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Eine unberührte Welt - Band 6 (German Edition)

Eine unberührte Welt - Band 6 (German Edition)

Titel: Eine unberührte Welt - Band 6 (German Edition)
Autoren: Andreas Eschbach
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mit erbittertem Schnauben hinzu: »Aber wie denn, ohne Anschluss, verdammt?«
    Tim hörte nur mit halbem Ohr zu. Er sorgte sich wegen der Sache mit Jason. Er hätte was darum gegeben, einen Blick auf seine Nachrichtenliste werfen zu können. Wenn das mit den Firmendaten von der Chamberlain schiefgegangen war, konnte das die Firma Millionen kosten. Er ärgerte sich, nicht wenigstens Bescheid gesagt zu haben, dass er mehrere Stunden offline sein würde. Andererseits hatte er ja kaum ahnen können, was das hier für Formen annehmen sollte. Beim Umziehen wäre die Gelegenheit gewesen, Jason noch eine Nachricht zu schicken. Bloß hatte er nicht daran gedacht.
    Und dann kam es zu ersten Verlusten.
    Ausgerechnet Ben.
    Eben war er noch da gewesen, hatte gute Laune verbreitet, die Stimmungskanone gespielt, die Moral der Truppe hochgehalten. Und dann auf einmal – weg.
    »Was sollen wir jetzt tun?«, fragten sie Markus.
    Der schien die Tragweite des Vorfalls überhaupt nicht zu begreifen. »Was wollen Sie denn tun?«, fragte er bloß.
    Liz organisierte eine Suchaktion, unter der Maßgabe, dass jeder mit jedem in Sichtkontakt blieb. Das brachte nicht viel, außer dass sie noch mehr schwitzten und mehrere Leute von Tieren gestochen wurden. Tim geriet an eine Pflanze mit dunkelgrünen, pelzigen Blättern, deren Berührung brannte wie verrückt.
    »Die verkaufen uns doch für blöd«, meinte Henrik schließlich, als sie sich berieten und Markus abseitsstand. »Das ist deren Geschäftsprinzip, Leute. Der Junge schaut seelenruhig zu, wie wir uns einen abbrechen, aber überlegt mal: Die können es sich nicht erlauben, dass bei ihren irren Spielchen einer draufgeht. Die wären im Nu weg vom Markt. Also wette ich hundert zu eins, dass hier noch mehr von diesen sogenannten Assistenten rumschleichen, Und die haben Ben längst in Sicherheit gebracht.«
    Das fand Tim schlau gedacht, und so stimmte er auch dafür, die Suche abzubrechen und sich stattdessen vollends zum Zielpunkt durchzuschlagen.
    Die Sonne stand schon im Zenit, als sie endlich ankamen. Doch zu ihrem Entsetzen war von Ben keine Spur zu sehen.
    Stattdessen erwartete sie Johannes mit einem klimatisierten Elektrobus. Ihre Verlustmeldung war ihm nur ein Schulterzucken wert, und als Liz heftig dagegen protestierte, ohne Ben loszufahren, sagte er bloß: »Wir werden uns um ihn kümmern. Sobald wir ihn gefunden haben, kommt er nach.«
    Die Rückfahrt verlief in tiefem Schweigen. Sie waren alle deprimiert und erschöpft. Erst nachdem sie sich umgezogen und endlich ihre Geräte wieder hatten – Tims PA zeigte 63 wartende Nachrichten an, zum Glück nichts Brandeiliges, soweit er beim raschen Durchblättern sah –, kehrte zumindest ein Hauch von Zuversicht zurück. »Sie werden sich die Ärsche aufreißen, um ihn zu finden, ist doch klar«, gab Henrik die Parole aus. »Weil andernfalls wir ihnen die Ärsche aufreißen.« Trotzdem war an diesem Nachmittag nicht mehr an geregelte Arbeit zu denken. Sie saßen ewig in der Kantine beisammen, hechelten alles wieder und wieder durch, und selbst der Chef, dessen Idee das Training gewesen war, zeigte sich bestürzt über den Verlust.
    Doch gegen halb vier trudelte Ben dann tatsächlich ein. Er grinste schief, ließ sich feiern. »Verlaufen«, sagte er, als man ihn fragte, was passiert sei. »Kann vorkommen in der Wildnis.« Der Chef kam und schüttelte ihm die Hand, sichtlich erleichtert über seine Rückkehr.
    Die Wahrheit erzählte er Tim erst, als der Rummel abgeflaut war und sie in ihrem Büro unter sich waren. »Da waren ein paar Hütten. Klein, aus Ziegeln, ein Dach drauf, nichts Besonderes. Schimmerten zwischen den Bäumen durch, kaum zu erkennen. Ich wollte bloß sehen, was das ist, das war alles. Ich habe mich also seitwärts in die Büsche geschlagen und …« Er holte tief Luft, rollte mit den Augen. »Nie im Leben hätte ich gedacht, dass da Menschen wohnen. Aber es war fast ein kleines Dorf. Und jetzt halt dich fest: Die leben da wie vor hundert Jahren. Echt. Kein einziger Computer. Strom nur aus Steckdosen.Telefon nur am Kabel! Zuletzt hab ich so was als Kind im Museum gesehen.«
    Tim kniff die Augen zusammen. »Du verscheißerst mich, oder?«
    »Nein, ich schwör’s dir. Ehrlich. Das muss so eine Art Sekte sein. Ich hab mit denen gesprochen. Die nennen ihre paar Hütten eine Offline-Siedlung, und angeblich gibt es Hunderte davon, praktisch in jeder Stadt.« Ben fuhr sich durchs Haar. »Einen Moment lang hab ich das sogar fast
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