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Eine Liebe in Paris

Eine Liebe in Paris

Titel: Eine Liebe in Paris
Autoren: Ellen Alpsten
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Wangen wurden flammend rot. »Pardon. War nur ein Scherz.«
    »Keine Sorge«, sagte ich lachend, ersparte mir aber jedes weitere Wort.
    Wie viel Zeit verging, bis endlich das erlösende Schild mit
Porte de Versailles
auftauchte, weiß ich nicht mehr.
    »Endlich«, sagte Henri und ich setzte mich auf. Nun waren wir also wirklich, wirklich in Paris. Den blauen Straßenschildern nach zu urteilen, wohnten die Lefebvres im 15. Stadtbezirk –
Arrondissement
, wie es die Pariser nennen. Auf den Bürgersteigen eilten Menschen, die mit Tüten bepackt waren, und ich sah Schilder wie
Boucher
und
Boulanger
über den kleinen Geschäften. Es sah alles so aus, wie ich es mir immer vorgestellt hatte. Ein
Cordonnier
bot Schuhe nach Maß an – da musste ich unbedingt mal hin! Mein ganz eigenes Paar Schuhe, was für ein aufregender Gedanke! Rechts und links der Straße ragten bis zu acht Stockwerke hohe und sehr behäbig wirkende Bürgershäuser aus grauem Stein auf, deren Fassaden von großen Fenstern und langen gusseisernen Balkonen unterbrochen wurden.
    »Die Häuser sehen alle gleich aus«, sagte ich.
    »Das ist der sogenannte Haussmann-Stil. Napoleon der Dritte hat die Stadt komplett neu bauen lassen – Paris muss vor zweihundert Jahren eine einzige Baustelle gewesen sein.«
    »Wohnt ihr auch in einem Haussmann-Gebäude?«, fragte ich und sah an den strengen Fassaden nach oben.
    »Nein. Wir hatten Glück. Ich habe vor einigen Jahren mit einem Scheidungsfall zu tun gehabt und das Paar wollte sein Haus verkaufen. Es ist eine frei stehende kleine Villa, ganz in der Nähe der früheren Ateliers von Picasso und seinen Freunden. Du malst doch gerne, oder?«
    »Ja. Hat meine Mutter dir das erzählt?«
    »Sie hat es Marie am Telefon erzählt. Die beiden sind sich erstaunlich nahe, obwohl sie sich eigentlich nur aus den Briefen aus ihrer Jugend und von einigen Besuchen her kennen. Zusammen jung gewesen zu sein, verbindet mehr, als man es denkt.«
    Ich nickte. »Ich will Malerin werden«, sagte ich dann.
    »Das ist ein hartes Brot. Und nur sehr wenige schaffen es, je davon zu leben«, wandte Henri ein.
    »Ich werde das schaffen.«
    »So viel Selbstbewusstsein hilft bestimmt. Ich wünschte, ich selbst hätte mehr von dieser Überzeugung, dass man alles in der Welt erreichen kann. Aber dafür bin ich wohl zu alt.«
    »Malt in eurer Familie denn jemand? Camille vielleicht?«
    »Nein. Camille …«, er überlegte kurz und ließ den Satz dann unvollendet. »Camille hat dazu leider keine Zeit. Zumindest momentan nicht.«
    Ich fragte aus Mitleid nicht weiter nach. Sicher trug Camille gern mit Samtstoff bezogene Haarreifen, nur flache Schuhe und brave Steppjacken. Aus irgendeinem Grund hatte ich sie bereits in die »Mädchen, Pferde, Abenteuer«-Schublade gesteckt und diese in meinem Geist so fest verschlossen, dass es daraus kein Entkommen gab.
    Der Wagen hielt mit laufendem Motor vor einem hohen Metalltor, an dessen oberem Rand Spitzen aufragten. Henri griff nach einer Fernbedienung und gab einen Code ein, woraufhin sich das Tor langsam und lautlos öffnete.
    »Welche Nummer ist das?«, fragte ich ihn.
    »1948, das Jahr, in dem die Frauen in Paris das Wahlrecht erhalten haben. Wir sind da. Wie fühlst du dich?«, fragte er.
    Mir wurde zum ersten Mal etwas flau im Magen: Was erwartete mich hier? Hoffentlich lief der Monat, den ich bei den Lefebvres verbringen wollte, gut ab.
    »Ich bin aufgeregt. Sehr sogar«, gab ich zu.
    »Das kann ich mir denken. Aber alle freuen sich auf dich. Keine Sorge, das wird schon klappen, wir beißen nicht. Weißt du, wir hatten auch noch nie einen ganzen Monat lang einen Gast. Camille als Einzelkind wird es guttun, dass du da bist. Du kannst ihre ältere Schwester sein.«
    »Mal sehen«, entgegnete ich, und in meiner Stimme lag mehr Zweifel, als ich wollte.
    Henri fuhr in den schattigen Innenhof ein und parkte den Mercedes neben einem Kastanienbaum, der voller grüner und stacheliger Früchte hing. Nach der Hektik des Straßenverkehrserschien der Frieden von Haus und Hof unwirklich. Die gelben Hauswände waren über und über mit Efeu bewachsen und grüne Fensterläden waren einladend aufgeklappt.
    »Wie schön das ist«, sagte ich.
    »Das haben wir Marie zu verdanken. Sie hat so viel Geschmack …« Er brach ab, als wolle er noch etwas sagen, aber er überlegte es sich in letzter Minute anders. Stattdessen stieg er aus und ging um den Wagen herum, um mir die Tür zu öffnen.
    »
Voilà, Mademoiselle
. Es war mir
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