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Eine unheilvolle Begegnung

Eine unheilvolle Begegnung

Titel: Eine unheilvolle Begegnung
Autoren: Michelle Raven
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worden, nicht erst seit die beiden Männer ihn aus dem Lieferwagen ausgeladen hatten. Wer war er? Was für einen Grund konnte jemand haben, diesem Mann so etwas anzutun? Sam schüttelte den Kopf. Das war unwichtig. Ihre Aufgabe war jetzt, den Verletzten möglichst lebendig zu ihrem Zelt zu bringen. Wie sie das allerdings anstellen sollte, war ihr ein Rätsel. Sie war zwar groß und kräftig, aber einen ausgewachsenen Mann vermochte auch sie nicht zu tragen. Aber natürlich, ihr Buggy!
    »Wenn Sie einen Moment hier warten, dann hole ich schnell einen fahrbaren Untersatz.« Sie wollte sich gerade abwenden, als sich erneut eine Hand um ihr Handgelenk schloss. Fragend blickte sie ihn an.
    Sein Mund öffnete sich ein paarmal, bevor ein Ton herauskam. »Nein! Hier … weg.«
    Sam hörte deutlich die Panik aus seinen Worten. Nun gut, wenn sie ihn nicht alleine lassen sollte, dann würde er wohl gehen müssen.
    »In Ordnung. Ich bleibe bei Ihnen. Aber dann müssen Sie selber gehen. Können Sie laufen?«
    Der Mann gab ihr ein Zeichen, ihm aufzuhelfen. Sie stemmte die Füße in den Sand und zog ihn an den Händen hoch. Schwankend hing er einen Moment in der Luft, bevor sie ihn an sich zog und er seinen Arm über ihre Schultern legte, um sich aufzustützen. Halb besinnungslos hing er an ihr, deshalb drückte Sam ihn noch dichter an sich und schlang ihren Arm um seine Taille, während sie mit der anderen Hand seine Brust stützte. »Fallen Sie mir jetzt bloß nicht in Ohnmacht, ich glaube nicht, dass ich Sie tragen kann!«
    Mit großer Anstrengung hob er den Kopf und betrachtete sie durch seine Augenschlitze. Flach atmete er durch und mobilisierte seine letzten Kraftreserven. »Okay.« Vorsichtig hob er einen Fuß und setzte ihn ein Stück nach vorne. Sam bewegte sich mit ihm. Langsam, Schritt für Schritt, gingen sie so durch die Dunkelheit, geleitet von dem dünnen Lichtstrahl, der aus ihrer Taschenlampe drang.
    Sie umrundeten gerade einen Hügel, als seine Kräfte ihn endgültig verließen und er zusammensackte. Sam versuchte ihn zu halten, aber sein Gewicht war einfach zu schwer für sie. Zusammen sanken sie zu Boden. Sie versuchte ihn zum Aufstehen zu bewegen, aber er rührte sich nicht mehr. Verzweifelt blickte sie um sich, aber da war niemand, der ihr helfen konnte. Sie war ganz auf sich allein gestellt.
    Sie beugte sich vor und sprach dicht an seinem Ohr. »Bleiben Sie ganz ruhig hier liegen, ich hole meinen Buggy. Ich bin gleich wieder da.«
    Sein schwaches Stöhnen klang wie ein Protest, aber darauf konnte Sam jetzt keine Rücksicht mehr nehmen. Sie mussten aus der Kälte heraus, sonst würden sie sich beide den Tod holen. Zitternd rieb sie über ihre bloßen Arme. Nach einem letzten Blick auf den scheinbar leblosen Körper lief sie los. Einige Male übersah sie im hüpfenden Strahl ihrer Taschenlampe Gesteinsbrocken oder niedrige Büsche und stolperte. Schließlich erreichte sie außer Atem ihr Lager. Der Wüstenbuggy stand immer noch neben dem Felsen, wo sie ihn vor einer Woche geparkt hatte, nachdem sie mit ihren Einkäufen aus Grand Junction zurückgekommen war.
    Sie stürmte in ihr Zelt und blickte sich hektisch um. Wo waren die Schlüssel? Ohne nachzudenken warf sie die Kameratasche auf den Boden und vergaß sie sofort. Mit fahrigen Händen durchsuchte sie die Box, die ihr gleichzeitig als Schreibtisch diente. Er musste hier irgendwo sein! Mit einem Triumphlaut zog sie ihn unter ihren Papieren hervor. Bevor sie das Zelt verließ, warf sie sich noch eine Decke über den Arm. Mit wenigen Schritten war sie am Buggy und schwang sich auf den Sitz. Ihre zitternden Finger drehten den Schlüssel – nichts tat sich. Sie versuchte es erneut, aber der Motor rührte sich nicht.
    Mit der flachen Hand schlug sie auf das Lenkrad. »Komm schon, lass mich jetzt nicht im Stich!«
    Der Motor gab ein Stottern von sich, dann war er wieder still. Verdammt! Noch einmal … Hustend erwachte der Motor zum Leben. Sam ließ ihn zur Sicherheit eine Weile im Leerlauf, dann legte sie einen Gang ein und fuhr so schnell sie es wagte zu der Stelle, an der sie den Verletzten zurückgelassen hatte.
    Aber als sie ankam, war er verschwunden. Ungläubig blickte Sam auf den Sand, im Schein der Taschenlampe war noch deutlich der Abdruck seines Körpers zu sehen. Wo war er hin? Voller Unbehagen schaute sie sich um. Waren die Männer doch noch einmal zurückgekommen, um ihr schmutziges Werk zu vollenden? Sie kniete sich in den Sand und betrachtete die
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