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Eine Nacht wie Samt und Seide

Titel: Eine Nacht wie Samt und Seide
Autoren: Stephanie Laurens
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ausgegangen, dass er heiraten würde, eine Familie haben und alles, was dazugehörte. Doch während er die letzten zehn Jahre damit verbracht hatte, sein Leben in Ordnung zu bringen, seine Schulden - die gesellschaftlichen und moralischen Verpflichtungen - zu begleichen und sich und seine Ehre in den Augen aller, die ihm wichtig waren, wiederherzustellen, hatte er sich an sein Leben allein gewöhnt, an das Dasein eines unbelasteten Gentlemans.
    Mit einem Lächeln für Lady Kennedy, die dritte Matrone, die sie aufhielt, entschuldigte er sich und Barnaby und schlenderte mit ihm weiter, ohne die Reihe wartender Kutschen mit ihrer liebreizenden Last aus dem Auge zu lassen. Nicht eine weckte auch nur das leiseste Interesse in ihm. Kein einziges der süßen Gesichter entlockte ihm einen Anflug von Neugier.
    Unglückseligerweise hatte die Tatsache, dass er nun im Ruf stand, hartherzig und unempfänglich für weibliche Reize zu sein, nur Öl ins Feuer der Hoffnungen der Damen gegossen. Zu viele betrachteten ihn nun als Herausforderung, ein widerspenstiges Mannsbild, das sie unbedingt bekehren wollten. Was ihre Mütter anging, so musste er mit jedem Jahr, das verstrich, mehr auf der Hut sein, die Augen nach Fallen aufhalten, die Sorte gesellschaftlicher Fallen, die gewisse Mütter unachtsamen Junggesellen stellten.
    Sogar jene auserwählten Damen, mit denen er sich gelegentlich und äußerst diskret in der Stadt auf mehr einließ, standen nicht darüber, Pläne zu schmieden. Seine letzte Geliebte hatte versucht, ihn von den zahlreichen Vorzügen einer Heirat mit ihrer Nichte zu überzeugen. Zu besagten Vorzügen gehörte natürlich auch sie selbst.
    Er war gar nicht empört gewesen, noch nicht einmal überrascht; er stand dicht davor, dem Thema Ehe ein für alle Mal den Rücken zu kehren.
    »Mrs Cartwell, es ist mir eine Freude, Sie zu sehen.« Er nahm die Hand, die die hochnäsige Matrone ihm hinhielt, schüttelte sie und verneigte sich vor der lieblichen Vision neben ihr, dann machte er einen Schritt zurück und stellte Barnaby vor. Immer an Menschen interessiert, begann Barnaby nach einer höflichen Begrüßung ein belangloses Gespräch mit der reizenden Miss Cartwell; in feiger Dankbarkeit hielt Dillon sich zurück und überließ ihm die Bühne.
    Mrs Cartwell verfolgte den Austausch zwischen ihrer Tochter und Barnaby, dem dritten Sohn eines Earls und somit einem ebenso begehrenswerten Junggesellen wie Dillon selbst, mit Argusaugen. Mit der Rolle als Randfigur mehr als zufrieden wandte sich Dillon in Gedanken wieder dem Thema zu, das zu besprechen er und Barnaby sich ins Twig &c Bough zurückgezogen hatten, bis sie von den eindringenden Damen vertrieben worden waren. Sie hatten sich für die ruhigere Gaststätte für die gehobene Gesellschaft statt des Kaffeehauses des Clubs, das bei den Anhängern des Reitsports beliebt war, entschieden, einfach aus dem Grund, dass das Thema ihrer Unterhaltung in Rennsportkreisen zu gespitzten Ohren und tuschelnden Zungen führen würde.
    Ein weiterer Skandal beim Pferderennen war genau das, was er sich zu verhindern bemühte.
    Dieses Mal allerdings war er nicht auf der falschen Seite darin verwickelt; dieses Mal war er von dem allmächtigen Komitee des Jockey-Clubs hinzugezogen worden, um den Gerüchten eines Wettbetruges nachzugehen, die nach der letzten Rennsaison im Frühjahr aufgekommen waren.
    Diese Bitte war ein beabsichtigter und bedeutender Vertrauensbeweis - eine Erklärung, dass das Komitee seine Jugendsünden als gesühnt ansah, die Schuld getilgt war. Mehr noch, es war eine Bestätigung, dass das Komitee vollkommenes Vertrauen in ihn hatte, in seine Verschwiegenheit, seine Hingabe für die Zucht von Rennpferden, den Pferdesport insgesamt, den das Komitee überwachte und dem er und sein Vater vor ihm so lange gedient hatten.
    Sein Vater General Caxton hatte sich längst zurückgezogen, Dillon war nun Hüter des Abstammungsregisters und des Zuchtbuchs, den beiden offiziellen Werken, die gemeinsam über die Zucht und die Rennen von Vollblütern in England herrschten. In dieser Rolle war er darum gebeten worden, nachzuforschen, was an den Gerüchten dran war.
    Da es sich nun einmal um Gerüchte handelte, die zudem in diesem Fall aus London stammten, hatte er den ehrenwerten Barnaby Adair, einen guten Freund Gerrard Debbingtons, um Hilfe gebeten. Dillon kannte Gerrard gut, schon seit vielen Jahren wegen ihrer beider Verbindung zu der mächtigen Familie der Cynsters; Barnaby hatte
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