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Eine unberührte Welt - Band 6 (German Edition)

Eine unberührte Welt - Band 6 (German Edition)

Titel: Eine unberührte Welt - Band 6 (German Edition)
Autoren: Andreas Eschbach
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kaum glauben, was er sah. Der Mann winkte ihm zu, bedeutete ihm, näher zu kommen.
    Doch Adison drehte um und lief den Weg zurück, den er gekommen war. Als er sich noch einmal umdrehte, war der schwarze Mann verschwunden.
    »Er kann dir nichts tun«, sagte Waanu, als er ihn danach fragte. »Du darfst ihm nur niemals gestatten, dich zu berühren. Dann kann er dir nichts anhaben. Am besten, du sprichst überhaupt nicht mit ihm.«
    »Aber wer ist er? Wieso läuft er so abgerissen herum? Wieso sieht er so seltsam aus?«
    »Das ist eine gute Frage«, nickte Waanu. »Ich hatte gehofft, er würde nicht hier auftauchen.«
    Sie zeigten ihm die Spiele, mit denen sie die Tage verbrachten – einfache Ballspiele im Freien, Brettspiele, deren Regeln so kompliziert waren, dass er sie nicht begriff, Versteckspiele, bei denen er sich in den Gebäuden verlief und regelmäßig auf Gänge und Räume stieß, von denen er hätte schwören können, sie noch nie gesehen zu haben. Bei einem dieser Spiele verteilten sie sich im Park, versteckten sich hinter Bäumen und Büschen, und da begegnete er dem Unheimlichen wieder. Keine zehn Schritt von ihm entfernt stand er plötzlich da wie aus dem Boden gewachsen, schwarz und unheimlich, mit knotigen, verschobenen Gesichtszügen.
    »Adison«, sagte der schwarze Mann und streckte die Hand aus.
    Adison wich zurück, stolperte im Rückwärtsgehen über eine Wurzel, stürzte und wurde entdeckt. Elea war es, die sich mit triumphierendem Lachen über ihn beugte, noch außer Atem. »Ich hab dich!«
    Er sah auf, deutete auf die Stelle, wo die schwarze Gestalt gestanden hatte. »Er war wieder da«, sagte er. »Der hässliche schwarze Mann. Elea – wer ist das?«
    Sie musterte ihn mit ihren großen, vollkommenen Augen. Trauer schimmerte darin, eine tiefe, unstillbare Trauer. »Wir nennen ihn den Albtraummann«, sagte sie. »Er will, dass du ihm gestattest, dich zu berühren. Wenn er dich einmal berührt hat, kann er dir jederzeit seine Albträume schicken.«
    »Seine Albträume? Warum will er mir seine Albträume schicken?«
    »Ich weiß es nicht. Und wenn es einen Grund gibt, will ich ihn nicht wissen.«
     
    Aber Adison wollte ihn wissen, diesen Grund. Er wollte wissen, was es mit dem Albtraummann auf sich hatte, und sei es nur, weil das die einzige wirkliche Herausforderung war in dieser friedlichen, glücklichen, paradiesischen Welt. Er begann wieder mit seinen einsamen Rundläufen, rannte durch die Dämmerung des Abends und des Morgens und hielt Ausschau nach der schwarzen Gestalt. Er suchte die entlegensten Verstecke, spähte hinter Büsche und Sträucher. Irgendwann fing er an, ihn zu rufen, wenn er weit weg war von den Gebäuden, die nadelspitz schräg in den Himmel ragten, atemberaubend wie Geschmeide aus Jade und Jaspiz.
    Doch er fand den Albtraummann nicht. Stattdessen stellte er fest, dass es außer Schmetterlingen keine Tiere mehr gab, nicht einmal Mücken oder Ameisen.
    Schließlich, eines Tages, verlief er sich, rannte einen Pfad entlang, den er zu kennen glaubte, doch die Gabelung, auf die er wartete, kam nicht, kam schließlich auf der anderen Seite und führte ihn in eine Gegend, die er noch nie gesehen hatte und die auf erschreckende Weise leer war. Es gab keine Bäume mehr, keine Büsche, nicht einmal die schwebenden Städte waren mehr zu sehen oder die Lichtspuren der Raumschiffe. Es gab nur flaches Land ringsum, einen mageren Rasen und diesen schmalen Weg, der schnurgerade von Horizont zu Horizont zu laufen schien.
    Er blieb stehen, schaute zurück. Da war noch das kleine Wäldchen des Parks, so weit hinter ihm, als sei er zehn Stunden gelaufen, ohne es zu merken.
    »Adison …«
    Er fuhr herum, und da stand er, der Albtraummann. So nah wie noch nie, aber diesmal streckte er die Hand nicht aus. Er stand einfach da auf dem Weg, in schwarze Lumpen gehüllt, die nach Unaussprechlichem stanken.
    »Wer bist du?«, fragte Adison. »Wie bist du hierhergekommen?«
    Ein paar wässrige Augen betrachteten ihn. Der Mann war alt, unglaublich alt in dieser Welt allgegenwärtiger Jugend und Kraft. »Du weißt doch, wer ich bin, Jim Adison. Und du hast doch gesehen, dass ich auftauchen und verschwinden kann, wo und wann ich will. Sie nennen mich den Albtraummann, deine neuen Freunde, und verschweigen dir meinen richtigen Namen.« Nun streckte er die Hand aus, zum Gruß. »Mein Name«, sagte er, »ist Cohanur.«
    Adison zuckte zurück. »Darauf falle ich nicht herein.«
    »Sie haben dir gesagt, ich
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