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Eine Zuflucht aus Rosen

Eine Zuflucht aus Rosen

Titel: Eine Zuflucht aus Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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verwalten und an seinen Rezepturen arbeiten und all jene anderen Aufgaben erledigen, die ihn als einen gewöhnlichen Sterblichen heimsuchten.
    Das Bild von Mal Verne kam ihm wieder in den Sinn, unerwartet, und brachte die Ruhe durcheinander, die er gerade erlangt hatte. Ja, zumindest jene Aufgabe hatte er bis an ihr Ende geführt. In jedem Augenblick erwartete er Kunde, dass Mal Verne in der Tat das Zeitliche gesegnet hatte – nachdem er verwundet und fernab jeder Hilfe zurückgelassen worden war. Dort, wo Fantin ihn zum letzten Mal erblickt hatte.
    Es war vielleicht nicht eine direkte Order von Gott gewesen, Mal Verne zur Hölle zu befördern, aber Fantin wusste, was er tun musste. Mal Verne wollte sein Werk zerstören. Er hatte ihm Gregory genommen und auch Nicola – und wenn Fantin diesen Mann nicht ins Jenseits beförderte, würde Mal Verne weiterhin versuchen sich persönlich an ihm zu rächen. Gott half nur denen, die sich selbst halfen.
    In der Tat: Es war sicherlich dazu gedacht, seine Tatkraft zu erproben, dass Fantin schon so oft auf diesem Weg nichts hatte ausrichten können. Aber laut Rufus war das Ende absehbar.
    Fantin pries seinen Gott, dass er ihm drei Monate zuvor den abgemagerten Priester gesandt hatte – denn Rufus, mehr als jeder andere, verstand seine Aufgabe und sein Ziel, und fungierte als ein heiliger Kanal zwischen Fantin und dem mächtigen Schöpfer selbst.
    Und wenn er die Aufgaben, wie Gott sie ihm aufgetragen hatte, vollendet haben würde, wusste Fantin, dass er mit der Formel für den Stein der Weisen belohnt werden würde.
    Fantins Hände zitterten nicht länger. Er und der Priester würden beide nach dem versprochenen Zeichen Ausschau halten und er würde entsprechend handeln. Und Gott würde ihn als würdig betrachten.

Vier
     
    Sie war im Garten, als man sie schließlich fand.
    Seit etwa vier Wochen versuchte sie nun schon, ihn aus ihren Gedanken zu vertreiben, und Madelyne spürte seine Gegenwart, schon bevor sie das Schwert an seinem Beinschutz klirren hörte.
    Ein Schatten fiel weit und gewichtig über ihren Schoß, wo sie gerade Rosenperlen formte. Der schwarze Brei der gekochten Blütenblätter klebte ihr an Händen und Armen, und hatte auf dem alten Kleid Flecken hinterlassen. Der Duft der Blüten hing schwer in der Luft, erstickte sie fast ebenso sehr wie dieses Gewicht, das sich in dem Moment auf ihrer Brust legte, als sie wusste: Er war gekommen.
    Zugleich durchströmte sie etwas anderes, als sie hoch in sein ernstes Antlitz blickte. Es war ihr fast willkommen ihn wiederzusehen, die volle Wucht seiner Kraft zu spüren, so wie es ihr in den Tagen seiner Krankheit nicht möglich gewesen war.
    „Mylord.“
    „Lady Madelyne. Ihr scheint nicht überrascht mich zu sehen.“
    Dass er diese Anrede benutzte überraschte sie nicht. Er hatte also herausgefunden, wer sie war, und das war der Grund seines Kommens. Einen kurzen Augenblick lang fühlte sie nichts als panische Angst, aber sie bezwang diese – wappnete sich dann mit ihrer eigenen Kraft. Gott würde ihr zur Seite stehen und wenn es Gottes Wille war, dann ... aber sie glaubte nicht, dass Lord Mal Verne ihr ein Leid zufügen würde.
    „Nein, das bin ich nicht. Was wünscht Ihr?“
    Er stand da, schaute auf sie herab, sein Schatten tauchte ihre gesamte Arbeit in Dunkelheit. „Was tut Ihr da?“
    Madelyne hielt, noch bevor er fortfahren konnte, zwei kleine Holzspatel hoch, dankbar für diesen kleinen Aufschub, und antwortete, „die Rosenblütenblätter sind tagelang gekocht worden. Jetzt lege ich sie zwischen diese Spatel und rolle sie zu Perlen. Seht her.“ Sie zeigte auf einen Streifen Leintuch, dort in der Sonne ausgebreitet, der besprenkelt war mit kleinen, vollkommen geformten Perlen.
    Zu ihrer Überraschung griff er in einen Lederbeutel, der an seiner Tunika hing, und zog die Gebetsperlen heraus, die sie ihm zuvor zugesteckt hatte. „Ihr habt jetzt mehr Übung darin, einige Jahre später.“
    „So ist es.“
    Eine weitere Überraschung für sie war, als er sich niederbeugte, um sich neben sie auf die aus schlichten Baumstämmen gefertigte Bank zu setzen. Sein Gesicht war nunmehr fast auf gleicher Höhe wie ihres und seine Nähe war noch übermächtiger. Stärke, Wärme, Kraft strahlten nur so von ihm aus – aber seine Augen und seine Miene blieben kalt und abweisend. Madelyne verspürte plötzlich das Bedürfnis – so seltsam in diesem Augenblick, da er doch dabei war, ihren Frieden und ihr Wohlergehen aufs

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