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Eine skandalöse Lady: Roman (German Edition)

Eine skandalöse Lady: Roman (German Edition)

Titel: Eine skandalöse Lady: Roman (German Edition)
Autoren: Emma Wildes
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denn kein besseres Thema, über das es sich zu reden lohnt? Tut mir leid, Mylady, doch ich habe kein Interesse daran, Eure Neugier zu stillen.«
    Lady Piedmont zeigte sich gänzlich unbeeindruckt von der Zurückweisung, stieß vielmehr atemlos hervor: »Küsst mich noch einmal.«
    »Beim ersten Mal habe nicht ich Euch geküsst«, wandte er ein, »sondern Ihr mich. Das ist ein himmelweiter Unterschied, meine Liebe.«
    Lily konnte nicht länger dem Impuls widerstehen, sich aufzurichten und einen kurzen Blick über die Rückenlehne des Sofas zu riskieren, die sie bislang verbarg. Im schwachen Schein des Mondes, der durch die Fenster fiel, erkannte sie auf der anderen Seite des lang gestreckten Raumes vage die Umrisse eines Mannes und einer Frau. Den des offenbar in Bedrängnis geratenen, noch nicht identifizierten Lords und seiner zu allem entschlossenen Verführerin. Beide waren dermaßen mit sich selbst beschäftigt, der eine auf Abwehr, die andere auf Angriff, dass sie Lilys Anwesenheit nicht bemerkten.
    Zwar konnte sie die Gesichter nicht genau erkennen, doch sie wusste, dass Lady Piedmont ausnehmend hübsch war. Obwohl sie die Blüte ihrer Jahre bereits überschritten hatte, stellte sie noch so manche junge Frau in den Schatten mit ihren flammend roten Haaren und der üppigen Figur. Jetzt setzte sie ihre Reize entschlossen bei dem hochgewachsenen Unbekannten ein, den sie zweifellos als Beute auserkoren hatte. Lily sah, dass er ihre Handgelenke gepackt hielt, damit sie nicht weiter an seiner Hose herumnestelte. Stattdessen presste sie sich jetzt aufreizend gegen seinen Körper und drückte ihn dabei gegen ein Bücherregal.
    Hätte sie eine solche Szene mit umgekehrten Vorzeichen beobachtet – eine junge Lady, bedrängt von einem Mann –, würde Lily nach der Chinavase auf dem Tisch zu ihrer Rechten greifen, um das unschuldige Mädchen aus den Fängen des Verführers zu retten. Doch in diesem Fall war das Objekt der Begierde ein großer, breitschultriger Mann, der durchaus in der Lage zu sein schien, sich zur Wehr zu setzen. Wenn er es denn ernsthaft wollte.
    »Euer Interesse an mir ist äußerst schmeichelhaft«, hörte sie ihn jetzt mit leichtem Spott sagen. »Aber es ist nicht gerade schicklich, wenn wir gemeinsam dem Ballsaal noch länger fernbleiben, und wird zudem kaum unbemerkt bleiben. Ich denke, es wäre das Beste, wenn Ihr umgehend zurückkehrt.«
    »Ich habe mich noch nie um Anstand und Moral geschert. Gesittetes Verhalten zählt nicht gerade zu meinen hervorstechenden Eigenschaften.«
    Das glaubte Lily unbesehen. Keine anständige Lady würde sich dermaßen an einen Mann pressen, noch dazu gegen dessen Willen. Tugendhaft war das jedenfalls nicht. Ihr kam eher das Wörtchen schamlosin den Sinn.
    »Wollt Ihr wirklich einen Eklat riskieren? Oder zumindest die Gerüchteküche anheizen? Es kann doch nicht angenehm sein, wenn ganz London hinter vorgehaltener Hand über Euch tuschelt.«
    Nein, dachte Lily, das war es weiß Gott nicht. Sie wusste es aus eigener leidvoller Erfahrung. Keine Frau, die auf sich hielt, konnte so etwas wollen.
    » Sollten wir das nicht lieber später diskutieren? An einem diskreteren Ort?«
    »Nein.«
    »Liebster, ich …«
    »Nein.« Seine Stimme klang sehr höflich, fast ein bisschen nachsichtig, aber zugleich war da ein drohender Unterton, der keinen Zweifel an der Ernsthaftigkeit seiner Ablehnung aufkommen ließ.
    »Warum nicht?«, fragte sie schmollend. Zumindest schien sie jedoch endlich zu begreifen, dass er ihre Annäherungsversuche definitiv nicht wünschte.
    »Dafür gibt es unzählige Gründe.«
    In diesem Augenblick spürte Lily einen Anflug von Bewunderung für den Fremden. Schließlich würden sich die wenigsten Gentlemen in einer solchen Situation derart standhaft erweisen. Dieser unbekannte Lord hingegen blieb bei seiner Weigerung. Nein hieß bei ihm Nein.
    Gut für ihn.
    Jetzt ließ er Lady Piedmonts Handgelenke los und hob seine erfolglose Verführerin mühelos hoch, obwohl sie empört nach Luft schnappte. Ging mit ihr zur Tür, öffnete sie rasch und stellte die widerstrebende Lady auf den Boden, bevor er wieder in die Bibliothek trat, die Tür zuzog und den Schlüssel im Schloss drehte.
    Lily duckte sich erneut hinter die Sofalehne. »Zum Teufel, ich hoffe nur, hier gibt es irgendwo einen ordentlichen Brandy«, hörte sie ihn murmeln.
    Den gab es tatsächlich. Das Tablett mit der Karaffe und den Gläsern stand auf einem kleinen polierten Tischchen sehr nahe bei
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