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Eine von Zweien (German Edition)

Eine von Zweien (German Edition)

Titel: Eine von Zweien (German Edition)
Autoren: Hannah Albrecht
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Finger da irgendwie im Spiel
hatte? Aber das war gar nicht möglich, sie war ja nicht hier und ich hatte
freiwillig gemalt und sie wusste auch nichts von dem Termin, den ich hier
absolvieren sollte. Vieleicht gab es doch so etwas wie Schicksal? Wir liefen
zum Italiener, der wirklich nur ein paar Blocks um die Ecke war. Wir fingen an,
einfach so zu reden. Wir redeten über die Familie, Beruf, Hobbies, über Alles.
Ich berichtete von Alice und der kleinen Madame Anna, und nötigte ihn, meine gefühlt
tausend Fotos der Kleinen in allen Positionen anzuschauen, um meine
Beschreibung deutlicher zu machen. Es musste kurz vorher geregnet haben, als
wir noch im Büro waren, denn immer, wenn ein Auto vorbeifuhr, ließen seine
Lichter die Pfützen als silberne Kugeln die Bäume entlanglaufen. Man hätte fast
sagen können, es war ein romantischer Spaziergang zu einem romantischen
Restaurant gewesen. Wenn wir nicht nur zwei alte Freunde gewesen wären, die
sich nach langer Trennung wiedergetroffen hatten. Zwei Freunde, die sich nur
über die alten Zeiten und die neuen Erlebnisse miteinander austauschen wollten.
Das versuchte ich die ganze Zeit meinem Bauch zu erklären, aber er wollte mir
nicht glauben. Immer wieder war ich verleitet, mich einfach in die Situation
und in Lukas fallen zu lassen. Zum Glück hielt mich mein Verstand aber davon
ab. Ich konnte doch nicht schon wieder die Kontrolle verlieren! Ich riss mich
zusammen. Wir kamen an und bekamen einen Tisch in einer ungestörten Ecke
zugewiesen. Ich wusste nicht, ob Lukas ihn bestellt hatte, oder nicht, aber es
half sicher nicht, um sich weniger mulmig zu fühlen. Wir bekamen die Karte und
vertieften uns erst einmal dankbar in die Auswahl.
    „Darf ich raten, du nimmst eine Pizza, oder?“ Lukas schaute
mich an, um herauszufinden wie er mit seinem Tipp lag. Ich drehte meine Karte
um und zeigte ihm die Pizzaseite, die ich gerade studiert hatte.
    „Da bin ich aber froh, dass du nicht zu einer salatessenden, kohlehydratscheuen
feinen Dame geworden bist und wenigstens auf einige Dinge noch Verlass ist!“
    Er musste ja nicht wissen, dass ich noch vor knapp zwei
Wochen nicht die Pizzaseite angeschaut hätte. Er musste ja nicht wissen, dass ich
den Appetit und die Lust am Essen erst durch meine Beth wiedergefunden hatte.
    „Dann nimmst du also ein halbrohes Stück Fleisch mit
Kroketten statt Kartoffeln und bitte wenig Gemüse?“
    „Madame, sie haben richtig geraten. Genau so sieht es aus!
Wollen wir uns einen Wein teilen oder trinkst du nicht?“
    Ha, was für eine Frage. Ob ich trinke! Nicht immer und
überall, aber nach so einem Tag! Was für eine Frage.
    „Sehr gerne, ich trinke und ich liebe Wein und ich kann jetzt
ein wenig Alkohol gebrauchen. Nach so einem verrückten Tag haben wir den wohl
auch verdient!“
    Ich warf ihm einen Blick zu und musste lächeln. Wir hatten
unsere Dynamik von damals nicht verlernt. Wir waren älter und reifer, aber die
Chemie zwischen uns stimmte immer noch. Wir waren immer noch auf einer
Wellenlänge. Es fühlte sich großartig an, aber ich wusste nicht, ob das auch so
großartig war.
    „Ja, das stimmt. Das sehe ich genau so und wir müssen darauf
anstoßen, dass wir uns nach all den Jahren wiedergesehen haben. Auf einem sehr
unerwarteten Weg, aber wir wollen ja nicht nach 15 Jahren noch Forderungen
stellen. Rotwein?“
    Ich nickte, damit stimmte ich sowohl dem Rotwein, als auch
seiner Aussage zu. Wie war ich doch gleich hier an diesen Punkt in meinem Leben
gekommen? Ich hatte keinen Überblick mehr. Gab es so viele Zufälle oder gibt es
doch Punkte im Leben, die einfach passieren müssen, da sie vorbestimmt sind?
Der Gedanke von vorhin ließ mich nicht los. Gab es so was wie Schicksal? Es
musste so sein. Wir dürfen vielleicht ein wenig drum herum malen wie wir uns unser
Leben vorstellen. Aber die wichtigen Punkte sind sicher vorbestimmt. Es fühlte
sich zumindest gerade so an. Ich schaute Lukas zu, wie er mit dem Kellner über
den Wein diskutierte und konnte mich nicht erinnern, mich jemals so wohl und am
richtigen Ort gefühlt zu haben. Alles passte! Lukas hatte auch gleich unser
Essen mitbestellt. Hier, in diesem italienischen Restaurant, mit den typischen
weiß-rot karierten Decken auf den Tischen und den Kerzen in der Mitte, mit den
Holztäfelungen an den Wänden, fühlte ich mich einfach glücklich! Ja, ich war
mir sicher, ich war glücklich, rund um glücklich. So fühlte es sich an. Ich
atmete aus. Ich war drauf und dran mich
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