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Eine Nacht wie Samt und Seide

Titel: Eine Nacht wie Samt und Seide
Autoren: Stephanie Laurens
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zu Eugenia und Adelaide um. »Ich muss wohl nach Newmarket reisen.«
    Entschlossen reckte Adelaide ihr Kinn. »Wir alle drei gehen nach Newmarket - du kannst nicht alleine fahren.«
    Pris schenkte ihr ein flüchtiges Lächeln, dann schaute sie zu Eugenia.
    Ihre Tante musterte sie, dann nickte sie und begann ihre Handarbeit wegzuräumen. »Allerdings, Liebes. Ich sehe keine andere Möglichkeit. So sehr ich Russ auch liebe, wir können nicht zulassen, dass er damit alleine fertig werden muss - was auch immer es nun ist. Und wenn da etwas Undurchsichtiges geplant wird, kannst du noch nicht einmal riskieren, ihn in einem Brief zu warnen - für den Fall, dass er in falsche Hände fällt. Du musst wohl mit ihm sprechen.«
    Sie faltete die Hände auf der Klöppelbank und schaute Pris fragend an. »Welche Geschichte wollen wir deinem Vater auftischen, die unseren plötzlichen Wunsch erklärt, nach England zu reisen?«

1
    September 1831 Newmarket, Suffolk
    »Ich hatte eigentlich gehofft, uns wäre eine längere Phase der Ungestörtheit gegönnt.« Dillon Caxton ließ die Tür des Kaffeehauses Twig & Bough auf der High Street in Newmarket hinter sich ins Schloss fallen und trat neben Barnaby Adair auf den Bürgersteig. »Unheilvollerweise hat der Sonnenschein die Damen und ihre Töchter in Scharen aus den Häusern gelockt.«
    Dillon ließ seinen Blick über die Kutschen schweifen, die sich auf der Straße drängten, und war gezwungen, zwei Matronen zu grüßen, die beide strahlend lächelnde Töchter an ihrer Seite hatten. Rasch klopfte er Barnaby auf den Arm und begann in die entgegengesetzte Richtung zu schlendern. »Komm, wenn wir herumstehen, laden wir zum Angriff geradezu ein.«
    Schmunzelnd folgte ihm Barnaby. »Du klingst noch weniger angetan von den jungen Dingern, als Gerrard es war.«
    »Da du in London lebst, bist du vermutlich wesentlich Schlimmeres gewohnt, aber denke auch an uns, die wir unser ländliches Leben schätzen. Für uns ist selbst die Kleine Saison eine unerwünschte Erinnerung an das, was wir verzweifelt zu vermeiden suchen.«
    »Wenigstens hast du mit diesem jüngsten Fall etwas, das dich ablenkt. Einen ausgezeichneten Vorwand, dich anderswo aufzuhalten, anderes zu tun.«
    Als er eine Matrone erblickte, die ihrem Kutscher gerade die Anweisung gab, ihren Landauer etwa zehn Schritt vor ihnen am Straßenrand zum Stehen zu bringen, fluchte Dillon lautlos. »Da nun einmal unglücklicherweise dieser Fall unser Geheimnis bleiben muss, fürchte ich, wird Lady Kershaw zum Zug kommen.«
    Ihre Ladyschaft, eine engstirnige Dame der örtlichen Gesellschaft, winkte sie herrisch zu sich. Da war nichts zu machen; Dillon ging zu ihrer nunmehr wartenden Kutsche und begrüßte Ihre Ladyschaft und deren Tochter Margot, dann stellte er Barnaby vor. Sie standen da und machten etwa fünf Minuten lang höfliche Konversation. Aus dem Augenwinkel bemerkte Dillon, wie viele interessierte Blicke sie auf sich zogen und dass eine Reihe Matronen nun ebenfalls ihren Kutschern das Zeichen gaben, am Randstein anzuhalten.
    Zu Barnaby schauend, der sein Bestes gab, Miss Kershaws Erwartungen gerecht zu werden, seufzte Dillon innerlich. Er konnte sich gut vorstellen, wie sie beide - so nebeneinanderstehend - wirkten. Er selbst wurde allgemein als gut aussehend beschrieben, ja, mit seinen dunklen Haaren verglich man ihn oft genug mit Lord Byron, und Barnaby galt gemeinhin als blonder Adonis, mit seinen Locken und den hellblauen Augen -sie bildeten einen perfekten Kontrast. Sie waren beide hoch gewachsen, gut gebaut und elegant gekleidet. In der kleinen Gesellschaft Newmarkets war es kein Wunder, dass die Damen Schlange standen, um mit ihnen zu plaudern. Unseligerweise lag ihr Ziel, der Jockey-Club, noch gute hundert Schritt entfernt; es würde ein Spießrutenlauf werden.
    Sie fügten sich ins Unvermeidliche und meisterten die Lage mit der Gewandtheit und Sicherheit, die aus zahllosen Stunden in den Ballsälen des Londoner Ton stammte. Trotz seiner Vorliebe für das Leben auf dem Lande hatte auch Dillon dank seiner Cousine Flick - Felicity Cynster - im letzten Jahrzehnt einen Teil seiner Zeit im Kreise der guten Gesellschaft verbracht - in London und anderswo, um, wie Flick es ausdrückte, nicht aus der Übung zu kommen.
    Übung wofür, das war hier die Frage, auf die er sich nicht länger sicher war, die Antwort zu kennen. Vor seinem Absturz und dem Skandal, der sein Leben bis in die Grundfesten erschüttert hatte, war er immer davon
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