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Eine Welt für Menschen

Eine Welt für Menschen

Titel: Eine Welt für Menschen
Autoren: Kurt Mahr
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mochte wissen, welche Kommunikation sich unter den zahllosen Komponenten des emotio-psionischen Multiplexes abspielte und wie weit die Koalition bereits gediehen war, die aus der Rückkehr der CONQUEST den Mut bezog, sich gegen das qahirische Joch aufzulehnen?
    Es war am Abend des dritten Tages nach Ashley Bannisters Rückkehr. Die Runde in Ashleys Quartier setzte sich zusammen aus ihm selbst, Bob Koenig, Bettye Chinon, Patrick O’Warren und einer ehemaligen Broadwayanerin namens Vollie Herndon. Vollie war eine zierlich gebaute, junge Frau von unscheinbarem Äußeren. Vollie hatte sich erhebliche Verdienste um die innere Ausgeglichenheit der Manhattan-Siedler erworben, indem sie Diskussionsgruppen organisierte, in denen über die Aufgaben der Zukunft gesprochen wurde – darüber, wie der Mensch in dieser exotischen Umwelt überleben könne, in die ihn seine zwanzigmillionenjährige Reise geführt hatte. Durch die Initiative, die Vollie damit bewiesen hatte, war Bob Koenig bewogen worden, sie in den Kreis der permanenten Wächter aufzunehmen.
    Ashley hatte soeben eine neue Runde des kaffeeähnlichen Getränks verabreicht, als Kepler sich plötzlich meldete – unerwartet und unaufgefordert.
    »Die Zeit ist gekommen«, sagte er. »Ihr werdet ein Stück weit zu gehen haben, denn Newton kann euch nicht in unmittelbarer Nähe des Zeremoniensaals absetzen. Seid ihr bereit?«
    Ashley sah auf und blickte dorthin, woher die Stimme kam.
    »Wir waren immer bereit«, erklärte er. »Von der ersten Sekunde an.«
     
    Der Kreis der Geladenen war umfangreich. Mehr als zweihundert Qahiren hatte die Herrliche aufgefordert, bei ihr zu sein, wenn der Nächstherrliche sich der Welt zum ersten Mal zeigte. Der Rest der qahirischen Gesellschaft, knapp sechshundert an der Zahl, nahm per Video-Aspekt an der Feierlichkeit teil.
    Dies war die Zeit, die nur einmal im Leben eines jeden Qahiren kam. Die Zeit der Geburt des Nächstherrlichen, die Zeit, da sie selbst Nachkommenschaft hervorbrachten, die dem Nachfolger der Herrlichen als Gesellschaft dienen würde. Die Qahiren hatten ihre Genbild-Entwürfe der Herrlichen vorgelegt und sie genehmigt zurückerhalten. Ihre Repro-Aspekte waren dabei, den Nachwuchs zu erzeugen – selbstverständlich unter Aufsicht des Chef-Repros, der an Tajsas Hof schaltete.
    Es war eine Zeit der aufgeregten Erwartung. Der Nächstherrliche kam als erster zur Welt. In den folgenden Stunden und Tagen würden die Qahiren geboren werden, die ihn als Gefährten durchs Leben begleiteten, die nächste qahirische Generation. Auf ihre Eltern kam damit, ob sie es mochten oder nicht, der Augenblick zu, da sie entscheiden mußten, auf welche Weise sie in die Unvergänglichkeit eingehen wollten – welchem der zahllosen Aspekte des Priparnak-Netzes sie ihr entkörpertes Bewußtsein zukommen lassen würden.
    Die Gefühle waren gemischt, als die Geladenen sich im großen, prachtvoll dekorierten Zeremoniensaal einfanden; aber niemand ließ sich anderes als freudige Erregung anmerken. Der scharfe Blick der Herrlichen, die in der Mitte des mächtigen Raumes auf einem aus schimmernden Metallen und glitzernden Mineralien gefertigten Thron saß, begegnete jedem Eintretenden. Wehe dem, dessen Gesichtsausdruck nicht die erwartete Freude und Begeisterung zeigte. Er wäre sofort in Ungnade gefallen.
    Die Menge bildete einen Kreis um den leuchtenden Thron. Die wohltönende Stimme eines Kommunikationsaspekts verkündete, daß alle Geladenen sich eingefunden hätten. Tajsa hob die Hand und gebot Schweigen.
    »Der Augenblick ist gekommen«, sagte sie. »Wir wollen den nächsten Herrscher der Qahiren sehen!«
    Aus dem Nichts materialisierte ein Gebilde, das wie ein miniaturisiertes Bett aussah. Über dem Bett wölbte sich eine transparente Energiekuppel. Sie war nötig; denn das, was sich in dem Bett befand, strampelte, wälzte und wand sich und wäre sicherlich herabgefallen, wenn die Kuppel es nicht festgehalten hätte.
    Das Bettchen glitt auf die Herrliche zu. Tajsa warf einen Blick durch das glasklare Energiefeld, und die, die ihr am nächsten standen, sahen, wie sie unwillkürlich zusammenzuckte. Sie wurden neugierig und drängten näher an den Thron heran. So eilig hatten sie es, den Nächstherrlichen zu Gesicht zu bekommen, daß kaum einer die grausige Veränderung bemerkte, die sich an Tajsa vollzog. Alles Blut war ihr aus dem Gesicht gewichen. Sie war bleich wie das weiße Gewand, das Pellgon trug. Von einer Sekunde zur anderen hatten
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