte kämpfen, um zu überleben, man mußte toten, um nicht getötet zu werden.
    Meine Schritte hallten auf dem Betonboden der Veranda. Es hatte mich viel Zeit gekostet, klüger zu werden. Es bleibt nicht viel für Gefühle übrig, wenn man etwas erreichen, wenn man weiterkommen will. Man muß sein Herz verschließen und gegen die übrigen Menschen abschirmen. Niemand darf dir nahekommen, denn du warst allein, als du geboren wurdest, und du wirst allein sein, wenn du stirbst.
    Ich hob die Hand, um die schwere Eingangstür zu öffnen, aber sie tat sich auf, ehe ich sie noch berührte. "Hallo, Danny", sagte eine ruhige Stimme.
    Ich war nicht überrascht. Diese Stimme hatte ich schon einmal vernommen. Es war die Stimme des Hauses, die an jenem Tag zu mir gesprochen hatte, an dem Nellie und ich hierhergekommen waren, um das Haus zu kaufen.
    "Hallo, Papa."
    Mein Vater nahm mich an der Hand, und wir betraten, genauso wie vor vielen Jahren, gemeinsam das Haus. Einen Moment schwiegen wir, es bedurfte keiner Worte. Dann blieben wir im Wohnzimmer stehen und blickten einander an. In seinen Augen standen Tränen. Es war das erste Mal, daß ich ihn weinen sah. Seine Stimme war sehr leise, doch von ungeheurem Stolz erfüllt, und als er zu sprechen begann, wurde mir klar, daß dieser Stolz mir galt.
    "Wir sind alle heimgekehrt, Danny", sagte er demütig, "und wenn du einem alten Mann seine Fehler verzeihen kannst, werden wir das, was wir hier
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