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Eine unzüchtige Lady

Eine unzüchtige Lady

Titel: Eine unzüchtige Lady
Autoren: Emma Wildes
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ein verdammter Narr war. Sie liebte einen anderen. Lord Alfred Hyatt war, soweit er das beurteilen konnte, ein anständiger Kerl. Das machte die Sache nur noch schlimmer. Wenn sie einen Schuft heiraten würde, könnte er plausibel seine Bedenken vortragen. Aber das war nicht der Fall, und darum schwieg er. Zumal sie ohnehin nicht mehr auf seinen Rat hören würde.
    Warum sollte sie auch? Er war ein Experte in Sachen Unbeständigkeit und nicht in Fragen der Ehe.
    »Mylord?«
    Die Stimme riss ihn aus seinen Überlegungen, und er merkte erst jetzt, dass das Gefährt angehalten hatte und sein Kutscher abwartend vor der offenen Tür stand. Der junge Mann hüstelte diskret.
    »Entschuldigung.« Derek kletterte heraus und lächelte reumütig. »Habe wohl ein bisschen über den Durst getrunken heute«, sagte er überflüssigerweise und fragte sich zugleich, warum er sich einem Bediensteten erklärte. Vermutlich weil er keine Ahnung hatte, wie lange er bereits in seine Gedanken vertieft dagesessen hatte. Er stieg die Stufen zu seinem Stadthaus hinauf, nickte dem Lakaien dankbar zu, der ihm die Tür öffnete, und ging schnurstracks in sein Arbeitszimmer.
    Anders als der vollgestopfte Raum im Anwesen der Rothays drüben in Mayfair, das die Dukes von Rothay seit Jahrhunderten ihr Zuhause nannten, war Dereks Refugium klein und säuberlich aufgeräumt. Seine Papiere waren in einer Ecke des Schreibtischs aufgestapelt, die neue Korrespondenz ruhte auf der Schreibtischunterlage. Sein liebster Whiskey wartete in einer Karaffe
auf einem Tablett daneben. Der Raum roch nach Bienenwachs und leicht nach Tabak. Gewöhnlich fand er Trost innerhalb der getäfelten Wände, und das Ölgemälde der Landschaft von Berkshire über dem Kamin war eines seiner liebsten. In diesem Zustand der emotionalen Unruhe schenkte aber nicht einmal das idyllische Auf und Ab der Landschaft seinem ruhelosen Geist Frieden.
    Er sank in den Stuhl hinter dem Schreibtisch und überblickte erschöpft seine ungeöffnete Post. Zuoberst lag ein einfacher Umschlag ohne Siegel. Nur sein Name war in adretter Handschrift darauf vermerkt. Neugierig griff er nach dem Umschlag und öffnete ihn.
    Mein lieber Lord Manderville:
    Trefft mich im Flower and Swine in Holborn um zehn Uhr heute Abend. Der private Salon wird für unser Gespräch reserviert sein.
    Ach ja, die verdammte Wette.
    Keine Unterschrift. Aber er erkannte die Handschrift von jenem Schreiben wieder, das er zuvor gelesen hatte. Nun, die Lady handelte rasch, so viel stand fest. Er vermutete, auch Nicholas hatte eine ähnlich lautende Nachricht bekommen.
    Er nahm den Brieföffner zur Hand, in dessen Metallgriff das Familienwappen eingelassen war. Unablässig wirbelte er das dolchartige Utensil zwischen seinen Fingern.
    Nun gut, dachte er ergeben. Warum soll ich nicht einfach dorthin gehen? Warum soll ich nicht mein Bestes geben, um mein sexuelles Können unter Beweis zu stellen?
    Zumindest wäre er dann von seinem apathischen Selbstmitleid abgelenkt, und außerdem könnte er sich mit einer warmen, willigen Frau vergnügen.
    Wenn er die Augen schloss, konnte er sich dabei eventuell sogar
einreden, dass Annabel bei ihm lag. Mit dieser Strategie würde er zumindest vielleicht die Wette gewinnen.

Kapitel 3
    Der Gasthof war klein und versteckte sich in einer Ecke des East Ends, die Caroline noch nie aufgesucht hatte. Das heruntergekommene Äußere hatte sie zögern lassen, aber für ihre Zwecke war dieser Ort hervorragend geeignet. Die wenigen verschlafenen Stammgäste, die in dem verrauchten, dunklen Schankraum mit schmierigem Boden und wackligen Tischen saßen, schenkten ihr kaum Aufmerksamkeit. Der Gastwirt führte sie in eine Stube, die zumindest ein wenig besser war. Er brachte ihr eine Flasche Wein, die zweifellos nicht gerade das war, was der Duke of Rothay und Lord Manderville zu trinken gewohnt waren. Aber es würde seinen Zweck erfüllen.
    Diskretion war heute ihr oberstes Gebot.
    Ihre Handflächen fühlten sich in den Handschuhen feucht an, als sie in einen Stuhl sank. Sie hatte das Gefühl, unter ihrem Schleier zu ersticken. Caroline war früher gekommen, denn sie wollte keinen großen Auftritt provozieren, während die Männer sie bereits erwarteten. Sie versuchte, das Zittern zu ignorieren, das sie erfasste.
    Du bist ja eine heißblütige Verführerin, dachte sie spöttisch. Dabei war sie sich gar nicht sicher, ob sie nicht auf direktem Weg aus dem Gasthaus stürmen wollte. Aber jetzt war sie so weit gekommen
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