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Eine Welt für Menschen

Eine Welt für Menschen

Titel: Eine Welt für Menschen
Autoren: Kurt Mahr
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Ashley warf einen langen, nachdenklichen Blick in das Bettchen. Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Er kraulte den Säugling unter dem Kinn. Das Weinen erstarb. Die großen, braunen Augen öffneten sich und versuchten vergeblich, den Fokus auf den Liebkosenden einzustellen. Der kleine Mund verzog sich zu einem halb verrutschten Lachen.
    Ashley sah Tajsa an.
    »Du weißt, wessen Kind Lukas dir gemacht hat, nicht wahr?« sagte er. »Meines. Das Kind des Viehs. Du wirst es großziehen und ihm alle Sorgfalt angedeihen lassen, die es verdient. Ich komme von Zeit zu Zeit nach ihm sehen, und Gott möge dir gnädig sein, wenn es ihm an Fürsorge mangelt!«
    Dann winkte er zur Tür hin. Sie machten sich auf den Weg. Sie hatten die Welt auf den Kopf gestellt. Jetzt mußten sie dafür sorgen, daß die neue Ordnung sich reibungslos etablierte.
     
    Draußen auf dem Korridor rief Ashley:
    »Newton?«
    »Du hast mich gehört«, antwortete es unwirsch. »Keine Befehle mehr.«
    »Kein Befehl«, grinste Ashley. »Eine höfliche Bitte.«
    »Hört sich schon besser an. Was willst du?«
    »Kannst du uns nach Grand Cayman bringen? Der Insel, auf der unser Raumschiff steht?«
    »Ich will es versuchen«, sagte Newton. »Aber nur, weil ihr meine und Keplers Freunde seid, verstanden?«
    So begann die Rückverwandlung der Welt Qahir in den Planeten Erde, die Heimat der Menschheit. Die Macht der Qahiren war gebrochen. Als in den nächsten Tagen rund achthundert Qahiren-Kinder zur Welt kamen, stellte sich heraus, daß Ashley Benjamin Bannister keine leere Drohung ausgestoßen hatte. Sie waren allesamt Menschen, nicht Qahiren; und sie besaßen alle miteinander das Gen-Muster, das Ashley an jenem schicksalschweren Tag dem Repro-Aspekt Lukas anvertraut hatte. Die Entwicklung entbehrte nicht der Komik. Von denen, die ihm am nächsten standen, wurde Ashley vorgeworfen, er wollte die Herrschaft der Qahiren durch eine Diktatur der Bannisters ablösen. Ashley machte den spaßhaft gemeinten Vorwürfen ein Ende, indem er Gruppen von jeweils fünf Mitgliedern der CONQUEST-Besatzung zu Lukas schickte, damit er ihre DNA-Konstellation kopiere und für das Heranwachsen einer nicht-bannisterischen Nachkommenschaft sorge. Diesen Schritt unternahm er, weil ihm aus Gründen der Sicherheit daran lag, daß die Zahl der aus menschlicher Erbmasse hervorgegangenen Erdbewohner so rasch wie möglich anwuchs. Persönlich konnte er sich mit der Idee des »synthetischen Kinderkriegens« nicht anfreunden. Wo immer sich ihm Gelegenheit bot, mahnte er seine Mitmenschen, so bald wie möglich zur herkömmlichen Methode zurückzukehren.
    Mit den Fahrzeugen, die von der CONQUEST zurückgebracht wurden, suchte man nach Kurica Mellon und seinen Unabhängigen Terranern. Es ging ihnen nicht schlecht. Sie hatten sich erstaunlich gut mit der wilden Umwelt zurechtgefunden, kannten sich unter den eßbaren Pflanzen aus und fingen kleine, kaninchenähnliche Tiere mit Schlingen. Der Plan, auf dem schnellsten Weg bis zur Küste vorzustoßen und auf irgendeine Weise nach Grand Cayman zu gelangen, war aufgegeben worden.
    »Wir sind Nomaden«, sagte Birte Danielsson fröhlich. »Wir bleiben an einem Ort, bis wir alles abgegrast haben, dann ziehen wir ein Stück weiter.«
    Sie waren gerne bereit, nach Manhattan zurückzukehren. Die Aspekte, wiewohl sie sich nicht mehr als Diener fühlten versorgten die Speise- und Getränkeautomaten der kleinen Siedlung nach wie vor. Es mangelte an nichts. Aus der CONQUEST wurde herbeigeschafft, was die Manhattaner an technischem Gerät und sonstigen Lebensnotwendigkeiten brauchten. Für die Tiere an Bord des Raumschiffes wurde eine Reihe von Gehegen gebaut, in denen sie nach und nach Unterkunft fanden.
    All das waren lediglich Vorbereitungen. Die großen Aufgaben harrten der Heimkehrer noch: die Erlernung der qahirischen Technik, die Befriedung der Qahiren und ein brauchbares Arrangement mit den Vertretern zahlreicher Fremdvölker, die die qahirische Willkür auf der Erde festgesetzt hatte. Insgesamt achtzehn solcher Gruppen wurden gefunden. Es hatte früher mehr gegeben, behaupteten die Aspekte. Viele hatten sich mit der fremden Umgebung nicht zurechtfinden können und waren untergegangen. Drei unter den achtzehn Gruppen waren im Lauf der Jahrhunderte in einen Zustand halbtierischer Barbarei zurückgesunken, der einen sinnvollen Kontakt von vornherein unmöglich machte. Dazu gehörten die sogenannten Baumbewohner, die mehr mit Affen als mit intelligenten
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