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Eine Lady nach Maß

Eine Lady nach Maß

Titel: Eine Lady nach Maß
Autoren: Karen Witemeyer
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Herz schlug wie wild.
    „Aber könnten Sie mich vielleicht auffangen? Ich glaube nicht, dass ich mich noch lange –“
    Er tauchte unter ihr hindurch, ihr erschrockenes Keuchen klang lauter in seinen Ohren als jeder Schrei. J.T. schaffte es, ihre Beine mit dem linken Arm aufzufangen, bevor sie den Boden berührten, und erwischte ihren Körper mit dem rechten. Er presste sie fest an sich, als er sich darum bemühte, sein Gleichgewicht nicht zu verlieren. Als er endlich wieder zu Atem kam, sah er in Miss Richards Gesicht und war erschrocken, dass ihre Augen geschlossen waren.
    „Geht es Ihnen gut?“
    Die Falten um ihre Augen entspannten sich, als sie langsam die Augen öffnete. Fasziniert sah er, von welch strahlendem Blau sie waren.
    „Ich … ich glaube schon. Danke, Mr Tucker.“
    Sie blinzelte und senkte ihr Kinn. Als J.T. sie vorsichtig aus seinen Armen ließ, stieß er mit dem Kinn gegen ihre Haube. Eine der Blumen, die in den Stoff gesteckt waren, hatte sich bei dem Unfall gelöst und baumelte ihr ins Gesicht. Ungeschickt versuchte er, sie an ihren Platz zurückzustecken, aber das widerspenstige Ding gehorchte ihm einfach nicht. Schließlich gab er auf, zog die Blume ganz heraus und übergab sie ihrer Besitzerin.
    „Hier.“
    Ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie die Blume entgegennahm. „Danke.“
    Sie musste ihn für einen Narren halten. Und warum auch nicht? Er war einer. Versuchte er doch tatsächlich, eine überflüssige Blume in ihre Haube zurückzustecken. Was war nur über ihn gekommen? Schnell sah er sich nach einem Ausweg um und entdeckte glücklicherweise Miss Richards ’ Täschchen in einer Ecke unter der Treppe.
    „Ich … ähm … werde nach Ihrem Schlüssel suchen.“
    Sie sagte nichts, aber er konnte das Rascheln ihrer Röcke hören, als sie hinter seinem Rücken versuchte, sie wieder zu ordnen. Er bückte sich, um die Tasche aufzuheben, und sah sich nach dem Schlüssel um.
    „Vielleicht hätte ich mich an das Sprichwort erinnern sollen, bevor ich so stolz und überheblich die Treppe hinaufgetrampelt bin.“ Ihr Eingeständnis brachte ihn dazu, vom Boden hin zu ihr zu blicken. „Sie wissen schon … Hochmut kommt vor dem Fall.“
    Ihre Worte auf der Treppe hatten ihn geärgert, aber wenn er ehrlich war, musste er zugeben, dass er genauso Schuld daran hatte. Wenn er sich vorher nicht so unhöflich benommen hätte, wäre es vielleicht nicht so weit gekommen. Doch er war noch nie gut darin gewesen, ein Blatt vor den Mund zu nehmen.
    „Zu der Sache mit dem Hochmut kann ich nichts sagen“, sagte er mit einem Schulterzucken. „Aber gefallen sind Sie definitiv.“
    Er war überrascht, als sie plötzlich in schallendes Gelächter ausbrach. „Das stimmt.“
    J.T. räusperte sich erneut und wandte sich schnell wieder dem Boden unter der Treppe zu. Nach kurzem Suchen sah er etwas aufblitzen. Der Schlüssel lag neben den hölzernen Überresten dessen, was einmal eine Treppenstufe gewesen war. Er klemmte sich die Tasche unter den Arm, hob den Schlüssel auf und sammelte auch die Holzteile ein. Jetzt sah er, dass das Holz völlig morsch war. Er zögerte. Wie viele der anderen Stufen waren wohl in dem gleichen Zustand?
    Miss Richards trat neben ihn und nahm ihm Tasche und Schlüssel ab. „Danke, Mr Tucker. Wenn Sie nicht so schnell gehandelt hätten, hätte ich mich ernsthaft verletzen können.“
    Er spürte, wie sie wieder förmlich und distanziert wurde, war aber zu sehr damit beschäftigt, die anderen Stufen zu untersuchen, um etwas zu erwidern.
    „Ich weiß, dass Sie schnellstmöglich wieder zu Ihrem Stall müssen“, fuhr sie fort, „deshalb schließe ich schnell die Tür auf.“
    Sie war fast oben auf der Treppe angekommen, als er endlich verstand, was sie dort tat.
    „Kommen Sie sofort da runter, bevor Sie wieder stürzen!“ Die Worte kamen schärfer, als er es geplant hatte, aber die Angst um ihre Sicherheit ließ ihn so heftig reagieren. Das und die Tatsache, dass er, als er hochschaute, erneut diese schlanken Waden in den schwarzen Strümpfen zu sehen bekam.
    „Machen Sie sich keine Sorgen, Mr Tucker. Diesmal stampfe ich nicht so fest auf. Und ich halte mich am Geländer fest. Es geht schon.“
    J.T. knirschte mit den Zähnen, als er zu der starrköpfigen Frau aufblickte, die er vorhin noch für intelligent gehalten hatte.
    „Das Holz der Treppe ist verrottet. Andere Stufen könnten auch nachgeben.“
    Ihre Augen wurden schmal, als sie den Mund fest
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